StartNewsNaturNeophyten-Bekämpfung ja, aber richtig

Neophyten-Bekämpfung ja, aber richtig

Eine Analyse von Pro Natura zeigt: Die Schweiz bekämpft die invasiven, gebietsfremden Pflanzenarten ineffizient und bar jeder Strategie. Sie setzt dadurch Millionen Schweizer Franken falsch ein. Zum Anlass der schweizerischen Aktionstage «Arten ohne Grenzen» vom 21. bis 23. Juni fordert daher Pro Natura eine gezieltere Bekämpfung von invasiven Arten und eine Strategie, die grosses Gewicht auf Prävention und Information der Bevölkerung legt, wie die Umweltschutzorganisation mitteilt.

Der Riesenbärenklau, eine prächtige Pflanze. Kommt die menschliche Haut in Kombination mit Sonnenlicht mit ihr in Berührung, drohen Verbrennungen 3. Grades. Oder der Japanische Knöterich: Er destabilisiert Böschungen und Bauwerke, welche aufwändig wieder instand gestellt werden müssen. Beiden Pflanzen gemeinsam sind zwei Dinge: Sie sind invasive Neophyten, d.h. sogenannte gebietsfremde Pflanzenarten, und sie wuchern, wenn man sie nicht gezielt bekämpft. Nicht alle invasiven Neophyten gefährden die menschliche Gesundheit oder bewirken wirtschaftliche Schäden, doch alle aktuell 45 in der Schweiz bekannten «Invasiven» sind eine Bedrohung der biologischen Vielfalt. Deswegen hat sich die Schweiz international mehrfach verpflichtet, die Verbreitung dieser Pflanzen zu unterbinden.

Eine Umfrage bei Experten, Umweltfachstellen und den Gemeinden legt in der Bekämpfung der gebietsfremden Pflanzen beträchtliche Mängel offen. Von den rund 20 Millionen Schweizer Franken, die zur Bekämpfung der Neophyten Schweiz weit eingesetzt werden, bleibt rund die Hälfte annähernd wirkungslos. Die Massnahmen werden ohne übergeordnete Strategie getroffen, das heisst es gibt keine Priorisierung der wichtigsten zu bekämpfenden Arten und der wichtigsten zu schützenden Lebensräume. Auch erfolgen nach getätigten Massnahmen meist keine regelmässigen und langfristig wirksamen Nachkontrollen.

Inbegriff der Ineffizienz ist folgendes Beispiel: Während in Naturschutzgebieten und entlang der Flüsse invasive Neophyten wie der Sommerflieder, die Robinie oder der Kirsch-Lorbeer unter Einsatz hoher Kosten entfernt werden müssen, werden diese in den Gartencentern immer noch verkauft. Aktuelle Stichproben in Gartencentern des Kantons Freiburg durch die kantonale Pro Natura Sektion haben ergeben, dass sogar invasive Arten, deren Verkauf bereits seit 2008 verboten wäre, immer noch in den Regalen stehen. «Die Kantone nehmen ihre Kontrollfunktionen beim Verkauf von verbotenen invasiven Pflanzenarten eindeutig zu wenig wahr», ärgert sich Wolfgang Bischoff, Projektleiter Schutzgebiete bei Pro Natura.

Pro Natura fordert daher zum Anlass der nationalen Aktionstage Neobiota (gebietsfremde Pflanzen und Tiere) mehr Effizienz in der Bekämpfung invasiver Arten, die Ausweitung und konsequente Kontrolle des Verkaufsverbots von invasiven Pflanzen und bessere Information der Bevölkerung sowie eine Strategie, die die vorrangig zu bekämpfenden Arten und zu schützenden Lebensräume festhält, damit der Einsatz der knappen Mittel für Mensch und Natur Wirkung zeigt.

3 Kommentare

  1. Ist Kirschloorbeer verboten? ich sehe nur Kirschlorbeerhecken um neue Liegenschaften, und nachdem etliche Pflanzen im Winter erfroren sind, werden sie durch Kirschloorbeer ersetzt. Niemand scheint von einem Verbot zu wissen?! Vielleicht ist er ja auch nur auf einer schwarzen Liste. Und das würde dann etwa so viel wie gar nichts nützen, dessen Verbreitung einzudämmen.

  2. Der Kirschloorbeer ist in dem Sinne nicht verboten, steht aber auf der schwarzen Liste der invasiven Pflanzenarten der Schweiz. Das heisst, solange er in den Gärten bleibt, ist er kein Problem, doch vielerorts, vor allem in tieferen Lagen, verwildert der Kirschloorbeer in die Wälder, wo er dichte Bestände bilden und durch Beschattung die natürliche Verjüngung des Waldes verhindern kann. Daher gilt: auf Pflanzungen in der freien Landschaft verzichten und vor allem geschnittenes Material fachgerecht entsorgen und nicht einfach irgendwo am Waldrand deponieren! Hier noch ein nützlicher Link zum Thema: http://www.cps-skew.ch/deutsch/invasine_gebietsfremde_pflanzen/information_zu_invasiven_gebietsfremden_pflanzen.html

  3. Nicht nur geschnittenes Material fördert die ungewollte Verbreitung. Da besonders Amseln die Beeren des Kirschlorbeers fressen, verschleppen sie diese und «säen» den Kirschlorbeer damit besonders an Waldrändern, oft in erstaunlich grossen Distanzen zur ursprünglichen Pflanzung.

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