SRF Investigativ und Kassensturz zeigen in einer Recherche auf, was die Sanierungen von PFAS belasteten Böden und Gewässern die Schweiz kosten könnten. Es geht um Beträge in Milliardenhöhe. Trotzdem ist ein schnelles Verbot der Substanzen unwahrscheinlich.
PFAS («Per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen»), sogenannte Ewigkeitschemikalien, sind stabile Chemikalien, die sich in der Umwelt nicht abbauen. Sie werden seit den 1940er Jahren verwendet und sind aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden sowie temperaturbeständigen Eigenschaften in vielen Industriebereichen beliebt. Sie sind jedoch auch teilweise toxisch und gefährlich für die Gesundheit. Unterschieden wird zwischen langkettigen und kurzkettigen PFAS. Die langkettigen bleiben länger im menschlichen Körper und ihre Toxizität ist besser erforscht. Sie sind heute schon zum grössten Teil verboten.
Da sie sich in der Umwelt praktisch nicht abbauen, sind sie überall im Boden und im Wasser zu finden. Grossflächige Sanierungen sind nötig, um PFAS wieder zu entfernen. Das «Forever Pollution Project» hat nun unter Beteiligung von SRF Investigativ und Kassensturz ermittelt, was die Sanierung von stark belasteten Standorten und dem Trinkwasser kosten könnte.
Problem mit der PFAS-Grundbelastung nicht gelöst
Zwei verschiedene Szenarien wurden für die Berechnungen erstellt: Eine minimale Sanierung sowie eine umfassendere Sanierung.
Minimal Sanierung: Bei einer minimalen Sanierung würden nur langkettige PFAS saniert werden. Zudem müsste der Eintrag von neuen PFAS sofort gestoppt werden. Der grösste Teil der Kosten würde dabei für die Sanierung stark belasteter Erde verwendet werden, ein kleinerer Teil für Abfalldeponien und Trinkwasser. Die Kosten belaufen sich dabei auf etwas mehr als 1 Milliarde Franken für einen Zeitraum von 20 Jahren, beziehungsweise 52 Millionen Franken pro Jahr.
Umfassendere Sanierung: Bei einer umfassenderen Sanierung würden zusätzlich auch kurzkettige PFAS saniert werden. PFAS sind in diesem Szenario nicht verboten und würden weiterhin in die Umwelt gelangen. Die Kosten belaufen sich dabei auf 26 Milliarden Franken für einen Zeitraum von 20 Jahren, beziehungsweise 1.3 Milliarden Franken pro Jahr.
Bei den PFAS-Berechnungen handelt es sich um Schätzungen. Durch neue Technologien könnten PFAS zukünftig auch günstiger saniert werden. Trotzdem handelt es sich eher um eine konservative Schätzung, da in beiden Szenarien nur die stark belasteten Standorte saniert werden würden. Die Grundbelastung würde weiter bestehen. Auch gesundheitliche Folgekosten sind nicht miteinberechnet.
Auch die Hersteller sollen zahlen
Auf Anfrage von SRF antwortete das Bundesamt für Umwelt (BAFU), dass schweizweit bisher etwa 50 bis 100 Millionen Franken für PFAS-Reinigungen von Böden oder Gewässern ausgegeben worden sind. Die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK kritisiert, dass in der Regel die Allgemeinheit für die Schäden aufkommt — entweder die Eigentümer des betroffenen Stücks Land oder die öffentliche Hand. Das EFK fordert, dass in der Zukunft auch die PFAS-Hersteller zur Kasse gebeten werden.
In der EU sollen alle PFAS-Chemikalien schrittweise verboten werden. Die Schweiz übernimmt in der Regel die Vorgaben über Regulierungen von Chemikalien von der EU. Ab 2026 sollen erste Beschränkungen in Kraft treten — auch in der Schweiz. Trotzdem wird es wahrscheinlich noch Jahre gehen, bis PFAS komplett verboten werden. Falls überhaupt. Die Grünen haben deshalb eine Petition lanciert die fordert, dass Ewigkeitschemikalien verboten werden. Unterschreiben Sie hier.
Mehr Informationen:
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SRF — So viel könnten PFAS die Schweiz kosten