Rund 100 Personen aus der ganzen Schweiz reisten vergangenen Samstag auf den Sustenpass. Am Fusse des schmelzenden Steingletschers gründeten sie den Verein Klimaschutz Schweiz. Mit der Gletscher-Volksinitiative will die neue Bürgerinnen- und Bürgerbewegung den Klimaschutz in der Verfassung verankern und die CO2-Emissionen der Schweiz bis 2050 auf Null senken.
Der Verein Klimaschutz Schweiz will die Schweiz auf Klimakurs bringen und eine Volksinitiative lancieren. Die Ziele des Pariser Übereinkommens sollen in der Bundesverfassung verankert werden: Null CO2-Emissionen bis spätestens Ende 2050. Die Gletscher-Initiative ist nötig, weil die bisherige Politik mit den Verpflichtungen von Paris und den Erfordernissen einer ernsthaften Klimapolitik nicht im Einklang steht, wie das Initiativ-Kommitee in einer Mitteilung berichtet. Unterstützen können Sie die Initiative schon jetzt auf der Webseite von Klimaschutz Schweiz.
Gletscherschwund als Mahnmal für die Klimakrise
Die Vereinsgründung fand am Fusse des schmelzenden Steingletschers statt. Der Ort erinnert an die hierzulande augenfälligste Folge des Klimawandels: Das Verschwinden der Gletscher. Im Alpenraum erwärmt sich das Klima rund doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. «Der irreversible Gletscherschwund ist wie eine Schrift an der Wand. Massnahmen zum Schutz des Klimas helfen, die gefährliche Entwicklung zu begrenzen», sagt Gründungsmitglied und Glaziologe Wilfried Haeberli.
Ende des 21. Jahrhunderts dürften fast alle Alpengletscher verschwunden sein. Laut wissenschaftlichen Schätzungen liessen sich bis Ende Jahrhundert einige der Gletscher retten, würde die Erderwärmung – wie im Pariser Übereinkommen vorgesehen – auf deutlich unter 2 Grad begrenzt.
Gletscher und dauernd gefrorene Böden stabilisieren Berge, die instabil werden können wie der Piz Cengalo, von dem sich im Sommer 2017 drei Millionen Kubikmeter Fels lösten, die Teile des Dorfs Bondo zerstörten. Vom weltweiten Schwund der Gletscher und des Permafrosts ist die Lebensgrundlage unserer globalen Gesellschaft betroffen, in der Zeit der Schneeschmelze droht Hochwasser, während im Sommer Bäche und Flüsse versiegen können. Dazu gefährden die Veränderung des Landschaftsbilds und die abnehmende Schneesicherheit im Winter zehntausende Arbeitsplätze im Tourismus.
600 Mitglieder in zwei Wochen
Bereits vor der Gründung haben sich in nur zwei Wochen über 600 Personen für eine Mitgliedschaft im Verein Klimaschutz Schweiz eingeschrieben. Den Vorstand des Vereins werden – neben dem Umweltjournalist und Mitinitiant Marcel Hänggi – Dominik Siegrist und Myriam Roth übernehmen. Siegrist ist Professor für naturnahen Tourismus an der Hochschule Rapperswil. Seit Jahren macht er auf die Klimaveränderungen in den Bergregionen aufmerksam. Roth arbeitet als Pflegefachfrau und ist Stadträtin in Biel. «Indem wir uns um das Klima kümmern, achten wir auf unsere und die Gesundheit anderer», erklärt sie ihr Engagement. Sie und Dominik Siegrist teilen sich das Co-Präsidium.
Gründungsmitglieder aus verschiedensten Berufen
Die Gründung steht für eine erstarkende Klimabewegung, welche die unterschiedlichsten Personen vereint. Unter den Gründungsmitgliedern und im wissenschaftlichen Beirat sind Menschen aus der Wald-, Land- und Wasserwirtschaft, aus Wissenschaft und Forschung, aus dem Tourismus, den Berggebieten, dem Wintersport, der Kultur und Gesundheitsberufen.
Namhafte Unterstützung erhält der Verein von Biophysiker Jacques Dubochet, Nobelpreisträger in Chemie 2017. Der Romand engagiert sich bei den Grands-parents pour le climat. «Als Generation der klimatischen Deregulierung engagieren wir uns, um die Welt auf den richtigen Weg zurückzuführen», sagt Dubochet. Als Gründungsmitglied dabei ist auch Noah Zollinger, Betriebsleiter eines Zürcher Forstreviers. «Der Wald ist für das Überleben der Menschheit unerlässlich. Ob wir gesunde Wälder erhalten können, hängt davon ab, wie wir dem Klimawandel entgegenwirken», sagt Zollinger.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.klimaschutz-schweiz.ch