Am «Internationalen Aktionstag gegen Staudämme» wird jedes Jahr weltweit am 14. März auf die negativen Auswirkungen von Dämmen hingewiesen. In der Schweiz, dem Land der Staudämme, sind die heimischen Fische mitunter am meisten betroffen. Viele Fischarten gelten als bedroht oder sind bereits ausgestorben, weil ihnen vernetzte Fliessgewässer fehlen.
Rund 100’000 künstliche Hindernisse mit einer Höhe von über 50 Zentimeter trennen die Schweizer Fliessgewässer in unzählige Teilstücke. Fische werden durch die Hindernisse an der Wanderung zu ihren Laichplätzen gehindert, weshalb heute viele Fischarten bedroht oder bereits ausgestorben sind. «Damit Flüsse und Bäche sich wieder dynamisch entwickeln und Fische ungehindert wandern können, müssen wir endlich anfangen, die zahlreichen Hindernisse in unseren Fliessgewässernzu entfernen», sagt Christian Hossli von der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva. Die Organisation fordert deshalb zum «Internationalen Aktionstag gegen Staudämme» am 14. März den Rückbau nicht mehr benötigter Schwellen und Wehre in den Schweizer Fliessgewässern.
«Unsere Flüsse und Bäche gelten als die am stärksten verbauten Gewässer der Welt.»
Christian Hossli, Projektleiter «Fluss frei!» bei Aqua Viva
Fische brauchen vernetzte Fliessgewässer
Aufgrund der zahlreichen Hindernisse beträgt die durchschnittlich frei durchwanderbare Länge eines Schweizer Baches oder Flusses lediglich 650 Meter. Das ist für viele Fischarten ein Problem: Die meisten Fische können ein 50 Zentimeter hohes Hindernis nicht überqueren. Für gewisse Arten wie die Groppe sind schon 20 Zentimeter unüberwindbar. So stehen aktuell 55 Fische und Rundmäuler auf der Roten Liste, 14 sind vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Lediglich 14 Arten gelten als nicht gefährdet. Besonders betroffen von den unzähligen Hindernissen sind Langstreckenwanderer wie der Lachs (ausgestorben) oder der Aal (vom Aussterben bedroht). Aber nicht nur diese, alle Fischarten wandern und sind auf vernetzte Fliessgewässer angewiesen: Zur Nahrungssuche, zur Fortpflanzung und um Schutz zu suchen vor Fressfeinden oder zu hohen Wassertemperaturen.
In der Vergangenheit wurden die Schweizer Fliessgewässer grossflächig begradigt. Zur Sicherung der unnatürlichen Flussläufe baute man eine Vielzahl von Sohlsicherungsschwellen. Viele davon werden laut Aqua Viva heute nicht mehr benötigt und könnten ohne Nachteile rückgebaut werden. Hinzu kommen rund 1’300 Wehre und Talsperren zur Wasserkraftnutzung. Hier bedürfe es mehr Tempo bei der Umsetzung der gesetzlichen Sanierungspflichten. An zu vielen Kraftwerken fehle es aktuell noch an funktionierenden Lösungen zum Fischauf- und -abstieg.
Mit dem Projekt «Fluss frei!» will Aqua Viva der zunehmenden Zerstückelung unserer Fliessgewässerentgegenwirken. Durch gezielten Rückbau sollen Flüsse wieder dynamisch fliessen und fragmentierte Lebensräume vernetzt werden. Davon profitierenalle Tier- und Pflanzenarten in und um die Gewässer.
Der «Internationale Aktionstag gegen Staudämme» findet jährlich am 14. März statt. Er wurde 1997 erstmals in Brasilien ausgerufen.