Die einheimischen Ressourcen reichen nur bis zum 17. April, um den Energiebedarf der Schweiz zu decken. Danach ist die Schweiz bis zum Jahresende auf importierte Energieträger wie Öl, Gas und Uran angewiesen, wie die Schweizerische Energie-Stiftung SES berechnet hat. Die Energiewende birgt die Chance, diesen Energie-Unabhängigkeitstag zukünftig immer weiter nach hinten zu verschieben und die Energieunabhängigkeit der Schweiz zu stärken.
Die Energieversorgung der Schweiz ist geprägt durch eine hohe Auslandabhängigkeit. Mehr als 70 Prozent unserer Energieträger werden importiert, dazu gehören alle Erdölprodukte, Erdgas sowie die Kernbrennstoffe. Für den Import überweist die Schweiz im Durchschnitt jährlich 8 Milliarden Franken ins Ausland, 2022 sogar 13 Milliarden Franken. Sinnbildlich für die hohe Auslandabhängigkeit steht der sogenannte «Energie-Unabhängigkeitstag». Dieser Tag gibt an, bis wann die inländischen Energieträger reichen würden, wenn man seit Anfang Jahr nur diese gebraucht hätte. Ab dem Energie-Unabhängigkeitstag leben die Schweizerinnen und Schweizer bei der Energieversorgung auf Pump, sind also vom Ausland abhängig.
Schweiz im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld
Mit einer Energieunabhängigkeitsquote von 29.7 Prozent im Jahr 2021 liegt die Schweiz im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld (vgl. Grafik 1). Spitzenreiter ist Estland mit über 98 Prozent gefolgt von Island mit fast 85 Prozent. Die Schlusslichter des Vergleichs sind Luxemburg und Malta mit einer Energieunabhängigkeitsquote von unter 10 Prozent.
Mehr Unabhängigkeit ist möglich
In den letzten 20 Jahren hat die Schweiz ihre Energieunabhängigkeit kontinuierlich von rund 20 Prozent im Jahr 2001 auf fast 30 Prozent im Jahr 2021 gesteigert (vgl. Grafik). Dabei ist zu beachten, dass in den Jahren 2020 und 2021 die Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie zu einer reduzierten Nachfrage nach ausländischen Energieträgern vor allem in der Mobilität, aber auch in der Industrie führten.
Die Energiewende weg von fossilen und nuklearen Energieträgern hin zu einer klimafreundlichen Energieversorgung wird die Energieunabhängigkeit der Schweiz in Zukunft zusätzlich stärken. Denn durch die Elektrifizierung vieler Anwendungen und den gleichzeitigen Ausbau der inländischen Stromproduktionskapazitäten sinkt die Abhängigkeit von Energieimporten. Die Berechnungen zeigen, dass die Dekarbonisierung des Gebäude- und Mobilitätssektors, sowie der Atomausstieg wesentlich zur Energieunabhängigkeit beitragen und den Energie-Unabhängigkeitstag bis in den Oktober verschieben können. «Das ist eine gute Nachricht», sagt Nils Epprecht, Geschäftsleiter der SES, «denn die derzeit hohen Energiepreise zeigen, dass mehr Energieunabhängigkeit wirtschaftlich und klimapolitisch nötig sind».
Energiewende konsequent umsetzen
Nun haben es das Stimmvolk und das eidgenössische Parlament in der Hand, die Energiewende konsequent umzusetzen und so den Energie-Unabhängigkeitstag relevant nach hinten zu verschieben. Denn am 18. Juni 2023 kommt das Klimaschutz-Gesetz zur Abstimmung, das verbindliche Emissionsreduktionsziele sowie Massnahmen zur Dekarbonisierung der Gebäude und der Industrie vorsieht. Zudem befinden sich das Energie- und das Stromversorgungsgesetz in der parlamentarischen Beratung, die den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion in der Schweiz voranbringen sollen. Schliesslich wird auch die Revision des CO2-Gesetzes bald ein Thema in den eidgenössischen Räten, das ebenfalls Dekarbonisierungsmassnahmen im Mobilitäts- und Gebäudebereich enthält.
(Medienmitteilung SES)