StartNewsForschungInzucht gefährdet Überleben von Pflanzenarten im Klimawandel

Inzucht gefährdet Überleben von Pflanzenarten im Klimawandel

Ökologieforscher Dr. Tobias Sandner der Philipps-Universität Marburg konnte zeigen, dass Inzucht auch bei Pflanzen zu Problemen führt: Sie werden schwächer, weniger attraktiv für bestäubende Insekten und ihr Überleben steht damit, besonders mit dem Klimawandel, auf dem Spiel.

Sandner untersucht experimentell, wie Pflanzen in kleinen Populationen mit ihrer Umwelt und anderen Arten interagieren. Ausgehend von dem Phänomen, dass viele Pflanzen, die früher häufig vorkamen, in den letzten Jahrzehnten deutlich seltener geworden sind, geht er der Frage nach, ab wann dies zum Problem wird. «Selbst wenn Arten noch immer auf vielen Wiesen vorkommen, haben sie sich möglicherweise schon genetisch verändert», sagte Sandner. «Inzucht ist eines der grossen Probleme. Wo nur noch wenige Pflanzen einer Art zusammenstehen, müssen sie sich miteinander verpaaren, selbst wenn sie schon nah verwandt sind. Weil Inzucht gesundheitliche Probleme erzeugen kann, ist sie in menschlichen Kulturen tabuisiert, und auch Pflanzen haben Mechanismen entwickelt, Inzucht zu vermeiden. Aber wo sie keine andere Wahl haben, bilden sie lieber durch Inzucht Samen als gar nicht. Das ist gut für den Fortbestand der Population, kann aber bei Pflanzen zu Veränderungen mit negativen Folgen führen.»

Tobias Sandner beschäftigt sich in seiner Forschung mit dem Einfluss von Inzucht auf das Wachstum von Pflanzen. Durch Bestäubungsexperimente und Stressexperimente in Gewächshaus, Klimakammer und Versuchsgarten konnte er zeigen, dass Inzucht den Pflanzen schadet. Zum Beispiel können Pflanzen nach Inzucht oft schlechter auf Änderungen der Umweltbedingungen reagieren. Zudem kann Inzucht die Blüten verändern, so dass Pflanzen weniger attraktiv für Bestäuber werden – ein Teufelskreis, der am Schluss zu noch mehr Inzucht und weniger Toleranz bei Klimaveränderungen führen kann. «Inzucht ist also eine Gefahr für den langfristigen Erhalt von Pflanzenarten. Sowohl in der Natur als auch in Botanischen Gärten sollte darauf geachtet werden, dass Populationen von Arten möglichst gross sind», mahnt Sandner.

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