Video-Streaming ist für einen hohen Ausstoss an Treibhausgasen verantwortlich. Dieser liesse sich mit relativ einfachen Massnahmen reduzieren. Eine Studie der Uni Würzburg zeigt Möglichkeiten für Streamer auf.
In den vergangenen Jahren hat das Video-Streaming deutlich zugenommen. Für das Klima sind das schlechte Nachrichten, schliesslich benötigt Streamen gewaltige Rechnerkapazitäten und damit Energie, die in den seltensten Fällen aus erneuerbaren Quellen stammt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 machten Video-Streaming-Aktivitäten im Jahr 2018 rund 60 Prozent des weltweiten Datenverkehrs aus und verursachten damit den Ausstoss von 306 Millionen Tonnen CO2, was vergleichbar mit den jährlichen Emissionen Spaniens war.
Drei verschiedene Ansätze mit Wirkung
Wie Nutzerinnen und Nutzer den Energieverbrauch senken können: Das hat ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) untersucht. «Wir haben über einen Zeitraum von sieben Wochen hinweg untersucht, wie Menschen beim Anschauen von Videos im Internet den CO2-Ausstoss reduzieren können», erklärt Dr. Benedikt Seger, Psychologe und Verantwortlicher für die Studie. Mit drei unterschiedlichen Ansätzen haben Seger und sein Team dabei versucht, die Nutzungsgewohnheiten der Streamer zu verändern.
So haben sie Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Klimabilanz von Online-Videos informiert und ihnen Wege aufgezeigt, diese Bilanz zu verbessern – beispielsweise durch den Umstieg vom Smart-TV auf den Laptop, durch die Auswahl einer geringeren Auflösung oder durch das Abschalten der Autoplay-Funktion. In einem zweiten Schritt haben sie für einige von ihnen ein CO2-Reduktionsziel von 20 Prozent festgelegt. Im dritten Schritt erhielt ein Teil der Studienteilnehmenden ein zusätzliches wöchentliches Feedback über ihre CO2-Bilanz beim Streamen und darüber, ob sie das vereinbarte Ziel erreicht hatten.
Information ist der Schlüssel zum Erfolg
Das Ergebnis fiel eindeutig aus: «Es zeigte sich, dass bereits die Informationsvermittlung am Ende der ersten Woche zu einem Rückgang des CO2-Verbrauchs in den folgenden Wochen um bis zu 30 Prozent führte», erklärt Seger. Im Unterschied dazu hatten die beiden folgenden Anstösse – das 20-Prozent-Reduktionsziel und das wöchentliche Feedback – keine zusätzliche Wirkung.
Verantwortlich für den Rückgang waren eine verringerte Streaming-Dauer als auch die Wahl geringerer Auflösungen. «Daraus schliessen wir, dass Personen die Klimabilanz ihrer digitalen Aktivitäten verbessern können, wenn sie entsprechendes Problem- und Handlungswissen vermittelt bekommen und über ihre Aktivitäten eine Art Tagebuch führen», sagt Seger.
Die Studie ist Teil des Forschungsschwerpunkts «Klimakommunikation, Einstellungs- und Verhaltensänderung» am Institut für Psychologie der Uni Würzburg. Bereits im vergangenen Jahr hat das Team eine viel beachtete Untersuchung veröffentlicht, wonach Hinweise auf Speisekarten zum CO2-Fussabdruck der jeweiligen Menüs Menschen dazu bewegen, häufiger zur klimafreundlicheren Alternative zu greifen. «Mit der jetzt publizierten Studie wollen wir den Fokus des öffentlichen Klima-Diskurses stärker als bisher auf digitale Lebensbereiche lenken», sagt der Psychologe.
Auch Streaming-Plattformen können ihren Beitrag leisten
Seger sieht die Verantwortung allerdings nicht allein bei den Nutzerinnen und Nutzern. Vielmehr können seiner Meinung nach auch die Plattform-Anbieter einen wesentlichen Beitrag zum Energiesparen leisten, indem sie beispielsweise klimafreundliche Standard-Einstellungen festlegen. Wer dann die jeweilige Website aufruft oder eine App öffnet, würde die Videos prinzipiell in einer niedrigen Auflösung angezeigt bekommen. Für eine höhere Qualität muss der User selbst aktiv werden. Auch eine deaktivierte Autoplay-Funktion sollte Teil dieser Standard-Einstellungen sein. Dann würde nicht nach dem Ende des einen Films automatisch und sofort der nächste starten.
«Noch wirksamer wäre freilich die Umrüstung der Rechenzentren auf erneuerbare Energien», sagt Seger. Dafür müssten allerdings lokale, nationale und internationale Entscheidungsgremien günstige Rahmenbedingungen setzen.
Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Journal of Consumer Policy publiziert und finden Sie hier.
Interessant ist dieses Forschungsergebnis schon, aber einfacher wäre es, Streamen zu unterlassen. Eine prohibitive Steuer auf diese Form der Energieverschwendung und der Gesundheitsbelastung durch Mobilfunk würde das Streamen schnell verschwinden lassen und dann hätten auch die Kinos oder nachbarschaftliche Filmanlässe wieder eine Chance.