Immer mehr Pflanzenarten werden durch den Menschen in neue Gebiete eingeschleppt. Dort verbreiten sie sich unkontrolliert und verursachen grosse Schäden. Die ursprünglichen Lebensräume der Art spielen eine wichtige Rolle bei der Etablierung an neuen Standorten.
In Europa verursachen Arten wie Goldrute, Japan-Knöterich, Einjähriges Berufskraut oder Drüsiges Springkraut grosse Probleme. Sie verdrängen unsere heimischen Arten, breiten sich unkontrolliert aus und die Bekämpfung ist aufwändig. Auf anderen Kontinenten verursachen unsere heimischen Pflanzen ganz ähnliche Probleme. In Amerika sind es beispielsweise die aus Europa stammenden Arten Löwenzahn, Hirtentäschel und Steinklee. Schuld an der Verbreitung von Pflanzen und Tieren auf andere Kontinente ist der Mensch. Pflanzen werden importiert oder durch unwissentlichen Sameneintrag weiterverbreitet. Häufig ist jedoch unklar, welche Faktoren darüber entscheiden, ob sich Pflanzen woanders dauerhaft ansiedeln und an dem neuen Standort für Probleme sorgen können. Viele Arten werden zwar eingeschleppt, verbreiten sich allerdings nicht.
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien zeigt nun erstmals, wie die Bindung an unterschiedliche Lebensräume die vom Menschen verursachte Ausbreitung europäischer Pflanzenarten auf andere Kontinente steuert. Die Forschungsergebnisse erscheinen im renommierten Wissenschaftsjournal «Proceedings of the National Academy of Sciences».
Zunahme der Zahl invasiver Arten
Mehrere Studien in den letzten Jahren haben eindrücklich gezeigt, dass die Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten durch den globalen Handel in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen hat. So sind bis heute weltweit über 13’000 Pflanzenarten vom Menschen in andere Regionen verbracht worden, davon stammen immerhin über 2’500 aus Europa. Zum Vergleich: In ganz Europa sind nur etwa 12’000 Pflanzenarten heimisch.
«Wir haben zum ersten Mal umfassend die Rolle der Bindung von Pflanzen an unterschiedliche Lebensräume im Heimatgebiet für ihre Ausbreitung untersucht. Unsere Hypothese war, dass dieser Faktor entscheidend für die Verbringung von Pflanzenarten ist», erklärt Franz Essl von der Universität Wien.
Das internationale ForscherInnenteam hat das Vorkommen für alle aus Europa stammenden über 2.500 Pflanzenarten, die bislang auf andere Kontinente verschleppt wurden, in verschiedenen Lebensräumen dokumentiert. In der Folge untersuchten sie, ob die Ausbreitung in anderen Kontinenten für Pflanzenarten bestimmter Lebensräume besonders stark war.
Das Ergebnis der Studie war eindeutig. Jene Arten, die in Europa in stark vom Menschen veränderten Lebensräumen wie Äckern, Brachflächen und «Gstätte» in Städten vorkommen, waren äusserst erfolgreich bei der Eroberung anderer Kontinente. Mehr als 40 Prozent der in Europa in diesen Lebensräumen vorkommenden Pflanzenarten sind mittlerweile auf andere Kontinente verschleppt worden.
«Im Zuge der Kolonialisierung anderer Erdteile haben Europäer viele Pflanzen in andere Erdteile ‹exportiert›. Dies geschah oft unabsichtlich – etwa mit verunreinigtem Saatgut», erläutert Franz Essl. Und er ergänzt: «Pflanzenarten, die in Europa schon in vom Menschen veränderten Lebensräumen heimisch waren, hatten dabei einen Startvorteil: Sie wurden öfters verschleppt und fanden in den neu zu besiedelnden Regionen ideale Lebensbedingungen vor». Diese Studie zeigt, dass die biologische Globalisierung manche Pflanzenarten besonders begünstigt – nämlich solche, die es geschafft haben, vom Menschen geschaffene Lebensräume zu erobern.
Zur Zeit kommen in unseren Wäldern der Sommerflieder und der Krischlorbeer immer häufiger vor. Und noch immer werden diese Pflanzen in grossem Stil verkauft. Wann werden die Händler solcher Pflanzen endlich zur Rechenschaft gezogen?
Solange die invasiven Neophyten in den Gärten toleriert werden, ist jede Bekämpfung dieser Problempflanzen reine Symtombekämpfung.