Die Gemeinden im Parc Ela ersetzen die Abfallkübel ausserhalb der Dörfer mit wildtiersicheren Modellen. Damit soll verhindert werden, dass Wildtiere Abfälle fressen und ihre natürliche Scheu vor den Menschen verlieren.
Der erste der neuen wildtiersicheren Abfallkübel wurde vor Pfingsten auf dem Schönboden in Filisur montiert. In diesen Wochen werden an weiteren Standorten insgesamt 12 bestehende Abfallkübel mit wildtiersicheren Modellen ersetzt. Initiiert hat das Projekt die Regionale Koordinationsgruppe Grossraubtiere (RKG) Parc Ela mit den Gemeinden Bergün Filisur, Albula-Alvra, Surses, Lantsch/Lenz, Davos, Vaz/Obervaz und Thusis.
Das in Filisur verwendete Modell «Abfallhai» ist mit einem sogenannten Haifischzahn ausgerüstet und hält falls nötig auch einem hungrigen Bären stand. Es werden aber auch Wölfe, Füchse, Marder, Krähen und Eichhörnchen von Abfällen ferngehalten. Die Wildtiere gewöhnen sich an das einfach zugängliche Futter und gehen dann gezielt bei Abfallkübeln und in den Dörfern auf Nahrungssuche. Das schadet den Tieren, deren Verdauungssystem nicht für Abfälle gemacht ist und könnte im Fall von Bären auch zu gefährlichen Begegnungen mit Menschen führen.
Damit solche Konflikte verhindert werden, haben die Gemeinden im Rahmen der Regionalen Koordinationsgruppe Grossraubtiere (RKG) Parc Ela ein gemeinsames Vorgehen beschlossen, um ihre Abfallsysteme wildtiersicher zu organisieren. Die Wildtierbiologin Regula Bollier aus Filisur stand ihnen dabei beratend zur Seite.
Als Erstes haben die Werkdienste der Gemeinden ihre öffentlichen Abfallkübel ausserhalb der Siedlungen bezüglich Lage, Besucherfrequenz, Zugänglichkeit und Betreuungsaufwand bewertet. Mit Hilfe eines neuen Abfall-Leitfadens konnten sie priorisieren, welche Abfallkübel sofort durch wildtiersichere Modelle ersetzt werden sollen, welche Standorte gänzlich aufgehoben werden und wo noch abgewartet werden kann. Als besonders kritisch wurden jene Abfallstandorte beurteilt, die in der Nähr der Dörfer liegen und stark besucht sind, z.B. bei Spielplätzen und Grillstellen. Bis zu den Sommerferien werden nun dort wildtiersichere Abfallkübel aufgestellt. Zudem werden einige Abfallstandorte gänzlich aufgehoben. Dort werden die Erholungssuchenden mit einer Informationstafel aufgefordert, ihren Müll wieder mitzunehmen. In der Zügenschlucht (Davos) findet dieses Jahr ein Versuchsbetrieb mit einer reduzierten Anzahl, aber dafür wildtiersicheren Abfallkübeln statt.
«Die Gemeinden haben ihre Verantwortung gemeinsam wahrgenommen, dies freut uns sehr», sagt Urs Fliri, Leiter des Forst-Werkbetrieb Albula/Alvra und in der RKG Parc Ela verantwortlich für dieses Projekt, «man könnte aber noch mehr tun, um Konflikte mit Wildtieren vorzubeugen, z.B. entlang der Kantonsstrassen, auf Campingplätzen, bei den Bergbahnen, entlang der rhätischen Bahn, auf Privatgrundstücken, bei Maiensässen und Köderstellen. Spätestens wenn der nächste Bär bei uns ankommt, werden wir froh sein um jede Futterstelle, die bereits aufgehoben oder gesichert ist. Wir möchten lieber Vorsehen als Nachsehen.»
Vaz/Obervaz und Lantsch/Lenz haben nach ihren Erfahrungen mit dem Bären JJ3 im Jahr 2008 ihre gesamten Abfallsysteme bereits weitgehend wildtiersicher ausgestaltet. Die anderen Gemeinden ziehen nun schrittweise nach. Weitere Massnahmen zu einem wildtiersicheren Abfallmanagement wie Molok-Systeme, abschliessbare Abfallcontainer oder abgezäunte Grüngutdeponien sind ebenfalls in Planung oder teilweise bereits umgesetzt.
Das Abfall-Projekt der Regionalen Koordinationsgruppe Grossraubtiere Parc Ela wird gemeinsam finanziert von den Projektgemeinden, dem Amt für Jagd und Fischerei AJF, dem Naturpark Beverin, der Biosfera Val Müstair, dem WWF und dem Verein Parc Ela. Der von den Gemeinden zur Analyse verwendete Abfall-Leitfaden ist allgemeingültig formuliert und steht allen Interessierten zur Verfügung. Er kann beim Verein Parc Ela bezogen werden.