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Artenreichtum in der Land(wirt)schaft

Abwechslungsreiche Landschaften sorgen für höhere Tier- und Pflanzenvielfalt auf Äckern. Eine globale Studie liefert neue Erkenntnisse für nachhaltige Landwirtschaft. Landwirtschaftliche Betriebe können einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten.

Intensive Landwirtschaft gilt als eine Ursache des weltweiten Artensterbens. Eine vielfältige Landschaft kann jedoch die Biodiversität auf dem Acker erheblich fördern, schreibt der Informationsdienst Wissenschaft (idw) in einer Medienmitteilung. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Justus-Liebig-Universität Giessen (JLU), das Studien aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika analysiert hat. Demnach profitieren zahlreiche Wildtier- und -pflanzenarten auf landwirtschaftlichen Feldern von einer vielfältigen Umgebung mit einer hohen Zahl an Feldfrüchten, darunter Vögel, Bienen und andere Nützlinge wie Laufkäfer und Spinnen. Die Untersuchung unter Leitung der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur ist im Fachmagazin Ecology Letters erschienen.

«Die Landschaft wirkt sich auf ein breites Spektrum an Arten aus, von denen viele wichtige Funktionen im Agrarökosystem erfüllen, etwa als Bestäuber oder natürliche Feinde von Schädlingen», sagt JLU-Tierökologin Prof. Dr. Emily Poppenborg Martin, die an der Studie mitgewirkt hat. Eine vielfältige Landschaft könne zum Beispiel mehr Möglichkeiten zur Nahrungssuche, für Nistplätze und als Unterschlupf bieten. «Die Biodiversität unterstützt die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln, Energie und Futtermitteln», sagt Prof. Dr. Poppenborg Martin. «Diesen natürlichen Support für die Landwirtschaft aufrecht zu erhalten, ist eng mit der Frage verknüpft, wie wir Agrarlandschaften weltweit vielfältiger gestalten können.»

Daten aus der ganzen Welt wurden ausgewertet

Die Erkenntnisse basieren auf einer globalen Meta-Analyse, in der die Forschenden 122 wissenschaftlichen Studien zusammenführten und analysierten. Eingeflossen sind Daten zum Artenreichtum von Wildtieren und -pflanzen auf rund 6.400 landwirtschaftlichen Flächen sowie zur Landschaftsgestaltung in deren Umgebung im Radius von bis zu vier Kilometern. Zu einer abwechslungsreichen Agrarlandschaft trugen einerseits unterschiedliche Feldfrüchte bei wie Getreide, Raps oder Gemüse und andererseits naturnahe Bereiche wie Blühflächen, Ackerrandstreifen, Büsche oder Bäume – und überdies deren Anordnung wie Feldgrösse und -zuschnitt. Der Landschaftseffekt war in gemässigten sowie tropischen/subtropischen Klimazonen und für ein- sowie für mehrjährige Kulturpflanzen zu finden.

Eine vielfältige Landschaft beherbergt eine vielfältigere Tier- und Pflanzenwelt: Dieses Ackerland grenzt zum Beispiel an Wiesen mit Büschen und Bäumen. Solche naturnahen Bereiche bieten Nahrung, Schutz und Nistplätze. Bild: © Mareike Oponczewski

Biodiversität und Landwirtschaft schliessen sich nicht aus

«Unsere Studie zeigt auf globaler Ebene: Vielfältige Lebensräume in Agrarlandschaften sind für die Biodiversität äusserst wichtig – beispielsweise Äcker mit unterschiedlichen Kulturpflanzen sowie auch andere Flächen, die nicht dem Anbau dienen, wie Ackerrandstreifen oder Blühstreifen», sagt NTU-Forscherin und Associate Professor Eleanor «Wenn sich politische Entscheidungstragende, Landverwaltende und Naturschützende für vielfältige Kulturpflanzenbestände und Landschaften einsetzen, trägt es zum Schutz der Biodiversität bei und damit auch zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.»

«Unsere Forschungsergebnisse weisen einen Weg, wie landwirtschaftlich-ökonomische Ziele besser mit Nachhaltigkeits- und Umweltschutzinteressen in Einklang zu bringen sind», sagt NTU-Doktorand und Studienautor Tharaka S. Priyadarshana. Während gängige Strategien zum Biodiversitätsschutz oftmals die Nutzung einschränkten oder gar die Stilllegung einzelner Flächen bedeuten, biete ein ganzheitlicher landschaftlicher Ansatz Spielräume für die Landwirtschaft und eine praktikable Alternative. «Ein landwirtschaftlicher Betrieb, der auf einer Mischung aus unterschiedlichen Feldfrüchten sowie naturnahen Flächen setzt, kann dadurch einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt leisten.»

Zur Originalpublikation:
T. S. Priyadarshana, E. A. Martin et al. (2024) Crop and landscape heterogeneity increase biodiversity in agricultural landscapes: A global review and meta-analysis, Ecol Letters Vol. 27, Issue 3, e14412, https://doi.org/10.1111/ele.14412

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