StartNewsPolitikEnttäuschende Biodiversitätskonferenz: Schweiz leistet ihren Beitrag nicht

Enttäuschende Biodiversitätskonferenz: Schweiz leistet ihren Beitrag nicht

Am Samstag endete die 16. UNO-Biodiversitätskonferenz in Cali, Kolumbien. Die Naturschutzorganisationen sind enttäuscht, dass in zentralen Punkten keine Einigung erfolgte. Auch für die Schweiz gilt: Hausaufgaben nicht erfüllt.

Die Naturschutzorganisationen WWF, Pro Natura und BirdLife kritisieren die Resultate der UNO-Biodiversitätskonferenz (COP16): Während eine Einigung auf minimale Indikatoren zur Biodiversität vorhanden ist, blieben die Positionen zu den entscheidenden Fragen der Finanzierung und des verbindlichen Umsetzungsmechanismus zu weit auseinander.

Die Schweiz konnte keinen Aktionsplan zum Erhalt der Biodiversität präsentieren

Die Vertragsstaaten waren an der COP16 verpflichtet, ihre nationalen Aktionspläne mit Massnahmen einzureichen – bisher haben 119 Länder diese eingereicht, die Schweiz gehört jedoch nicht. «Während andere Länder ihre nationalen Massnahmen kommuniziert haben, fehlt der Schweizer Aktionsplan immer noch – ein beunruhigendes Zeichen. Ohne echte Massnahmen bleibt der Schutz der Biodiversität ein leeres Versprechen», betont Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. 

Die Schweiz droht bei der Erreichung der 23 Biodiversitätsziele zu scheitern

Nicht besser sieht es bei den Zielen aus. Vor zwei Jahren wurden 23 Ziele beschlossen, um den Biodiversitätsverlust bis 2030 zu stoppen und umzukehren. Die Halbzeitbilanz wird bereits in zwei Jahren an der nächsten UNO-Konferenz gezogen. Die Zeit drängt, schreiben die Naturschutzorganisationen. Friedrich Wulf von Pro Natura fordert: «Die Schweiz muss dringend mehr für die Biodiversität tun, wenn sie die 23 Biodiversitätsziele erreichen will». In der Verantwortung steht hauptsächlich der Bund und der der Bundesrat: «Der verschleppte zweite Aktionsplan des Bundesrats muss gegenüber den bekannt gewordenen Entwürfen noch stark verbessert werden.» 

Der angekündigte Aktionsplan des Bundesrates beschränkt sich auf Berichte und Studien, statt auf konkrete Massnahmen für die Biodiversität. Zudem sind die Mittel zur Sicherung der Biodiversität in der Schweiz massiv ungenügend und zunehmend unter Druck, was gravierende Folgen hat.

Wissenschaft stellt dringenden Handlungsbedarf fest

«Die Situation der Biodiversität in der Schweiz ist besonders schlecht: Über ein Drittel der Arten ist bedroht oder ausgestorben, und die Hälfte der Lebensräume ist gefährdet», sagt Jonas Schmid vom WWF. «Bundesrat Albert Rösti hat in der Abstimmungsdebatte zur Biodiversitätsinitiative immer wieder betont, dass er die Biodiversität mit den geltenden Gesetzen schützen werde – doch es fehlt jeder Tatbeweis.» Diese Analyse wird breit gestützt: Über 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in einer gemeinsamen Stellungnahme die Notwendigkeit rascher und wirksamer Massnahmen in der Schweiz unterstrichen. 

Rösti weibelt für Autobahnen anstatt Biodiversität

Ein Detail am Rande: Die Schweiz wurde an der COP16 durch BAFU-Direktorin Karin Schneeberger vertreten. Umweltminister Albert Rösti nahm im Gegensatz zu über 100 anderen Umweltministern und mehreren Staatsoberhäuptern nicht an der weltweit grössten je organisierten Biodiversitätskonferenz teil. Stattdessen engagierte er sich in der Arena für den Ausbau der Autobahnen, der zur Zerstörung wertvoller Landwirtschafts- und Waldflächen im Mittelland führen würde.

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