StartNewsGesellschaftUngenügende Verpflichtungen bei globalen Sojahändlern

Ungenügende Verpflichtungen bei globalen Sojahändlern

Sojahändler gehen unzureichend gegen die verheerenden Auswirkungen der Sojaproduktion auf Wälder und andere wichtige Ökosysteme und gegen Menschenrechtsverletzungen innerhalb der Sojalieferketten vor.

Soja ist einer der grössten Treiber der weltweiten Entwaldung und Waldumwandlung. Der Sojaanbau stösst immer tiefer in artenreiche Wälder und Savannen vor. So gehen ökologisch wertvolle Lebensräume verloren, die für Tiere, Pflanzen und im Kampf gegen die Klimakrise eine wichtige Rolle spielen. Millionen Hektar kritischer Lebensräume in Süd- und Nordamerika wurden bereits für Sojafelder umgepflügt. Der grösste Verlust liegt im Amazonas mit 18,3 Millionen Hektar zerstörtem Wald, informiert der WWF Schweiz in einer Medienmitteilung.
Ausserdem führt die landwirtschaftliche Ausdehnung des Sojaanbaus auf die einheimische Vegetation zu einem erhöhten Druck auf indigene Völker und lokale Gemeinschaften, die dadurch von ihren Lebensgebieten vertrieben werden und damit ihre Lebensgrundlage verlieren.
Die global wachsende Nachfrage nach Proteinen für Tierfutter treibt diese Expansion an. Der Bericht «Risky Business: Deforestation and social risks in Switzerland’s imports of commodities» legt dar, wie auch Schweizer Importe von land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffen die Entwaldung anheizen.

Um entwaldungsfreie Lieferketten zu gewährleisten und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern, müssen Sojahändler die Transparenz ihrer Lieferketten verbessern und diese laufend erhöhen und sich zur unbedingten Einhaltung von Menschenrechten verpflichten und somit den Markt für Soja aus abgeholzten oder umgewandelten Flächen schliessen.
In der vom WWF und Global Canopy veröffentlichten Soja-Scorecard wurden die Massnahmen der 22 weltweit grössten Sojahändler analysiert. Leider zeigt sie: Die Selbstverpflichtungen der Sojahändler decken weder alle gefährdeten Gebiete ab noch umfassen sie die gesamte Lieferkette.

«Sojahändler müssen transparenter werden und sich zur Einhaltung von Menschenrechten in ihren Lieferketten verpflichten. Gleichzeitig müssen die Händler den Markt für Soja aus abgeholzten oder umgewandelten Waldflächen schliessen», kommentiert Romain Deveze, Rohstoffexperte WWF Schweiz.

Sojahändler in die Verantwortung ziehen

Die 22 in der Soja-Scorecard analysierten Sojahändler decken zusammen 84 Prozent der Sojaexporte der weltweiten Produktion ab (2020) und spielen bei der Vermeidung von Abholzung und Waldumwandlung in Sojalieferketten daher eine zentrale Rolle. Unter den analysierten Händlern ist auch der Agrarkonzern Viterra, der 2013 vom weltweit grössten und in der Schweiz ansässigen Rohstoffhändler Glencore übernommen wurde.

Nur neun der insgesamt 22 befragten Sojahändler haben auf die Umfrage der Soja-Scorecard geantwortet. Sie decken zusammen 52 Prozent der weiltweiten Sojaexporte ab. Das höchste erreichte Ergebnis lag bei nur 52,5 Prozent, das Schweizer Unternehmen Glencore schnitt mit nur 33,5 Prozent wesentlich schlechter ab.

Der WWF fordert Agrarunternehmen dazu auf, ihre Verpflichtungen auszuweiten und Aktionspläne umzusetzen, die sich an den Leitlinien der Accountability Framework Initiative (AFi) orientieren, während sie gleichzeitig die Transparenz bei der Berichterstattung über die Risikoexposition und die Fortschritte bei den Verpflichtungen im Laufe der Zeit erhöhen. Sojaeinkäufer müssen ihre eigenen Sojalieferketten transparent und frei von Abholzung und Umwandlung machen, Menschenrechte einhalten und von ihren Lieferanten verlangen, dass sie dasselbe für ihre gesamte Geschäftstätigkeit tun. Von politischen Entscheidungsträgern fordert der WWF verbindliche Gesetze, die strenge Sorgfaltspflichten von Handelsunternehmen verlangen. Neue Handelsabkommen müssen soziale und ökologische Nachhaltigkeitsstandards enthalten. 

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