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Mit Getränkekarton-Recycling viel Holz einsparen

Ein Projekt hat gezeigt: Schweizer wollen ihre Milch- und Orangensafttüten recyceln. Die zurückgebrachten Mengen an Getränkekartons waren so gross, dass die Sammlung wieder eingestellt werden muss.

Bei einem Pilotprojekt des Vereins Getränkekarton-Recycling Schweiz (GKR) mit Aldi Suisse wurden nicht nur Plastikflaschen, sondern auch Getränkekartons zum Recyceln gesammelt. Die Mengen, die bei den Aldi-Filialen zurückgegeben worden sind, übertrafen die Erwartungen bei Weitem, wie die GKR in ihrer Mitteilung schreibt. Dies bringe den Discounter dazu die Sammlung von Getränkekartons Ende Juni wieder 2019 einzustellen.

Dies bedauert der Verein, denn das Getränkekarton-Recycling stelle ein echtes Bedürfnis dar. Dies belegen auch Studien, wonach 9 von 10 Konsumenten Getränkekartons zurückgeben würden. Das macht auch durchaus Sinn: Mit dem Recycling aller in der Schweiz auf den Markt gebrachten Getränkekartons könnte viel Holz eingespart werden. Pro Jahr könnte so rund 11’000 Fussballfelder an Waldfläche eingespart werden.

Funktionierendes Recyclingsystem

Die Verwertung der gesammelten Getränkekartons findet in der Schweiz statt. Die Model AG in Weinfelden hat im Jahr 2017 eine neue Anlage in Betrieb genommen, die alle Getränkekartons der Schweiz verwerten kann. «Die wertvollen Papierfasern sind in der Kartonindustrie ein begehrter Rohstoff. Es macht wenig Sinn, wenn wir aus dem Ausland Getränkekartons importieren müssen, während die Schweizer Verpackungen im Abfall landen.» meint Markus Kowaleff der Model AG. Im Ausland gibt es zudem technologische Verfahren, die es ermöglichen, auch den Plastik- und Aluminiumanteil stofflich zu verwerten. Für die Schweiz sind diese Verfahren momentan in Prüfung. Jedoch macht es bei den geringen Mengen an gesammelten Getränkekartons noch keinen Sinn, diese Technologie in der Schweiz aufzubauen.

Fortbestehende Sammelstellen

Trotz des Ausstiegs von Aldi geht die Sammlung von Getränkekartons in der Schweiz weiter. Es existieren heute rund 100 weitere Sammelstellen, an denen diese zurückgebracht werden können. Diese Sammelstellen sind möglich dank engagierten Gemeinden und Entsorgern, welche die Sammlung freiwillig anbieten.

«Die Verwertungsmöglichkeit in der Schweiz besteht, die Leute wollen sammeln, die Sammlung funktioniert problemlos – eine flächendeckende Sammlung könnte morgen eingeführt werden», konstatiert Dr. Josef Meyer, Präsident des Vereins GKR. Was fehlt, ist eine Finanzierungslösung, wie sie beispielsweise bei PET oder anderen Materialien besteht. Der Verein GKR setzt sich seit Jahren für eine freiwillige Branchenlösung ein. Das wäre die Voraussetzung, um einen vorgezogenen Recyclingbeitrag einzuführen. Unter den gegebenen Umständen scheint diese Finanzierung keine Option zu sein. Der Verein GKR wird nun die Lösungen in anderen Ländern evaluieren und prüfen, welche auf die Schweiz adaptierbar sind. Denn im umliegenden Ausland ist das Recyceln von Getränkekartons schon seit Jahrzehnten gang und gäbe.

Info Finanzierung: Eine verursachergerechte Finanzierung von Recyclingsystemen ist in der Schweiz üblich. Eine mögliche Lösung, für die sich der Verein GKR seit Jahren einsetzt, ist der vorgezogene Recyclingbeitrag. Dabei wird im Rahmen einer freiwilligen Branchenvereinbarung ein Betrag von beispielsweise 1-2 Rappen pro Verpackung erhoben. Davon wird das Sammelsystem finanziert. Selbst wenn der Betrag auf den Konsumenten abgewälzt wird, kommt ihn das günstiger zu stehen, als die Abfallgebühren.

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