Ab dem 7. Dezember wird an der UNO-Biodiversitätskonferenz (COP15) in Montréal definiert, wie das weltweite Massenaussterben gestoppt und unsere natürlichen Lebensgrundlagen gerettet werden können. Pro Natura ist dabei und fordert eine Erhöhung des Schweizer Beitrags sowie mehr Aufmerksamkeit für die Biodiversitätskrise und ihre wahren Treiber.
«Der entscheidende Match um unsere Lebensgrundlage – die Natur – wird diesen Dezember in Montréal ausgetragen», betont Friedrich Wulf, Experte für Internationale Biodiversitätspolitik bei Pro Natura. «Seit 1990 ist die Fläche von 249’000’000 Fussballfeldern an Wald zerstört worden, heute sind 1 Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Die UNO-Biodiversitätskonferenz in Montréal (COP15) muss aufzeigen, wie wir das Massenaussterben stoppen wollen». Als Vertreter von Pro Natura in der Delegation des internationalen Umweltverbands «Friends of the Earth» wird sich Wulf für ein griffiges Abkommen einsetzen.
Fehler der Vergangenheit verhindern
Das letzte Mal haben sich die 195 Vertragsstaaten der UNO-Biodiversitätskonvention 2010 Ziele zum Schutz der Biodiversität bis 2020 gesetzt. Nur eines davon wurde erreicht. Das gilt auch für die Schweiz, wo die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie und des dazugehörigen Aktionsplans, weit hinter dem liegen, was nötig wäre. Wulf erklärt, was es braucht, damit die Ziele, die in Montréal bis 2030 gesetzt werden, einen echten Beitrag zum Schutz der Natur leisten und auch erreicht werden:
1. Bessere Finanzierung und Umsetzung
Reiche Länder wie die Schweiz müssen ihren mickrigen finanziellen Beitrag endlich aufstocken, damit effektive Massnahmen im Kampf gegen den Biodiversitätsverlust möglich werden. Länder wie Frankreich, Deutschland und die EU haben bereits eine Verdopplung ihres Beitrags gesprochen. Für die Umsetzung müssen zudem alle nationalen Behörden in die Pflicht genommen werden, nicht nur die oft ungenügend ausgestatteten Umweltämter. Dazu gehört auch eine Überprüfung des Fortschritts in jedem einzelnen Land, damit das Abkommen nicht zum Papiertiger verkommt.
2. Wahre Treiber adressieren
Biodiversitäts- und Klimakrise sind untrennbar miteinander verbunden und haben den gleichen Haupttreiber: unseren Überkonsum. Die Staaten müssen Regeln und Anreize schaffen, damit der Konsum die planetaren Grenzen nicht weiter übersteigt und lebenswichtige Ökosysteme unwiderruflich zerstört. Damit gemeint ist nicht ein Ablasshandel mit CO2-Zertifikaten oder Scheinlösungen wie «nature based solutions», bei denen die Natur den Ausstoss fossiler Brennstoffe kompensieren muss, sondern wirkungsvolle Massnahmen zum Stopp von Energieverschwendung und zur Reduktion fossiler Brennstoffe.
3. Quantität und Qualität
Die Schweizer Delegation fordert zusammen mit einer Koalition von über 100 Staaten (High Ambition Coalition for Nature and People), dass bis 2030 30 Prozent des Planeten unter Schutz gestellt werden («30by30»). Das ist lobenswert. Im Naturschutz braucht es allerdings nicht nur Quantität sondern auch Qualität. Geschützte Gebiete müssen repräsentativ und vernetzt sein und vor allem wirksam betreut werden, damit sie ihren Schutzzweck erfüllen. Dazu gehört auch der Respekt der Rechte der indigenen Bevölkerung, die in diesen Gebieten wohnt und oft auch wesentlich zu deren Qualität beiträgt, gleichzeitig aber oft für die Einrichtung von Schutzgebieten vertrieben, misshandelt und entrechtet wird.