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Gefährlicher Dominoeffekt – irgendwann fällt auch der letzte Stein

Am 22. Mai, dem internationalen Tag der Biodiversität, stellte Pro Natura vor dem Bundeshaus ein riesiges Domino auf. Die Warnung ist klar: Ein Zusammenbruch der biologischen Vielfalt bedroht auch die Grundlagen der menschlichen Existenz.

Im Bereich Biodiversität klaffen Wahrnehmung und Wissenschaft stark auseinander: Drei von fünf Personen sind laut einer gfs-Umfrage der Meinung, dass es der Biodiversität in der Schweiz ziemlich gut geht. Dabei sind mehr als ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten und die Hälfte aller Lebensräume hierzulande bedroht. «Diese Diskrepanz ist hoch problematisch», kritisiert Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin von Pro Natura. «Solange sich die Bevölkerung der Biodiversitätskrise und ihrer Folgen nicht bewusst ist, wird die Schweiz ihre im Dezember 2022 in Montreal eingegangenen Verpflichtungen zum Schutz der Natur kaum umsetzen und setzt damit unsere Lebensgrundlage aufs Spiel», warnt sie.

Ein Sinnbild des Artensterbens auf dem Bundesplatz

Die Situation erfordert einen Weckruf! Deshalb stellte Pro Natura anlässlich des Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai riesige Dominosteine mit Bildern einheimischer Tier- und Pflanzenarten auf den Bundesplatz. Im Beisein diverser Naturbotschafter:innen fielen um fünf vor zwölf die Steine und zeigten den gigantischen Dominoeffekt, der durch das Massenaussterben der Arten ausgelöst wird. Mit jeder Art, die fällt, werden die natürlichen Kreisläufe weiter geschwächt, bis die Art kippt, die den Effekt angestossen hat: der Mensch.

Wenn wir jetzt nicht reagieren, wird die Biodiversitätskrise direkte Auswirkungen auf die Schweizer Bevölkerung haben. Sie bedroht natürliche Leistungen wie die Reinigung von Wasser und Luft, die Schutzwirkung der Wälder vor Lawinen und Erdrutschen, aber auch die Landwirtschaft, die von bestäubenden Insekten abhängig ist und unser psychisches Wohlergehen, das von intakter Natur profitiert.

Die Biodiversität muss zum zentralen Wahlthema werden

«Unter den OECD-Ländern ist die Schweiz das Schlusslicht in Sachen Naturschutz», bedauert Friedrich Wulf, Experte für internationale Biodiversitätspolitik bei Pro Natura und Sekretär des Schweizer Komitees der IUCN (International Union for Conservation of Nature). «Wir haben die höchste Anzahl bedrohter Arten und mit nur 6,6 % den geringsten Anteil streng geschützter Landesfläche.»

«Damit sich das ändert, muss die Biodiversität zu einem zentralen Thema der nationalen Wahlen diesen Herbst werden», fordert Pro Natura Präsidentin Schneider Schüttel. «Alle Kandidierenden sollten systematisch nach ihren Vorschlägen zur Bewältigung der Biodiversitätskrise gefragt werden. Nur so können die Schweizerinnen und Schweizer bei den nationalen Wahlen im Herbst auch der Natur eine Stimme geben.»

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