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Endlagerung von Atommüll: bisher nicht ansatzweise gemeistert

Kürzlich wurde der erste «World Nuclear Waste Report – Focus Europe» publiziert. Der Report zeigt, dass die Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll Regierungen weltweit vor grosse, bisher nicht ansatzweise gemeisterte Herausforderungen stellt und unkalkulierbare technische, logistische und finanzielle Risiken birgt.

60’000 Tonnen alte Brennstäbe

Nach Berechnungen des World Nuclear Waste Reports werden alleine in Europa (ohne Russland und die Slowakei) über 60.000 Tonnen abgebrannter Brennstäbe in Zwischenlagern gehortet, so berichtet eine Medienmitteilung der Schweizerischen Energie-Stiftung. Abgebrannte Brennstäbe sind hochradioaktiver Abfall, der bisweilen immer noch auf eine Lösung für die sichere Entsorgung harrt. Frankreich weist gemäss Report mit 25 Prozent die meisten abgebrannten Brennstäbe auf, gefolgt von Deutschland mit 15 Prozent und dem Vereinigten Königreich mit 14 Prozent.

«Weltweit wächst die Menge an Atommüll. Doch auch 70 Jahre nach Beginn des Atomzeitalters hat kein Land der Welt eine wirkliche Lösung für die strahlenden Hinterlassenschaften der Atomkraft gefunden», sagt Rebecca Harms, frühere Europaabgeordnete von Bündnis 90/DIE GRÜNEN und Initiatorin des Reports.

Die Zwischenlager sind bald voll

Der Schweizer Geologe und Sozialwissenschaftler Marcos Buser sagt: «Immer grössere Mengen an hochradioaktivem Müll müssen für immer längere Zeiten zwischengelagert werden, da bislang kein Land der Welt ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle in Betrieb genommen hat. Das Problem ist, dass diese Zwischenlager auch unter Sicherheitsaspekten nicht für eine derart langfristige Nutzung konzipiert wurden». Der Schweizer Atomexperte warnt davor, dass die Zwischenlager bereits heute an die Grenzen ihrer Kapazitäten stossen. So sei beispielsweise das Zwischenlager für abgebrannte Brennstäbe in Finnland bereits zu 93 Prozent ausgelastet.

Hohe finanzielle Risiken für Steuerzahlende

Laut dem World Nuclear Waste Report stellen zudem die unterschätzten Kosten für Zwischen- und Endlagerung ein weiteres, finanzielles Risiko für die Steuerzahlenden dar, für das bislang kein Land ein konsistentes Finanzierungsmodell vorweisen könne. «Nationale Regierungen und Betreiber unterschätzen die Kosten für die Stilllegung sowie Lagerung und Entsorgung von Atommüll oft erheblich» sagt Ben Wealer, co-Autor der Studie und Wirtschaftsingenieur an der Technischen Universität Berlin.

Ebenso wendeten Regierungen oftmals das gesetzlich verankerte Verursacherprinzip in der Praxis nicht konsequent an. «Kein einziges Land in Europa hat bislang ausreichend vorgesorgt, um die Kosten der Endlagerung des Atommülls zu finanzieren. Es droht, dass die reellen, massiven Kosten letztendlich von den Steuerzahlern getragen werden», warnt Wealer.

1 Kommentar

  1. «Die Zwischenlager seien bald voll und unter Sicherheitsaspekten auch nicht für eine derart langfristige Nutzung konzipiert worden.»  Dann wird man wohl oder übel weitere und bessere Zwischenlager bauen müssen. Die Idee, Abfälle im Boden auf immer und ewig zu verscharren, erinnert immer mehr an Kleinkinderträume wie ‹aus den Augen, aus dem Sinn.› Eigentlich kann jeder wissen, dass das Verscharren von Abfällen bisher meistens rückgängig gemacht werden musste. Der Schweizer Beobachter schrieb am 12.5.2014 von rund 3300 mit Altlasten verseuchten Gebieten, wie z.B. Abfalldeponien, die saniert werden müssten. Aber bei Atom-Endlagern wäre das natürlich ganz, ganz anders. Mir scheint, dass bei den zuständigen Stellen dringend ein Generationenwechsel Not tut. Die alten Männer werden immer mehr zu einer Gefahr für Alle.

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