Die Global Peatlands Initiative hat den 2. Juni zum internationalen Tag der Moore erkoren. Ein Blick auf die Moore der Schweiz zeigt: Die Lage ist desolat. Es ist dringend nötig, sie besser zu schützen und Moore als wertvolle Ökosysteme wiederherzustellen.
Fast 90 % der Moore gingen laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) in der Schweiz in den vergangenen 200 Jahren verloren. Flach- und Hochmoore wurden trockengelegt, um die Flächen forst- oder landwirtschaftlich nutzen oder überbauen zu können. Die verbleibenden Moorflächen sind gesetzlich geschützt. Doch dieser Schutzstatus hält die Qualitätsverschlechterung vieler Flächen noch nicht auf, berichtet BirdLife in einer Medienmitteilung. Bestehende Drainagen wirken weiterhin, Gräben dürfen auch in geschützten Mooren in gleicher Tiefe erneuert bzw. ausgebaggert werden. Sie entziehen den Mooren so weiterhin Wasser – das Wasser, das gerade die Existenz eines Moors ausmacht. Der Eintrag von Nährstoffen aus der Landwirtschaft und aus dem Verkehr über die Luft stellt einen weiteren Bedrohungsfaktor für die Moore dar. Er führt zu Verbuschung und tieferer Artenvielfalt. Ein Grossteil der Moore hat noch immer keine ausreichenden Pufferzonen gegen Nährstoffeinträge und Störungen sowie zur Sicherung ihres Wasserhaushalts. «Die Moore der Schweiz verlieren also aufgrund von ungenügender Umsetzung der Schutzbestimmungen vielerorts nach wie vor an Qualität», erklärt Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz.
Grosse Bedeutung der Moore für Klimaschutz und Biodiversität
Der riesige historische Verlust an Mooren in der Schweiz und die fortlaufende qualitative Entwertung der noch bestehenden Moore sind dramatisch, denn Moore sind sehr wichtig für den Schutz des Klimas und der Biodiversität. Obwohl Moore nur 3-4 % der Erdoberfläche bedecken, speichern sie rund einen Drittel des weltweit im Boden eingelagerten CO2. Intakte Moore lagern weiterhin CO2 im Boden ein, während entwässerte Moore CO2 an die Atmosphäre abgeben und so den Klimawandel beschleunigen. Zudem nehmen Moore grosse Mengen an Wasser bei Starkniederschlägen auf und speichern diese. Dies führt zu einem Ausgleich zwischen Perioden mit sehr viel und sehr wenig Niederschlägen – ein grosser Vorteil im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels. Wie für das Klima sind die Moore auch für den Schutz der bedrohten Biodiversität von grosser Bedeutung. Zahlreiche spezialisierte und oftmals gefährdete Pflanzen-, Tier- und Pilzarten kommen nur oder vorzugsweise in Mooren vor.
Moore müssen wiederhergestellt werden
Deshalb ist es international ein vordringliches Ziel, Moore und andere wertvolle Ökosysteme wiederherzustellen. Die UNO hat 2021 bis 2030 sogar zur Dekade der Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt. In der Schweiz wurde die Dekade der Wiederherstellung von Ökosystemen bisher nicht aufgenommen, obwohl gerade hier so viele Ökosysteme zerstört wurden. Für Moore ist die wichtigste Massnahme die Wiederherstellung des Wasserhaushalts. Verschiedene Kantone haben punktuell Moore saniert oder wiederhergestellt. Auch BirdLife Schweiz hat z. B. im Neeracherried erfolgreich Projekte zur Wiederherstellung von Flachmooren und Riedvegetation durchgeführt. «Diese Beispiele zeigen, dass ein viel besserer Schutz der Moore und der Biodiversität in der Schweiz möglich wäre», sagt Raffael Ayé. «Es fehlt aber bisher am politischen Willen und an den entsprechenden personellen, finanziellen und weiteren Ressourcen.»