StartNewsForschungTurmfalken: Gesünder lebt es sich am Stadtrand

Turmfalken: Gesünder lebt es sich am Stadtrand

Der Turmfalke fühlt sich nicht nur in naturbelassenen Gebieten, sondern auch in Grossstädten daheim. Eine neue Studie aus Wien konnte nun zeigen, dass Turmfalken im Stadtzentrum mehr unter Stressfaktoren leiden und anfälliger für Parasiten sind als Individuen in äusseren Bezirken.

Der Turmfalke, Wiens häufigster Greifvogel, ist an den städtischen Lebensraum perfekt angepasst. Pünktlich im Frühling kehren die Tiere in die Innenstadt zurück, um ihre Nistplätze zu beziehen. Leider kehren nicht nur die Vögel zurück, mit ihnen kommen eine ganze Reihe Parasiten mit an die Brutplätze. Die Adulttiere können die lästigen Mitbewohner gut tolerieren, jedoch können sie für den jüngsten und schwächsten Nachwuchs das Todesurteil bedeuten. Die Falkenlausfliege beispielsweise hat es besonders auf die frisch geschlüpften Küken abgesehen.

Ein Forschungsteam der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums untersuchten, wie sich die Brutplätze in der Innenstadt von Wien von denen der Aussenbezirke unterscheiden. Zusätzlich versuchten sie herauszufinden, was für einen Einfluss die Ernährung der Turmfalken auf die Fitness und den Parasitenbefall der Jungvögel hat. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal «PlosOne» veröffentlicht.

Blassere Färbung deutet auf geringere Fitness hin

Petra Sumasgutner von der Universität Wien und ihr Team haben bereits in vorangegangenen Studien belegt, dass das Nahrungsangebot für die Falken vom Stadtzentrum zu den Aussengrenzen der Randbezirke stark variiert. Während am Stadtrand Kleinsäuger wie etwa Wühlmäuse die Hauptbeute darstellen, jagen innerstädtische Turmfalken vermehrt auch Kleinvögel, Insekten und Reptilien. Diese Beutetiergruppen variieren stark im Nährstoffgehalt und an Mikronährstoffen wie Carotinoiden. Carotinoide sind gelb-orange Pigmente, die antioxidante und stimulierende Wirkung auf das Immunsystem besitzen.

Mit Hilfe eines Photospektrometers haben die ForscherInnen die durch Carotinoide gefärbte Haut der Turmfalken gemessen. Sumasgutner erklärt: «Wir haben herausgefunden, dass Nestlinge in der Innenstadt blasser gefärbt sind als jene in ländlicheren Gebieten am Stadtrand.»

Die blassere Färbung könnte laut den Forschern darauf hinweisen, dass die Tiere stark durch urbane Stressoren wie die städtische Umweltverschmutzung und Belastung durch Licht, Lärm und Chemikalien beeinflusst sind. Die Carotinoid-Depots der Vögel werden daher nicht in der Haut abgelagert, sondern müssen eher für das Immunsystem aufgewendet werden. Auch durch die Veränderte Nahrungsquelle werden weniger Carotinoide aufgenommen.

Die Forscher untersuchten mehrere Indikatoren individueller Gesundheit, wie die Körperkondition und Infektionsintensität mit der Falkenlausfliege (Carnus hemapterus). Dabei stellten sie fest, dass die blasser gefärbte Küken in Zentrumsnähe generell in einer schlechteren körperlichen Verfassung und von mehr Parasiten befallen waren, als ihre stärker gefärbten Verwandten.

Falkenlausfliege Carnus hemapterus.
Falkenlausfliege Carnus hemapterus © Ludovika26 [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Speziell in der heutigen Zeit ist es wichtig zu verstehen, wie Wildtiere von der zunehmenden Urbanisierung betroffen sind. Viele Wildtiere können zwar ihre Nische in urbanen Gebieten finden, jedoch wirken sich das veränderte Nahrungsspekturm und die neuen Stressfaktoren auf deren Fitness aus. Daraus könnte sich auf lange Sicht hin die Überlebenschance der Tiere verringern. Im Falle der Turmfalken hat der urbane Lebensraum negative Auswirkungen auf ihre Fitness.

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