Lebens- und Futtermittel produzieren und gleichzeitig das Klima schützen – geht das? Ja, eine Möglichkeit ist die Agroforstwirtschaft, die Kombination von Landwirtschaft mit der Nutzung von Bäumen auf gleicher Fläche. In der Schweiz haben Hochstamm-Feldobstanbau, Kastanien-Selven und Wytweiden Tradition. Nun erleben diese Agroforstsysteme sowohl im Ackerbau als auch in der Viehhaltung ein Comeback.
Wegen des Klimawandels sind Landwirtinnen und Landwirte in vielfältiger Weise gefordert: sie sollen Treibhausgasemissionen reduzieren und gleichzeitig mehr produzieren. Ein grosser Spagat, der Anpassungen und Innovationen erfordert. Moderne Agrarsysteme bieten laut einer Medienmitteilung von Agroscope Möglichkeiten um gleichzeitig Lebens- und Futtermittel zu produzieren und das Klima zu schützen. Im Rahmen des EU-Projekts AGFORWARD haben Agroscope-Fachleute in ganz Europa nach Standorten mit Umwelt-Defiziten gesucht, die von Agroforstsystemen profitieren würden. Die Agroforstwirtschaft entfaltet nämlich ein erhebliches Potenzial für den Klima- und Umweltschutz. Die Bäume speichern Kohlenstoff, reduzieren Bodenerosion sowie Nitratverluste und bieten Habitate für viele Tierarten. Letzteres wirkt sich unter anderem positiv auf Bestäuber und Nützlinge aus.
Die Agroscope-Fachleute kommen zusammen mit internationalen Partnern zu einem erstaunlichen Ergebnis. Würde die Agroforstwirtschaft auf rund 9 % der europäischen Landwirtschaftsfläche etabliert, liessen sich bis zu 43 % der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen in Europa kompensieren. Das ist ziemlich beachtlich, und so liesse sich die Nahrungs- und Futtermittelproduktion weiterführen.
Nicht nur europaweit, sondern auch ganz konkret in der Schweiz treten regional Umwelt-Defizite in der Landwirtschaft auf, die von modernen Agroforstsystemen gemindert werden könnten. Zusätzlich zu den traditionellen Agroforstsystemen eignen sich beispielsweise Ackerbau-Fruchtfolgen mit Wildobst zur Wertholzproduktion, Gemüsebau mit Tafel- und Mistobst oder Hennen-Freilandhaltung mit Nussbäumen. Mehr Details zu Defiziten, der regionalen Verteilung sowie zu angepassten Lösungen finden sich unter www.agroscope.ch/agroforst.