Nach frostigen Tagen hat die Wärme des vergangenen Wochenendes die Frühjahres-Wanderung der Amphibien eingeläutet. An mehreren Standorten haben sich erste Tiere auf die Reise zu ihren Laichgebieten gemacht. Bei ihren Wanderungen legen Amphibien oft grosse Strecken zurück und treffen vielerorts auf Strassen. Deshalb sind Helfer unterwegs, um die Zahl der Strassenopfer zu vermindern. Zudem schützen spezielle Tunnels und Zäune die Tiere vor dem Asphalt-Tod.
Grasfrosch, Bergmolch und Erdkröte gehören zu den ersten Arten, welche je nach Witterung bereits Ende Februar mit der Wanderung beginnen. Auslöser sind milde Temperaturen über 5 Grad Celsius und anfallender Regen. Ziel der alljährlichen Amphibienwanderung ist die Vermehrung. Die meisten Kröten und Frösche kehren als erwachsene Tiere zur Vermehrung an den Ort zurück, wo sie selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Dazu unternehmen sie Wanderungen von gelegentlich mehreren Kilometern. Den Weg zu Gewässer finden sie dank ihrem guten Gedächtnis sowie anhand des Magnetfeldes und Gerüchen.
Den Fröschen zuliebe Geschwindigkeit drosseln
Auf dem Weg vom Winterquartier zu ihrem Laichgebiet müssen die Amphibien häufig Strassen überqueren. Auf dem warmen Asphalt bleiben sie gerne sitzen, um sich aufzuwärmen. Männchen nutzen dort auch den guten Rundblick, um vorbeiziehende Weibchen abzupassen und sich mit ihnen zu verpaaren. Kein Wunder, dass der zunehmende Autoverkehr in den Nachtstunden zahllose Opfer unter den Amphibien fordert.
Wer denkt, dass Amphibien lediglich durch direktes Überfahren umkommen, hat weit gefehlt. Denn das Vorbeifahren mit erhöhter Geschwindigkeit – in diesem Fall mehr als 30 Kilometer pro Stunde – lässt Gefässe der Tiere platzen, was tödlich enden kann. Daher sollte beim Durchqueren von ausgeschilderten Wanderungsgebieten, insbesondere in der Dämmerung sowie nachts, die Geschwindigkeit gedrosselt werden.
Um Frösche und Kröten zu schützen, sind mancherorts Freiwillige im Einsatz, welche die Tiere einsammeln und über die Strasse tragen. Zehntausende von Amphibien werden so jedes Jahr gerettet. Möchten auch Sie mithelfen, Amphibien sicher über die Strasse zu bringen? Auf der Freiwilligen-Seite der karch sehen Sie an welchen Standorten noch fleissige Helfer gesucht werden.
Es ist noch lange nicht alles geklärt
Am Radolfzeller Max-Planck-Institut für Ornithologie laufen momentan Untersuchungen, die offene Fragen zur Amphibienwanderung klären sollen. Für diesen Zweck werden einzelne Kröten mit Sendern bestückt. Freiwillige Helfer spüren die Kröten daraufhin mittels Empfänger auf und halten den momentanen Standort der Kröte in regelmässigen Abständen fest – und dies während einer ganzen Nacht. Die Untersuchungen werden noch zwei weitere Jahre andauern.
Von den erhobenen Daten erhofft man sich, Rückschlüsse über die genauen Wanderungszeiten und den Einfluss des Wetters machen zu können. Es soll zudem geklärt werden, wie lange Kröten nach dem Eingang von «Kröten-Unterführungen» suchen. Solche Unterführungen werden auch in der Schweiz gebaut und ermöglichen das Überwinden stark befahrener Strassen mittels eigens für die Amphibien gebautem Tunnel.
Untersuchungen der ZHAW unterstreichen die Wichtigkeit sachgemäss gebauter Tunnel und Leitsysteme: Sind diese schlecht angefertigt, bilden sie für Amphibien ein Hindernis, statt sie zu schützen. Gesamthaft über die untersuchten 17 Anlagen zeigte sich erfreulicherweise, dass bei Querungsraten von > 75% die Populationen in der Regel angestiegen sind. Bei geringeren Querungsraten (<75%) wurden die Populationen meistens kleiner. Weiter konnte nachgewiesen werden, dass je breiter die Tunnels waren, die Querungsrate anstieg.
Weitere Informationen zur Amphibienwanderung finden Sie auf der Website der karch.