Im Hitzesommer 2018 verzeichneten die Gletscher massive Verluste. Ohne die riesigen Winter-Schneemengen wäre die Schmelze noch viel dramatischer ausgefallen. Mit einer Häufung von Extremjahren haben die Schweizer Gletscher in den vergangenen 10 Jahren einen Fünftel ihres Volumens verloren.
Die Massenbilanz der Gletscher – also die Bilanz zwischen Zuwachs durch Schnee und Verlust durch Schmelze – ist gemäss Messungen auf 20 Gletschern in allen Landesteilen einmal mehr stark negativ, berichtet die Expertenkommission für Kryosphärenmessnetze der Akademie der Naturwissenschaften. Dies ist vor allem bemerkenswert, weil im April und Mai teilweise Rekord-Schneehöhen auf den Gletschern gemessen wurden. Besonders im Wallis waren die Gletscher zu Beginn der Schmelz-Periode mit bis zu 70% mehr Schnee als normal ausserordentlich gut eingeschneit. Der Schutz durch die dicke Schneedecke reichte aber angesichts der anhaltenden Hitzephasen im Sommer bei weitem nicht aus und die Gletscher verloren bis Ende September massiv an Volumen. Viele Gletscher büssten 1.5 bis 2 Meter mittlere Eisdicke ein, teilweise auch deutlich mehr. Dank des vielen Winterschnees fielen die Dickenverluste im südlichen Wallis mit etwas weniger als 1 Meter geringer aus (z.B. am Allalingletscher, Findelengletscher, und Glacier de Giétro).
Kleine Gletscher zerfallen
Für alle rund 1’500 Schweizer Gletscher wird für das hydrologische Jahr 2017/18 ein Verlust von rund 1’400 Millionen Kubikmetern Eis geschätzt. Das aktuell noch vorhandene Gletschervolumen ist somit in diesem Jahr um über 2.5% zurückgegangen. Aufsummiert über die letzten 10 Jahre ging ein Fünftel des verbleibenden Gletscher-Eises verloren. Damit könnte die gesamte Fläche der Schweiz mit einer 25 cm hohen Wasserschicht gleichmässig bedeckt werden. Die Häufung von Hitzesommern macht vor allem kleinen Gletschern stark zu schaffen; viele zerfallen richtiggehend.
Massiv Schnee im Winter, fast keiner im Sommer
Nach drei mageren Wintern war 2017/18 in den Bergen sehr schneereich. Nach einem frühen Winterstart anfangs November und überdurchschnittlichen Schneefällen im Dezember war vor allem der Januar extrem niederschlagsreich, aber auch rekordmässig warm. Der Niederschlag in tieferen Lagen fiel meist als Regen, wodurch die Schneehöhen unterhalb von 1000 m vielfach nur noch halb so gross waren wie im langjährigen Mittel. In hohen Lagen dagegen fielen von Ende Dezember bis Ende Januar gebietsweise 2.5 bis 6 Meter Schnee. Am meisten schneite es im Wallis – in den trockenen Vispertälern so viel wie es nur alle 70 Jahre zu erwarten ist. Bis Ende März lag oberhalb von 2000 m immer noch bis zu doppelt so viel Schnee wie üblich. Die Schneehöhen waren 2018 grösser als in den letzten 20 Jahren je gemessen wurde. In den sehr warmen und trockenen Monaten April und Mai nahmen die Schneehöhen dann aber markant ab und erreichten bis in den Frühling überall normale Werte, ausser im südlichen Wallis. Entsprechend aperten die Schnee-Messfelder trotz der grossen Winter-Schneemengen nicht später aus als üblich.
Hitze und Trockenheit machte den Gletschern zu schaffen
Der vergangene Sommer (Juni-August) war laut MeteoSchweiz der drittwärmste nach 2003 und 2015 seit Messbeginn; das Sommerhalbjahr (April-September) sogar das wärmste überhaupt. Neben den hohen Temperaturen war die Trockenheit ein prägendes Merkmal des Sommerhalbjahres. Dies führte dazu, dass es nur sehr wenig Neuschnee auf den Gletschern gab. So gab es z. B. auf dem Weissfluhjoch (2540 m) zwischen dem 17. Mai und 4. September kein einziges Ereignis mit mehr als 1 cm Neuschnee. Seit Messbeginn vor 81 Jahren gab es dort noch nie so wenig Sommer-Neuschnee. An 87% aller Sommer-Tage sank die Temperatur auch auf dieser Höhe nie unter die Null-Grad Marke.