Bestehende Infrastrukturanlagen und Konversionsflächen bieten ein riesiges Potenzial für die Stromproduktion. Die Nutzung von Gebäudedächern zur Installation von Photovoltaikanlagen zur Stromproduktion ist zwar bekannt und wird immer populärer, jedoch werden die Anlagen kaum auf bereits vorhandenen Infrastrukturanlagen installiert. Mit einer Studie zeigt die Energie Zukunft Schweiz AG auf, wie gross das Potenzial wirklich ist.
Der Zubau der Photovoltaikanlagen in der Schweiz war zwar 2020 deutlich höher als in den Jahren davor, zur Erreichung der Ziele gemäss «Energiestrategie 2050» reicht dieses Ausbau-Tempo aber weiterhin nicht aus. Photovoltaikanlagen werden hierzulande noch immer fast ausschliesslich auf Gebäudedächern realisiert. Ein weiteres grosses Potenzial, das es zu erschliessen gilt, sind bestehende Infrastrukturanlagen – zum Beispiel Lärmschutzwände entlang von Autobahnen oder Wasserflächen auf Stauseen. Besonders gut eignen sich auch Projekte auf grossen Parkflächen. Konversionsflächen wie Deponien könnten eine weitere Möglichkeit zur Doppelnutzung grosser Flächen bieten.
Die Studie «InfraSolaire» der Energie Zukunft Schweiz AG mit Unterstützung von EnergieSchweiz, der Axpo und der IWB (Industrielle Werke Basel) bietet erstmals eine umfassende Einschätzung des realistischen Solarstrom-Potenzials im Bereich dieser Anlagen – dies unter Einbezug wichtiger Faktoren wie technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und regulatorische Hürden. In der Studie werden nicht nur theoretische Potenziale ausgewiesen, sondern unter Einbezug diverser Faktoren auch das als realistisch eingeschätzte Potenzial. Untersucht wurden:
- Verkehrswege von Bahn und Strassen (Lärmschutzwände, Parkplätze…)
- Technische Infrastrukturen (Stauseen, ARAs, Lawinenverbauungen…)
- Konversionsflächen und Armee (Deponien, Kieswerke, …)
In der Schweiz existieren bereits verschiedene Pilotprojekte auf Infrastrukturanlagen von Verkehrswegen, der Energieerzeugung und der Abwasserreinigung. Diese Projekte werden im Bericht ebenfalls vorgestellt.
Realistisches Potenzial von bis zu 3 Gigawatt
Die Studie weist ein theoretisches Potenzial von bis zu 11 Gigawatt aus – und ein realistisches von bis zu 3 Gigawatt. Auch diese eher zurückhaltende Einschätzung zeigt also auf: Allein mit der Nutzung der am besten geeigneten bestehenden Infrastrukturanlagen kann die Solarstrom-Produktion in der Schweiz im Vergleich zur Ende 2020 installierten PV-Leistung nahezu verdoppelt werden.
Erschwerter Zubau
Eine Herausforderung von Photovoltaik auf Infrastrukturbauten ist die Wirtschaftlichkeit, die oft knapp oder gar nicht gegeben ist. Das hat zum einen mit den im Vergleich zu Aufdachanlagen höheren Investitionskosten zu tun und zum anderen mit einem geringen oder gar nicht vorhandenen Eigenverbrauch vor Ort. Für eine breite Erschliessung des Potenzials wird daher in vielen Fällen eine spezielle Förderung benötigt, zum Beispiel in Form einer höheren Einmalvergütung, wie es bereits innerhalb der Revision des Energiegesetzes vom Bundesrat vorgeschlagen wurde, oder mit weiteren Massnahmen, wie zum Beispiel einer Marktprämie, um den Strom kostendeckend zu verkaufen.
Weitere Informationen finden Sie in der Studie und auf energiezukunftschweiz.ch.
Auf der Foto handelt es sich um die Glaswand in Zumikon. Aber um diese Lärmschutzwand geht es ja in diesem Artikel nicht, sondern um die Photovoltaikanlagen. Und trotzdem möchte ich kurz erwähnen dass diese Glaswand den Tod von unzähligen Vögeln bedeutet, denn Vögel sehen das Glas nicht und kollidieren daran. Solche Glaswände sollten unbedingt so bemustert sein, dass die Vögel sie sehen können, auch wenn die Sicht dadurch einwenig beeinträchtigt wird.
Nachhaltige Entwicklung heisst, sich am regional vorhandenen «Umweltzins» zu orientieren. Wer erst einmal mit einem «Bedarf» anfängt oder eine Methode unkritisch einsetzt, verliert sich schnell auf dem Holzweg.
Auch PV ist nicht per se gut und umweltfreundlich und soll deshalb kritisch eingesetzt werden. Das bedeutet, vor einem Einsatz viele Faktoren gegeneinander abzuwägen.
Und bevor wir in die nächste Produktionsfalle tappen, muss der Energieverbrauch massiv reduziert werden. Sonst fördern wir die gegenwärtige Verschwendung einfach mit anderen Mitteln.
Unter dieser Voraussetzung dürfte PV auf Gebäuden, besonders in Kombination mit Gebäudebegrünung, eine akzeptable Lösung darstellen. Im Unterschied zu PV auf Stauseen, an Steinbrüchen und auf Landwirtschaftsflächen. Damit würden bloss bestehende Landschaftseingriffe und -beeinträchtigungen weiter verstärkt und die Landschaft zusätzlich technisiert. Wie übrigens sogar die Potentialberechnung des BFE zeigen, brauchen wir PV auf solchen Flächen noch nicht einmal, um den gegenwärtigen, viel zu hohen Stromkonsum zu decken.
Also Hände weg von der Landschaft!