Zum Weltottertag am 31. Mai lancierte die Stiftung Pro Lutra das Citizen Science Projekt «Untendurch». Mit der eigens dafür kreierten App kann man Brücken schweizweit auf ihre «Fischotterfreundlichkeit» beurteilen und so die Rückkehr des Fischotters in der Schweiz unterstützen.
Einst war der Fischotter weit verbreitet. Als effizienter Fischjäger wurde er jedoch ab Ende des 19. Jahrhunderts in der Schweiz und weiten Teilen Mitteleuropas erbarmungslos gejagt. Der anhaltende Umbau der Gewässerlandschaft sowie Umweltgifte forderten zusätzlich ihren Tribut. Obschon der Fischotter in der Schweiz 1952 unter Schutz gestellt wurde, verschwand die Art im Jahr 1989 still und leise aus der Schweiz. Seit einigen Jahren aber wandern Fischotter aus den Nachbarländern wieder ein. Derzeit kommen Tiere in den Kantonen Bern, St. Gallen und Graubünden vor.
Doch der Weg in die Schweiz ist riskant. In vielen europäischen Ländern gilt der Strassenverkehr als Todesursache Nr. 1 für den Fischotter. Auch in der Schweiz wurden – bei einem derzeit geschätzten Bestand von weniger als 20 Individuen – bereits Fischotter überfahren. Zwar bewegen sich Fischotter meist in und entlang von Gewässern, doch müssen sie Bauwerke wie grosse Schwellen, Rechen und Rohre an Land umgehen. Auch bei Brücken verlassen Fischotter gelegentlich das Gewässer. Der Grund dafür liegt nicht darin, dass Fischotter ungern unter Brücken durchschwimmen. Viel eher hat es mit der Beschaffenheit der Brücke und deren Uferbereich zu tun. Fischotter markieren sehr gerne auf dem Uferstreifen, dem sogenannten Bankett, unter höhlenartigen Brücken. Fehlt jedoch unter einer solchen Brücke das Bankett, markieren sie gerne auf oder neben der Brücke. Dabei überqueren sie die Strasse und riskieren, überfahren zu werden.
Die Stiftung Pro Lutra setzt sich seit 1997 für den Fischotter und seinen Lebensraum in der Schweiz ein. Seit kurzem blickt die Stiftung auch auf die Strassen. Eine Erhebung im Jahr 2021 über die «Otterfreundlichkeit» von Brücken im Kanton Bern zeigte, dass bei 29 von 562 evaluierten Brücken für den Fischotter in der Tat ein grosses Risiko besteht, dass er dort über die Strasse wechselt. Obschon es sich dabei nur um fünf Prozent aller evaluierten Brücken handelt, ist die Gefahr real: Fischotter legen durchschnittlich jede Nacht etwa 8 Kilometer in ihrem Territorium zurück und treffen dabei auf zahlreiche Brücken. Wer so viel umherstreift, ist auf einen durchgängigen und sicheren Lebensraum angewiesen.
Zum Weltottertag am 31. Mai 2023 lanciert die Stiftung Pro Lutra die Web-App untendurch.prolutra.ch. Denn das Gewässernetz der Schweiz ist über 65’000 Kilometer lang und das Verkehrsnetz ist fast ebenso dicht. Da gibt es unzählige Überschneidungen. Für die Erhebung der Brücken sucht die Stiftung Pro Lutra daher die tatkräftige Unterstützung der Bevölkerung. Mit der App lässt sich jede Brücke ohne Vorwissen auf ihre «Fischotterfreundlichkeit» kartieren. Die erhobenen Daten werden der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und helfen, kritische Situationen zu identifizieren und Massnahmen zu ergreifen.
Weitere Informationen zur App und dem Fischotter im Strassenverkehr sind auf der Webseite von Pro Lutra erhältlich: www.prolutra.ch