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Biodiversität: Rote Karte für die Schweiz

Ende dieses Jahres müsste die Schweiz Bilanz ziehen, wo sie bezüglich des Schutzes ihrer biologischen Vielfalt steht. Denn die Ziele sowohl der schweizerischen Biodiversitätsstrategie als auch der weltweiten Biodiversitätskonvention müssen bis zum Jahresende 2020 erreicht sein. Bisher hat sich der Bund dazu nicht geäussert. BirdLife Schweiz publiziert nun die Bilanz aus Sicht der Naturschutzorganisation. Diese wurde zusammen mit Biodiversitäts-Expertinnen und -Experten erarbeitet.

In der Strategie Biodiversität Schweiz des Bundesrates von 2012 sind klare Ziele formuliert, die bis Ende 2020 erreicht sein müssten. So steht zum Beispiel: «Der Erhaltungszustand der Populationen von National Prioritären Arten wird bis 2020 verbessert und das Aussterben so weit wie möglich unterbunden.» Allein unter den Vögeln sind aber im zu Ende gehenden Jahrzehnt Rebhuhn, Bekassine, Grosser Brachvogel, Rotkopfwürger und Ortolan als Brutvögel ausgestorben oder praktisch ausgestorben. Das Ziel wurde klar verfehlt. Dank Artenförderungsprogrammen gab es bei anderen Arten wenigstens gewisse Fortschritte.

Nur wenige Ziele erreicht

Gesamthaft ist die Schweiz nur bei einem einzigen Ziel der Biodiversitätsstrategie auf Kurs, und zwar bei der biologischen Vielfalt des Waldes – sofern die bisherigen Biodiversitätsprogramme verstärkt werden und mit dem Klimawandel nicht neue Probleme auftauchen. Dies zeigt eine neue Studie von BirdLife Schweiz.

Bei den anderen Zielen findet man bei etwa einem Drittel etwas Fortschritte, bei einem Drittel keine Fortschritte und bei einem weiteren Drittel sogar Entwicklungen in die entgegengesetzte Richtung des Ziels. Punktuelle Erfolge wie die Rettung des Steinkauzes vor dem Aussterben oder die Rückkehr von einzelnen Lachsen bis nach Basel zeigen: Es lässt sich etwas erreichen. Doch um die Biodiversitätskrise abzuwenden, braucht es umfassende und flächendeckende Massnahmen.

Schweiz muss dringend mehr tun für ihre Biodiversität

Ende 2020 hätte die Schweiz auch die weltweiten Biodiversitätsziele (Aichi-Ziele) erreichen müssen, welche 2010 im Rahmen der  Biodiversitätskonvention vereinbart worden waren. Es erstaunt nicht, dass auch die Aichi-Ziele von unserem Land zu einem grossen Teil verfehlt werden. Das Bild ist fast deckungsgleich mit der nationalen Strategie: Nur bei einem Fünftel ist die Schweiz auf Kurs. Bei 35 Prozent der Ziele gibt es aber gar keine Fortschritte.

Damit ist offensichtlich: Die Schweiz tut viel zu wenig für ihre biologische Vielfalt. «Die Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage. Ökosystemleistungen sind entscheidend für die Wirtschaft und Gesellschaft. Es ist deshalb unverständlich, dass die Schweiz nicht schon lange stärker handelt und die erforderlichen Flächen, Mittel und Instrumente für die Biodiversität einsetzt», sagt Werner Müller, Biodiversitätsexperte und Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. «So wurden die Massnahmen zur griffigen Biodiversitätsstrategie von 2012 um viele Jahre verzögert und am Schluss sogar nur ein ungenügender Aktionsplan beschlossen.»

Am letzten Freitag hat der Bundesrat immerhin einmal mehr den Handlungsbedarf bestätigt und einen Gegenvorschlag zur kürzlich eingereichten Biodiversitätsinitiative angekündigt.

1 Kommentar

  1. Wie lange kannst du und ich noch friedlich, friedfertig und gutgläubig hoffnungsvoll auf solche Meldungen reagieren?! Es zehrt am Geduldsfaden……manchmal brodelt es geradezu im Innern wie in einem Dampfkochtopf……

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