StartNewsForschungOhne Vernetzung verlieren wir auch häufige Insektenarten

Ohne Vernetzung verlieren wir auch häufige Insektenarten

Das drastische Insektensterben betrifft nicht nur spezialisierte Arten, auch Arten mit geringen Ansprüchen sind betroffen. Als Hauptgrund für den Rückgang dieser «Generalisten» wird die Verinselung von Populationen gesehen. Ohne den Ausbau von Vernetzungskorridoren werden auch heute noch häufige Arten verloren gehen.

Insekten werden immer weniger – in einigen Regionen wurde ein dramatischer Rückgang von bis zu 75 Prozent in den letzten Jahrzehnten nachgewiesen. Bisher wurde davon ausgegangen, dass besonders die Spezialisten unter den Insekten, also Tier die auf einen besonderen Lebensraum angewiesen sind, vom Artensterben bedroht sind. Wie das Senckenberg Forschungsinstitut in einer Mitteilung berichtet, konnte ein Team von Wissenschaftlern gemeinsam mit Kollegen der Technischen Universität München nun nachweisen, dass die Zahl auch weit verbreiteter Insektenarten mit geringen Ansprüchen, sogenannten Generalisten, in Zukunft massiv zurückgehen wird.

Verinselung von Lebensräumen schwächt Genpool

Das Wissenschaftlerteam konnte nachweisen, dass Arten mit geringen Umweltansprüchen auf den Austausch zwischen verschiedenen Populationen angewiesen sind. «Unsere Untersuchungen machen deutlich, dass weit verbreitete Arten einen merklich vielfältigeren innerartlichen Genpool haben, als Arten, die sich auf einen speziellen Lebensraum angepasst haben», erläutert Dr. Jan Christian Habel von der TU München und fährt fort: «Haben die Tiere – aufgrund von Verinselung ihrer Lebensräume – nicht mehr die Möglichkeit diese genetische Vielfalt durch Austausch aufrecht zu erhalten, wird ihnen zukünftig die Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen fehlen.»

Anfänglich sind besonders die auf ein bestimmtes Ökosystem spezialisierten Insekten durch den Verlust von qualitativ wertvollen Lebensraum bedroht. Mit zunehmender Zeit und weiterer Verschlechterung der Lebensräume sowie des Zusammenbruchs von Habitatnetzwerken nimmt die Gefährdung für weit verbreitete, «anspruchslose» Arten zu.

Schutzgebietskonzepte müssen sich ändern

Das Ergebnis der Studie hat einen wichtigen Einfluss auf den praktischen Naturschutz. «Für den praktischen Naturschutz heisst dieses Ergebnis, dass es zukünftig nicht mehr ausreichen wird kleine, isolierte Schutzgebiete zu erhalten – diese sind zwar ein Gewinn für spezialisierte Arten mit einfacher genetischer Struktur; die Masse an Arten, die auf einen Austausch zwischen lokalen Populationen angewiesen ist, werden wir so mittel- oder langfristig aber verlieren», prognostiziert Schmitt.

Die Studie wurde im Fachjournal «Biological Conservation» veröffentlicht.

2 Kommentare

  1. Solange wir pro Jahr über 2000 Tonnen Gift versprühen , wird es sicher nicht besser ! Wenn es einmal aus dem Wasserhahn tropft ist es wirklich zu spät.
    Die Bodenversiegelung , und das intensive düngen der restlichen Flächen kommt dazu.

  2. «Verinselung» ist ein starker Fachausdruck! Wir müssen jetzt Korridore schaffen, die es den verschiedenen Insektenarten erlaubt, genetische Vielfalt durch Austausch aufrecht zu erhalten. Nur so verbreitet sich die Anpassungsfähigkeit, unter veränderten Umweltbedingungen zu überleben.
    In der Schweiz gibt es bereits ein derartiges Projekt, das verschiedene Habitate im sog. Drei-Seen-Land südlich des Juras verbindet.

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