Die Laveggio-Ebene im Mendrisiotto im südlichen Tessin: Früher eine Grünoase, später eine von Verkehrsinfrastrukturen, Industrien, Stromleitungen zerschundene Landschaft – und heute mit dem Parco del Laveggio ein beispielhaftes Grossvorhaben für Ökologische Infrastruktur.
Wo einst der Laveggio seine Schleifen zog, entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten eine der am intensivsten genutzten Landschaften der der Schweiz – ein städtebauliches Chaos mit Verkehrsinfrastrukturen, Industriebetrieben, Tanklager, Stromleitungen, Wohnbauten. Zwar finden sich noch letzte Überreste naturnaher Landschaftsräume, welche Rückzugsorte für Eisvogel, Blaulibellen und Co. sind. Doch die Habitate sind isoliert und kaum vernetzt.
Nun aber gibt es Bestrebungen, die letzten Reste unberührter Natur zu verbinden und den früher frei fliessenden Laveggio zu renaturieren. Parco del Laveggio heisst das ambitionierte, von der Bürgerbewegung «Cittadini per il territorio» initiierte Vorhaben, das Bevölkerung, Verwaltung und Politik vereint und das die schrittweise Schaffung eines Parks zum Schutz der Landschaft und der Natur anstrebt.
Neben den «Cittadini per il territorio» sind die Anrainergemeinden am Grossprojekt beteiligt, ebenso der Kanton Tessin, das Bundesamt für Raumentwicklung ARE und der WWF. Geschaffen werden soll ein Park, das Naherholungsräume für die Bevölkerung schafft und den Menschen ein Stück Natur zurückgibt.
Übergeordnete Planungen wie der kantonale Richtplan oder das Agglomerationsprogramm Mendrisiotto berücksichtigen die Vision des Parks. Wo Auto- und Eisenbahn, Industrieareale und Wohngebiete nahe zusammenliegen, ist es von Bedeutung, die Zugänge zu den Naturräumen zu sichern und erkennbar zu machen. Denn erst so kann der Park seine Erholungsfunktion übernehmen. Weil die Wegführung durch den Park das Naturerlebnis bestimmt, haben die Projektverantwortlichen die Bedürfnisse der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer auch in die Planung des Wegenetzes einbezogen.
28 verschiedene Projekte wurden bislang umgesetzt. Dabei wurden Strukturen für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten angelegt, Uferböschungen einheimisch bepflanzt, Wasserläufe naturnah gestaltet, Wege und Zugänge zum Bach überarbeitet und gar eine Tierunterführung der Autobahn gebaut. Die Massnahmen erlauben es Flora und Fauna, entlang des Flusslaufes zu wandern, sich auszubreiten, sich fortzupflanzen.
Noch sind nicht alle Massnahmen umgesetzt. In den kommenden Jahren aber soll ein gutes Dutzend weiterer Massnahmen realisiert werden. Die Laveggio wird so zu einer schweizweit einzigartigen ökologischen Infrastruktur vernetzt.