Agroscope untersuchte verschiedene Kategorien von Biodiversitätsförderflächen und zeigte, dass solche in Vernetzungsprojekten besonders zur grossräumigen Artenvielfalt in der Agrarlandschaft beitragen.
Originalartikel von Meier E., Lüscher G., Herzog F., Birrer S., Plattner M., Knop E. erschienen in Agrarforschung Schweiz
Die biologische Vielfalt nimmt weltweit ab, vielerorts auch wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung, die den Lebensraum für Tiere und Pflanzen einschränkt. Um den starken Druck auf die Biodiversität zu mindern, wurden Agrarumweltprogramme eingeführt, deren Kernelement die Biodiversitätsförderflächen (BFF) sind. Falls zusätzlich zu den Mindestanforderungen in Bezug auf die Bewirtschaftung (Qualitätsstufe I, QI) eine Anzahl Zeigerpflanzen oder ökologische Kleinstrukturen nachgewiesen werden, gelten BFF als QII (Qualitätsstufe 2). Unabhängig davon, ob sie die QII erreichen, können BFF in Vernetzungsprojekte integriert werden. Solche Projekte werden von mehreren Bewirtschaftenden und weiteren Expertinnen und Experten erarbeitet. Dabei werden für die Biodiversitätsförderung günstig gelegene Flächen ausgewählt und entsprechend bewirtschaftet, um ausgewählten Arten Ressourcen und Verbreitungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Diese ausgewählten Arten sind Arten, die gemäss den vom Bundesamt für Umwelt BAFU und vom Bundesamt für Landwirtschaft BLW gemeinsam formulierten Umweltzielen Landwirtschaft (UZL) im Landwirtschaftsgebiet prioritär erhalten und gefördert werden sollen (sog. UZL-Arten).
Studie zur Wirkung der BFF-Kategorien auf die Biodiversität
Agroscope hat im Monitoringprogramm «Arten und Lebensräume Landwirtschaft – Espèces Milieux Agricoles» (ALL-EMA) untersucht, wie sich die drei BFF-Kategorien (BFF QI, BFF QII und BFF in Vernetzungsprojekten) auf die kleinräumige Biodiversität (Artenvielfalt der Pflanzen auf 10 m2) und auf die grossräumige Biodiversität (gesamte Artenvielfalt der Pflanzen, Tagfalter und Brutvögel auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche innerhalb von 1 km2) auswirken, unter Berücksichtigung von Topografie und Klima. Hinsichtlich der Biodiversität wurde einerseits die Artenvielfalt der UZL-Arten und andererseits die Gesamtartenvielfalt untersucht.
Biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftung und Vernetzung erhöhen die Artenvielfalt
Die kleinräumige Artenvielfalt der Pflanzen war in allen drei BFF-Kategorien höher als in vergleichbaren Flächen ausserhalb der BFF, d.h. die minimalen biodiversitätsfreundlichen Bewirtschaftungsanforderungen der BFF QI zeigten Wirkung. Zwischen den einzelnen BFF-Kategorien gab es jedoch grosse Unterschiede: in BFF QII war die UZL-Pflanzenartenvielfalt mehr als doppelt so hoch wie ausserhalb der BFF-Flächen, und die Artenvielfalt der UZL-Pflanzen in BFF QI konnte sogar um zwei Drittel gesteigert werden, wenn die BFF in Vernetzungsprojekte integriert wurden. Die BFF-Kategorien QII und Vernetzung haben somit zu einer deutlichen Erhöhung bzw. dem Erhalt der Pflanzenartenvielfalt beigetragen.
Tagfalter und Brutvögel sind auf vernetzte BFF angewiesen
Für die Pflanzen sah man diesen Effekt auch auf der Skala von 1 km2: Je mehr Fläche als BFF bewirtschaftet wurde, desto höher war die Pflanzenvielfalt im Quadrat. Die grossräumige Artenvielfalt der Tagfalter und Brutvögel hingegen nahm mit der gesamten Fläche an BFF nur dann zu, wenn diese auch in ein Vernetzungsprojekt integriert waren. Offenbar trägt die gezielte Ergänzung und Bewirtschaftung von BFF für ausgewählte Arten durch Vernetzungsprojekte dazu bei, dass allgemein mehr Ressourcen für Tagfalter und Vögel zur Verfügung stehen, und die sorgfältige Platzierung der BFF erlaubt es den mobilen Arten, die mehrere Lebensräume für ihr Fortbestehen brauchen (z. B. um zu brüten, Nahrung zu suchen, sich fortzupflanzen), diese Ressourcen auch zu erreichen und zu nutzen.
- Biodiversitätsförderflächen der Qualitätsstufe 1 (BFF QI), die ausschliesslich minimale biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftungsanforderungen verlangen, erhöhen die kleinräumige Artenvielfalt der Pflanzen.
- Durch die Integration von BFF QI in Vernetzungsprojekte wird die kleinräumige Pflanzenvielfalt noch stärker gefördert.
- BFF QII beherbergen die höchste kleinräumige Pflanzenvielfalt, unabhängig davon, ob sie in ein Vernetzungsprojekt integriert sind oder nicht.
- Die grossräumige Artenvielfalt der Pflanzen lässt sich durch eine möglichst grosse Fläche an BFF erhalten und fördern.
- Für die Artenvielfalt von mobilen Organismen wie Tagfalter und Brutvögel, die verschiedene Lebensräume nutzen, ist zentral, dass die BFF unter Berücksichtigung des Potentials der Landschaft, z.B. in Vernetzungsprojekten, angelegt werden.