StartNewsForschungReisanbau in der Nordschweiz – Fiktion oder Zukunft?

Reisanbau in der Nordschweiz – Fiktion oder Zukunft?

Viele zeitweise überflutete Flächen wurden mittels Bodenaufschüttungen sowie Entwässerungs-Anlagen «aufgewertet». Viele dieser Anlagen sind heute sanierungsbedürftig und neue Lösungen sind gesucht. Eine umweltfreundliche Möglichkeit das Wasser in den Feuchtäckern zu nutzen, könnte der Reisanbau sein.

Vor einer Erneuerung von Be- und Entwässerungs-Systemen und Bodenverbesserungs-Massnahmen sollten Alternativen in Betracht gezogen werden. Die Wertschätzung für zeitweise überflutete Böden dürfte sich markant erhöhen, wenn in den nächsten Jahren die Reisproduktion auf solchen Flächen Fuss fasst, informiert Agroscope. Zudem würde der Anbau von Reis auf temporär gefluteten Flächen zu neuen Feuchtgebieten führen. Die in solchen Gebieten vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind heute wegen fehlender Lebensräume besonders stark gefährdet. Der Reisanbau könnte einerseits diese Arten fördern und andererseits neue, wettbewerbsfähige Schweizer Produkte auf den Markt bringen.

Der Reis als hochwertiges Hauptnahrungsmittel

Denn Reis ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Erde und dient für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung als Hauptnahrungsmittel. Der grösste Teil wird in Asien konsumiert und angebaut, ein Grossteil im klassischen Wasseranbau, wie das Tagblatt informiert. Viel Kohlenhydrate und in der Hülse enthaltene Proteine und Vitamine machen den Reis zu einem hochwertigen Lebensmittel.

Reis in der Grenchner Witi entwickelte sich gut

Agroscope-Fachleute führten Pilotversuche auf Feuchtackerflächen durch: In der Grenchner Witi wurde 2017 Reis auf einer temporär gefluteten Fläche in verschiedenen Verfahren angebaut. Nach der Bodenbearbeitung wurde die Parzelle mit Drainagewasser überflutet, damit der Reis (Sorte Loto) Anfang Mai als Setzlinge gepflanzt werden konnte. Die Setzlinge entwickelten sich erfreulich, die reifen Körner konnten Ende August geerntet werden.

Agra
Reifer Reis Grenchner Witi. © Katja Jacot

Guter Reisertrag ohne Einsatz von Pflanzenschutzmittel

Langjährige Erfahrungen aus dem Tessin mit Trockenreisanbau zeigen: Die Nachfrage nach inländischem Risottoreis ist sehr hoch. Das aktuelle Ertragspotenzial im Tessin beträgt vier bis sieben Tonnen pro Hektare. Diese Werte erreichte man im diesjährigen Agroscope-Pilotversuch mit Reis auf temporär gefluteter Fläche, bei welchem zudem keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden. Bei einem Direktverkaufswert von fünf bis sechs Franken pro Kilogramm für die verwendete Reissorte besteht somit ein beachtliches Wertschöpfungspotenzial.

Reisanbau kann auch in der Nordschweiz wirtschaftlich und biodiversitätsfreundlich sein

Das Fazit der Agroscope-Studie: Der Anbau von Reis als Nischenprodukt auf temporär gefluteten Flächen kann wirtschaftlich sein. Gleichzeitig kann die Natur profitieren, da sich Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können, die auf solche Lebensräume angewiesen sind. Es wurden stark gefährdete Tierarten wie Laubfrosch, Kreuzkröte oder der Bekassine in der Reisparzelle beobachtet. Auch verschiedenste Libellenarten tauchten auf. Und nicht nur Tiere, sondern auch seltene Pflanzen (Alisma lanceolatum, Veronica cf. catenata) fanden einen Lebensraum im Reisfeld, wie in der Studie nachzulesen ist.

Laubfrosch sitzt im Reis.
Laubfrosch. © Kathrin Hartmann

Weitere Informationen finden Sie hier.

1 Kommentar

  1. Sie schreiben richtig; «Reisanbau kann auch in der Nordschweiz wirtschaftlich und biodiversitätsfreundlich sein». Er wird es aber nicht!
    Es würden auch hier Pestizide und massive Düngung eingesetzt werden!

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