Britische Forschende zeigen in einer umfassenden Studie, dass Parasiten signifikant zum Rückgang von Buch- und Grünfinken beitragen. Die Fütterung spielt bei der Übertragung eine zentrale Rolle. Auch der potenziell gefährdete Schneesperling ist davon betroffen.
Die Fütterung von Wildvögeln hat nicht nur positive Seiten. Bereits länger weiss man, dass nur gewisse, meist häufige Arten profitieren. Während sie durch das Futter noch zahlreicher werden, wird die Konkurrenz um Ressourcen für andere Arten grösser. Ein anderes Problem ist die Übertragung von Krankheiten am Futterhaus, so von Trichomoniasis, verursacht durch den Parasiten Trichomonas gallinae. Die Krankheit wurde 2005 erstmals in England nachgewiesen und ist seit 2012 auch aus der Schweiz bekannt. Britische Forscher haben nun analysiert, ob Trichomoniasis für den Rückgang der Buch- und Grünfinken verantwortlich ist. Sie untersuchten 2184 tote Vögel. 52 % der Grün- und 29 % der Buchfinken waren vom Parasiten befallen. Auch zeigen die Forscher, dass die Populationsrückgänge in suburbanen Gebieten mit besonders vielen Futterhäusern speziell hoch sind. Sie schlussfolgern, dass Trichomoniasis für den Rückgang der beiden Arten hauptverantwortlich ist und die Fütterung bei der Übertragung eine wichtige Rolle spielt. Da die infizierten Vögel exzessiv Speichel produzieren, in dem sich der Parasit befindet, sind verseuchte Wasser- und Futterstellen Quellen der Weiterverbreitung. Die Resultate dürften zumindest für den Grünfinken auch auf die Schweiz übertragbar sein: Dessen Population war bis zum ersten Nachweis der Krankheit im Jahr 2012 stabil und ist seither um 40 % geschrumpft. Eine wichtige Erkenntniss aus der Studie ist zudem, dass nicht alle Arten bei gleichzeitiger Infektion mit demselben Parasiten, gleich rasch reagieren. So können Populationsrückgänge verschiedener Arten, über verschiedene Zeitperioden hinweg geschehen. Damit sind gemäss Forschenden latente Infektionen, die noch nicht erkannt wurden, auch in weiteren Arten möglich.
Auch der potenziell gefährdete Schneesperling ist betroffen
Der Schneesperling (Montifringilla nivalis subsp. nivalis) lebt das ganze Jahr hindurch, über der Baumgrenze. Während schlechten Wetterperioden im Winter kann er aber dazu gezwungen sein, in tieferen Gebieten Nahrung zu suchen. Die Schweizer Studie von Sebastian Dirren et al. im Journal of Ornithology wies nach, dass einige Gruppen des alpinen Vogels in gewissen Bergdörfern begonnen haben, Futterstellen zu nutzen. Laut Studie kommt es dort zu engem Austausch mit typischen Gartenvögeln – beispielsweise Grünfinken – die diese Futterstellen auch in alpinen Lagen regelmässig aufsuchen. Dies zeigt, wie wichtig es ist T. gallina auch in Schneesperlingen zu untersuchen und beobachten. Die Forschenden stufen das potenzielle Risiko dem die alpine Unterart, mit ihrer kleinen globalen Populationsgrösse, durch den Parasiten ausgesetzt ist, als besorgniserregend ein. Der voranschreitende Klimawandel und die damit veränderten Schneekonditionen, Temperaturen und Vegetationsbedingungen, tragen bereits zur Reduktion der Population der Schneesperlinge bei. Kommt dem nun ein Parasit hinzu, könnte dies schwere Folgen für die gesamte Subspezies haben.
Hot spots von Parasiten-Übertragungen zwischen verschiedenen Vogelarten – wie beispielsweise Futterstellen – müssen demnach dringend identifiziert und gut überwacht werden. Nur so können weitere Ausbrüche und die Verbreitung mimimiert werden. Ein wichtiger erster Schritt dafür ist, dass Menschen, die Futterstellen zur Verfügung stellen, sich gut über deren Handhabung und das Risiko der Krankheit Trichomoniasis informieren.
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Tipps zur Vogelfütterung von BirdLife Schweiz
Die Britischen Forschenden verweisen auf die Empfehlungen von «Garden Wildlife Health», deren Webseite auch Informationen zu den möglichen Parasiten gibt.
Originalpublikationen
Die Originalpublikation aus England finden Sie hier.
Die Originalpublikation aus der Schweiz finden Sie hier.