Pestizide sind in der Schweiz allgegenwärtig, belasten die Umwelt und gefährden die Biodiversität. Gesetzlich verankerte Anforderungen an die Gewässerqualität werden oft und teilweise beinahe anhaltend überschritten. Forschende haben nun spezifisch die Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf Umwelt, Biodiversität und Ökosystemleistungen in der Schweiz analysiert und mögliche Handlungsansätze für Politik und Gesellschaft formuliert.
Der Pestizideinsatz, wie er aktuell in der Schweiz erfolgt, führt zu beträchtlichen, gut dokumentierten Belastungen der Umwelt, informiert die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) in einer Medienmitteilung. So sind Pestizide eine der wesentlichen Ursachen für den Rückgang der Vielfalt und Häufigkeit von Ackerwildpflanzen und Insekten. In der Folge sind auch Vögel betroffen. So schrumpfte in der Schweiz z.B. der Bestand von insektenfressenden Vogelarten des Kulturlandes in nur 30 Jahren um 60% – wobei Pestizide eine von diversen Ursachen sind. Pestizide können Organismen direkt vergiften, auch solche, die nicht bekämpft werden sollen. Stark betroffen sind dadurch beispielsweise viele in Gewässern lebende Organismen. Oft sind die schädlichen Wirkungen aber auch indirekt, weil etwa das Nahrungsangebot kleiner oder Lebensräume beeinträchtigt werden.
Insgesamt stellt der Einsatz von Pestiziden eine Gefahr für die Biodiversität dar, wobei die unerwünschten Effekte laut den Autorinnen und Autoren heute wohl eher noch unterschätzt werden. Dadurch entstehen gemäss Schätzungen in verschiedenen Bereichen externe Kosten in der Grössenordnung von mehreren Hundert Millionen CHF pro Jahr.
Pestizideinsatz in Landwirtschafts- und Siedlungsgebieten
Pestizide werden hauptsächlich in der Landwirtschaft, aber auch im Siedlungsraum eingesetzt. Als Pflanzenschutzmittel dienen sie dazu Ertrags- oder Qualitätseinbussen zu vermindern. Pestizide sind in der Schweiz omnipräsent. In Gewässern werden die gesetzlichen Anforderungen und weitere definierte Umweltqualitätskriterien oft und in gewissen kleinen Fliessgewässern beinahe anhaltend überschritten. Dies nicht nur von einzelnen Wirkstoffen, sondern oft von verschiedenen gleichzeitig oder in Folge, was die Effekte auf Organismen verstärkt. In beinahe allen Böden in Ackerbaugebieten, auch in Biodiversitätsförderflächen, sind Pestizide vorhanden. Für Böden fehlen aber gesetzlich festgelegte Höchstwerte.
Der Einsatz von Pestiziden wird in der Schweiz breit diskutiert, wie politische Vorhaben des Bundesrates, des Parlamentes und von Initiativkomitees zeigen. Sollen die rechtlichen Anforderungen eingehalten und die Beeinträchtigung der Umwelt und der Biodiversität reduziert werden, sei es unerlässlich, den Pestizideinsatz und die Emissionen zu reduzieren, sagen die Forschenden und zeigen mögliche Handlungsansätzen auf.
Das Faktenblatt «Pestizide: Auswirkungen auf Umwelt, Biodiversität und Ökosystemleistungen» nimmt spezifisch die Auswirkungen von Pestiziden auf Umwelt, Biodiversität und Ökosystemleistungen in den Blick. Nicht thematisiert werden etwa die Bedeutung von Pestiziden in der landwirtschaftlichen Produktion oder die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.