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WWF-Rating zur Nachhaltigkeit von Schweizer Retailbanken

Wie nachhaltig arbeiten die 15 grössten Schweizer Retailbanken mit dem Geld ihrer Kund*innen? Sind neben Renditen, Liquidität und Sicherheit auch ökologische Faktoren ein Thema? Der Vergleich mit der letzten Ausgabe des Ratings vor vier Jahren zeigt: Die Banken haben Fortschritte gemacht, im Kerngeschäft verankert ist die Umsetzung der Klimaziele jedoch noch nicht.

Der WWF analysierte gemeinsam mit PwC Schweiz die Arbeitsweise der 15 grössten Schweizer Retailbanken bezüglich Nachhaltigkeit. Alle untersuchten Banken sind in unterschiedlicher Art in Initiativen aktiv, die sich für Klima, Umwelt und Soziales einsetzen. Aber nur wenige Banken bringen ihr Kerngeschäft mit Hilfe wissenschaftsbasierter Methoden mit den Klimazielen von Paris in Einklang, berichtet der WWF Schweiz in einer Medienmitteilung.
Die Banken fokussieren auf die Umweltauswirkungen des eigenen Geschäftsbetriebs. Konkrete umweltbezogene Ziele und Massnahmen für das Kerngeschäft, d.h. das Anlage- und Finanzierungsgeschäft, gibt es nur bei wenigen. Ökologische Gedanken haben die Banken zwar inzwischen in der strategischen Ausrichtung vermehrt direkt verankert, und auch das Angebot nachhaltiger Produkte und Services wurde vergrössert. Wie die ökologischen Faktoren innerhalb der Anlageprodukte berücksichtigt werden, ist jedoch sehr unterschiedlich. Kund*innen fehlt oftmals noch die Transparenz, um fundierte nachhaltige Anlageentscheidungen treffen zu können.

«Wir erwarten von einer Retailbank, dass sie langfristig eine faire Balance herstellt zwischen umweltbezogenen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen.», erklärt Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz.

Keine «visionäre Bank», keine «Vorreiter Bank»

Der WWF publiziert zum zweiten Mal ein Rating der 15 grössten Schweizer Retailbanken, also jener Banken, die auch Gelder von Kleinsparern verwalten. Wie im Rating 2016/2017 gibt es keine Bank, die der Gruppe der «Vorreiter» oder «Visionäre» zugeordnet werden kann.

  • Visionäre: keine
  • Vorreiter: keine
  • Verfolger: Basler Kantonalbank, Basellandschaftliche Kantonalbank, Berner Kantonalbank AG, Credit Suisse (Schweiz) AG, Raiffeisen-Gruppe, UBS Switzerland AG, Zürcher Kantonalbank
  • Mittelfeld: Banque Cantonale Vaudoise, Graubündner Kantonalbank, Migros Bank AG, Post Finance AG, St. Galler Kantonalbank AG, Valiant Bank AG
  • Nachzügler: Aargauische Kantonalbank, Luzerner Kantonalbank AG

Was wurde analysiert?

Der WWF hat gemeinsam mit PwC Schweiz die Bereiche Sparen, Anlegen, Vorsorgen, Kredite und Finanzierungen sowie die Unternehmensführung analysiert:

Unternehmensführung
Die Mehrzahl der Banken fokussiert weitestgehend auf die direkten betriebsökologischen Themen. Ökologische Kriterien fliessen oft zuwenig in die gesamten Anlage- und Finanzierungstätigkeiten ein. Das Kerngeschäft wird noch nicht ausreichend mit den Klimazielen von Paris in Einklang gebracht. Verbindliche Zielsetzungen zur konkreten Reduktion der Klimarisiken im Kerngeschäft sind Einzelfälle; damit bleibt der grösste Wirkungshebel der Banken derzeit noch mit unverbindlichen Zielen ausgestattet. Die Berücksichtigung von Biodiversitätsaspekten findet fast gar keine Anwendung.

Sparen, Anlegen & Vorsorgen
Die Sparprodukte wie beispielsweise Sparkonten werden nur von zwei Banken als potenzielle Hebel für die Förderung nachhaltiger Entwicklungen erkannt. Das Kundenangebot nachhaltiger Lösungen ist hier spärlich. Dafür bieten die Banken vermehrt Anlage- und Vorsorgeprodukte mit nachhaltigen Optionen an. Es fehlen aber noch verbindliche Mindeststandards auf dem Finanzmarkt bei der Kennzeichnung nachhaltiger (und auch nicht nachhaltiger) Produkte, welches die Transparenz und Vergleichbarkeit der Produkte für Kundinnen und Kunden erschwert.
Nur einzelne Banken wie die Basler Kantonalbank, die Basellandschaftliche Kantonalbank, die UBS Switzerland AG oder die Zürcher Kantonalbank schaffen in dieser Hinsicht eine gewisse Transparenz.

Kredite & Finanzierungen
Über die Kreditseite haben die Banken eine direkte Verbindung zur Realwirtschaft. Genau in diesem Bereich wird noch zu wenig unternommen. 13 von 15 Banken bieten mittlerweile Öko-Hypotheken mit Vorzugskonditionen für ökologisches Bauen und Wohnen an. Jedoch bleiben Kreditlösungen, die speziell nachhaltige Projekte oder die Finanzierung dieser fördern, eine Seltenheit. So gibt es beispielsweise nur vereinzelt Kredite, deren Konditionen an Nachhaltigkeitsindikatoren und damit auch an das Nachhaltigkeitsrisikoprofil der Kreditnehmenden geknüpft sind.
Die grosse Mehrheit der Banken hat eine grössere Lücke und bezieht nachhaltigkeitsbezogene Risiken bisher noch nicht vollumfassend und meist nur qualitativ in das bestehende Risikomanagement mit ein.

Wirkung der Finanzprodukte
Bei der Wirkungsmessung der angebotenen Finanzprodukte besteht viel Verbesserungspotenzial. Für Anlage- und Vorsorgeprodukte geschieht dies schon bei einer Mehrzahl der teilnehmenden Banken. Hier ist aber auch der Umfang der Emissionsmessung noch ungenügend, und er beschränkt sich teilweise auf einzelne Produkte und wird nicht für das gesamte Portfolio berechnet. Bei den Unternehmenskrediten und Hypotheken ist die Informationslücke noch grösser.


  • Das WWF-Rating «Nachhaltigkeit im Schweizer Retailbanking 2020/2021» finden Sie hier.
  • Die Zusammenfassung finden Sie hier.
  • WWF-Leitfaden für Bankkundinnen und -kunden finden Sie hier.

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