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Bundesrat ermöglicht grenzübergreifenden Nationalpark

Das italienische Valle dei Bagni soll auch zum geplanten «Parco Nazionale del Locarnese» dazugehören. Dafür schliesst der Bundesrat einen Staatsvertrag mit Italien und passt die Pärkeverordnung an. Im Juni 2018 stimmen die betroffenen Gemeinden über den neuen Nationalpark ab.

Lange schien unklar, ob die Schweiz überhaupt einen zweiten Nationalpark bekommt. Nun soll mit dem Valle dei Bagni auch ein Stück Italien dazukommen. Der Bundesrat hat heute einen Staatsvertrag unterzeichnet, der die zukünftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit regelt. Dies Berichtet der Bund in einer Mitteilung. Der Vertrag tritt in Kraft, sofern die beteiligten Tessiner Gemeinden dem neuen Nationalpark zustimmen und der Bund dem Park anschliessend das Label «Park von nationaler Bedeutung» verleiht.

Der Bundesrat hat ebenfalls die Pärkeverordnung angepasst, so dass neu auch Nationalpärke über die Landesgrenze hinaus errichtet werden können. An den Anforderungen für die Verleihung des Parklabels ändert sich dadurch jedoch nichts.

Das italienische Valle dei Bagni gehört zum selben Natur- und Kulturraum wie die acht Schweizer Gemeinden, auf deren Gebiet der «Parco Nazionale del Locarnese» entstehen soll. Bei der Volksabstimmung im Juni 2018 werden die Stimmbürgerinnen und -bürger der Parkgemeinden das letzte Wort haben. Stimmt die Bevölkerung zu, wird der Nationalpark für zehn Jahre eingerichtet. Danach wird erneut abgestimmt. Zumindest auf Ebene des Bundesrats steht dem zweiten, grenzüberschreitenden Nationalpark nichts mehr im Wege.

Der Nationalpark liegt in der Schweiz und in Italien.
Das Valle dei Bagni befindet sich westlich der Grenze zum Onsernone-Tal. Auf dieser Karte ist das italienische Gebiet noch nicht als Parkfläche gekennzeichnet. @ parconazionale.ch

Selbst mit italienischem Zuwachs ist die Fläche für den neuen Nationalpark kleiner als ursprünglich erhofft. Mehrere Gemeinden haben sich in früheren Verhandlungen schon gegen den Park auf ihrem Gebiet entschieden.

Viel Schützenswertes auf kleiner Fläche

Nichtsdestotrotz umschliesst der geplante «Parco Nazionale del Locarnese» eine grosse Vielfalt von Landschaften. Vom subtropischen Feeling auf den Brissago-Inseln bis zum alpinen Wandfluhhorn (Pizzo Biela) auf über 2864 Meter oberhalb Bosco Gurins trifft man auf die unterschiedlichsten Klimazonen. Als Zeichen für mehr Naturschutz in der Schweiz sprach Pro Natura dem Projekt 1 Million Schweizer Franken zu (naturschutzstage.digitalsprout.ch berichtete). Im Herzen des Parkgebiets liegen ausgedehnte und tiefliegende Waldflächen, die sich vom Centovalli und Onsernone-Tal über die Landesgrenzen hinaus nach Italien ausbreiten – ein Naturerbe von europäischer Bedeutung.

Die Projektinitiatoren wollen einen Nationalpark «der neuen Generation» kreieren, der aus einer Kernzone und einer Umgebungszone besteht. So bringt der Park neue Arbeitsplätze in die von Abwanderung betroffenen Berggemeinden und stärkt den lokalen Tourismus. Neben dem Erhalt wertvoller Naturflächen schützt der Park auch das historisch-kulturelle Erbe. Viele Dörfer sind Teil des Inventars schützenswerter Ortsbilder von nationaler Bedeutung; dazu kommen historische Verkehrswege, Terrassierungen, Kirchen und Kapellen. Dank des Parklabels dürfte die ganze Region von einer erhöhten Sichtbarkeit – auch international – profitieren.

Weitere Informationen zum Projekt des gemeinsamen Nationalparks finden sie hier.

2 Kommentare

  1. Seit 20 Jahren gelang es in der Schweiz nicht mehr, ein neues Refugium für die Natur einzurichten. Die Meldungen über Artensterben und zunehmende Belastung der Umwelt durch Bautätigkeit und Lärm verursachen lediglich Schlagzeilen in den Medien aber kein Umdenken bei Menschen, die stattdessen lieber weiterhin Pilze sammeln oder jagen wollen. Die erneute Ablehnung zu einem Nationalpark im Tessin nach dem Volksnein gegen Nationalparkt Adula nötigt uns folgende Fragen ab:
    Was braucht es noch, bis die Gesellschaft feststellt, wie groß ihre Verantwortung gegenüber ihrer Lebensgrundlage, die Natur, eigentlich ist? Wie viele Pflanzen und Tiere müssen noch verschwinden, bis alle merken, dass nun das Steuer herumgerissen werden muss? Aber auch die Verantwortlichen der Umweltverbände müssen sich Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel diejenige, ob nicht die bisherigen Konzepte und Mittel in Sachen Kommunikation, Information und Kampagne einer Sanierung bedürfen. Nebst vielen erfolgreichen kleineren Projekten in den Regionen gelang es trotz vielen Spenden und einer beachtlichen Mitgliederzahl den Naturschutzorganisationen nicht, seit dem 1914 gegründeten Bündner Nationalpark einen zweiten zu realisieren. Hier ist kritische Analyse in den eigenen Reihen angesagt. Diese Zeilen entstehen kurz vor dem Urlaub im Österreichischen Nationalpark Neusiedlersee, wo wir sehr gerne unser Feriengeld ausgeben werden, wegen der fantastischen Natur.

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