StartNewsForschungGrosse Schutzgebiete sind wichtiger als viele kleine

Grosse Schutzgebiete sind wichtiger als viele kleine

Neue Forschungsergebnisse widersprechen der These, dass lieber kleine, fragmentierte Gebiete geschützt werden sollen anstatt ein Grosses. Damit unterstreichen sie die Bedeutung grossflächiger, miteinander verbundener Lebensräume. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.

Grosse, ungestörte Landschaften sind für die biologische Vielfalt besser geeignet als fragmentierte Landschaften. Die in der Zeitschrift Nature veröffentlichten Ergebnisse treffen den Kern einer jahrzehntelangen Debatte: Ökologen sind sich einig, dass der Lebensraumverlust und die Fragmentierung von Wäldern die Artenvielfalt innerhalb der verbleibenden Fragmente verringern. Allerdings sind sich die Ökologen uneins, ob es besser ist, viele kleinere, fragmentierte Flächen zu schützen oder grössere, zusammenhängende Landschaften.

«Wir stellen fest, dass viele kleine Lebensräume in fragmentierten Landschaften insgesamt weniger Arten beherbergen als grössere, zusammenhängende Landschaften», sagt Co-Autor Prof. Jonathan Chase. «Nicht nur finden sich in jedem einzelnen kleinen Lebensraum weniger Arten als in einem grossen, sondern auch in der Summe finden sich weniger Arten, wenn man die einzelnen Lebensräume die gesamte Landschaft hinweg betrachtet. Es ist diese letztere Frage – was auf Landschaftsebene passiert – die in den letzten Jahren ein grosses Diskussionsthema war.»

«Wir haben klare Belege aus vielen verschiedenen bewaldeten Landschaften, dass Fragmentierung tatsächlich schädlich ist für die Biodiversität, von kleineren bis grösseren Massstäben», ergänzt Chase.

Kontroversen Standpunkt rigoros testen

Die Forscher:innen untersuchten 4’006 Arten von Tieren und Pflanzen an 37 Standorten auf der ganzen Welt. Mit den Daten verglichen sie die Unterschiede in der Artenvielfalt zwischen zusammenhängenden und fragmentierten Landschaften. Die Ergebnisse zeigen, dass fragmentierte Landschaften im Durchschnitt 13.6 % weniger Arten auf der kleinen Lebensraum-Ebene und 12.1 % weniger Arten auf der Landschaftsebene hatten. Darüber hinaus legen die Ergebnisse nahe, dass hauptsächlich Generalisten in fragmentierten Gebieten leben – also solche Arten, die gut in verschiedenen Umgebungen überleben können.

«Der Kern der Debatte ist, dass Menschen, die argumentieren, dass Fragmentierung nicht so schlimm sei, behaupten, dass man aufgrund isolierter Lebensräume unterschiedliche Artenzusammensetzungen hat, was bedeute, dass auf Landschaftsebene die Artenvielfalt höher ist», sagt Thiago Gonçalves-Souza, Erstautor der Studie. «Sie behaupten das Gegenteil für grosse Lebensräume: Da dies ein zusammenhängender und homogener Lebensraum ist, ist die Artenzusammensetzung zu ähnlich.»

Frühere Forschung habe jedoch fragmentierte Landschaften mit grossen, zusammenhängenden Wäldern nicht ordentlich verglichen, erklärt Gonçalves-Souza. Beispielsweise hätten frühere Forschungen möglicherweise nur eine Komponente der Vielfalt betrachtet oder einige zusammenhängende Wälder mit Dutzenden fragmentierter Lebensräume verglichen.

Im Gegensatz dazu berücksichtigten die Ökolog:innen nun in ihrer Analyse die Unterschiede in der Probenahme über verschiedene Landschaften hinweg. Die Ergebnisse zeigen, dass Fragmentierung die Anzahl der Arten über alle Tier- und Pflanzen-Gruppen hinweg verringerte, und dass der Anstieg der Beta-Diversität in fragmentierten Landschaften den Verlust der Artenvielfalt auf Landschaftsebene nicht ausglich.

Alpha- Beta- und Gamma-Diversität

Die Wissenschaftler:innen untersuchten, was als Alpha-, Beta- und Gamma-Diversität bezeichnet wird. Alpha-Diversität bezieht sich auf die Anzahl der Arten in einem kleinen Lebensraum, während Beta-Diversität beschreibt, wie sich die Artenzusammensetzung zwischen zwei Gebieten unterscheidet. Gamma-Diversität bezieht sich auf die Artenvielfalt in grösseren Landschaften.

Was bedeutet das für die Minimierung des Verlusts der Artenvielfalt?

Gonçalves-Souza hofft, dass die Studie die Naturschutzgemeinschaft dazu bringt, die Debatte über Lebensraumfragmentierung hinter sich zu lassen und sich auf die Wiederherstellung von Wäldern zu konzentrieren.

«Ich weiss nicht, ob es sinnvoll ist, über kontinuierliche versus fragmentierte Landschaften nachzudenken. Wir müssen die Biodiversität schützen, und ich denke, diese Debatte trägt nicht wirklich dazu bei, den Naturschutz zu stärken», sagt er. «In vielen, vielen Ländern gibt es nicht mehr viele grosse, intakte Wälder. Daher sollte unser Fokus darauf liegen, neue Wälder zu pflanzen und zunehmend degradierte Lebensräume wiederherzustellen. Wiederherstellung ist für die Zukunft entscheidend, mehr noch als die Debatte darüber, ob es besser ist, einen grossen Wald oder viele kleinere Waldfragmente zu haben.»

Zur Originalpublikation:
Gonçalves-Souza, T. et al. (2025). Species turnover does not rescue biodiversity in fragmented landscapes. Nature. doi.org/10.1038/s41586-025-08688-7

1 Kommentar

  1. Das ist uralter Wein in neuen Schläuchen!
    Es würde mich interessieren, ob Sie eine Forschungsarbeit nennen können, welche die hier im ersten Satz zitierte These vertritt.

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