Am Freitag gingen in über hundert Ländern Menschen auf die Strasse, um für besseren Klimaschutz zu protestieren. Auch in der Schweiz wurde in rund 25 Städten gestreikt. In Zürich alleine kamen mehr als 10’000 Menschen zusammen.
Es regnet und regnet. Windböen lassen ganze Reihen von Regenschirmen umkippen und peitschen einem die Regentropfen ins Gesicht. Nein, gemütlich ist das Wetter nicht gerade. Und trotzdem sind sie da, viele, unglaublich viele Menschen, die am Klimastreik in Zürich zusammenkommen. Sie fordern: «Systemchange not Climate Change».
Viele Teilnehmer waren erstaunt, wie viele Tausende Menschen trotz dem schlechten Wetter um ein Uhr auf der Polyterrasse zusammen strömten. «Ich dachte heute sei nicht so viel los, weil es so regnet. Aber die Polyterrasse ist so voll, dass wir uns gar nicht mehr reindrängen konnten. Krass!» meint eine Gruppe von Kanti-Schülern, bevor sie sich dann erneut ins Getümmel stürzen.
Gross, klein, jung, alt – alle waren sie dabei
Auch Franziska, 22, ist positiv überrascht. Die Studentin hat sich mit einigen Mitstudierenden zusammengetan. «Ich finde es super, dass endlich so etwas Grosses ausgelöst wurde. Das Problem des Klimawandels ist schon lange bekannt, aber dank den Klimastreiks und vor allem dem Einsatz der Schüler können die Politiker den Klimawandel nicht mehr länger ignorieren. Der Klimawandel ist ein Problem, dass uns alle angeht»
Und Franziska hat Recht, anscheinend fühlen sich wirklich unterschiedlichste Menschen betroffen. Denn es sind nicht nur Schüler und Studenten anwesend. Unter Regenjacken, Mützen und Schals verbergen sich Kleinkindern, Eltern, Erwachsene und auch einige Senioren konnte man entdecken. Eine Mutter mit ihrem 7-jährigen Kind begründet ihr Dabeisein: «Es geht um die Zukunft meines Kindes. Eltern tun alles, um ihre Kinder zu schützen. Deshalb sollten wir auch alle mit dabei sein und diese Bewegung unterstützen.»
Um 13:30 läuft die friedliche Masse von der Polyterrasse los und zieht Richtung Helvetiaplatz. Skandiert werden Sprüche wie: «Wem sini Welt? Oisi Welt!» oder «The oceans are rising and so are we». Auch Slogans wie «Klimanotstand jetzt!» schallen immer wieder durch die Strassen. Es ist ein eindrückliches Bild: Die farbenfrohe Masse mit ihren Schildern, Spruchbändern und den bunten Regenschirmen, die zwar laut aber friedlich durch die Zürcher Innenstadt zieht.
Bereit zu verzichten
Auch Franziska und ihre Freunde rufen und singen mit. Die Gruppe ist inzwischen schon ziemlich durchgeweicht. Dennoch ist die Stimmung gut. «Besonders schön finde ich auch, dass viele bereit sind auch selber auf Annehmlichkeiten zu verzichten. Zum Beispiel eher mal mit dem Zug in die Ferien oder nicht so häufig Fleisch essen. Die Leute hier wollen also wirklich etwas bewirken» meint Franziska.
Und es stimmt, wenn man sich umhört, dann stösst man auf viele gute Vorsätze. Weniger Fleisch essen, besonnener in die Ferien fahren und auch einen schonenderen Umgang mit Ressourcen wird häufig erwähnt. «Ich muss auch nicht immer das Neuste haben» kriegt man oft zu hören. Für mich klingt es, als wären die Weichen für ein nachhaltigeres Leben bei vielen schon richtig gestellt. «Jetzt fühlen sich die Politiker hoffentlich gezwungen zu handeln» meint Franziska, bevor sie wieder in der bunten Menschenmasse verschwindet.