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Ältester Baum Europas gefunden

Diese Schlangenhaut-Kiefer war schon auf der Welt, als noch Wikinger die Meere unsicher machten. Sie ist vielleicht nicht mehr der saftigste Sprössling im ganzen Land, aber es geht ihr erstaunlich gut: Eine genaue Untersuchung der Jahrringe zeigte sogar einen Wachstumsschub in den letzten Jahrzehnten.

Entdeckt wurde der älteste Baum Europas von Gianluca Piovesan und seinem Forscherteam der Università della Tuscia. Das Team hat drei Jahre lang Proben im Pollino Nationalpark gesammelt, welcher in einer abgelegenen Region in Süditalien liegt, wo es eine grosse Population von Schlangenhaut-Kiefern (Pinus Heldreichii) gibt.

Diese Kiefernart, auch Panzer-Kiefer genannt, ist in den Bergen des Balkans und des südlichen Italiens heimisch. Schon lange war sie bekannt für ihre Langlebigkeit und im Jahr 2016 wurde eine Schlangenhaut-Kiefer in Griechenland als 1’075-jährig datiert. Ein anderes bekanntes Exemplar dieser Spezies lebt in Bulgarien und ist bekannt als Baikushev’s Kiefer. Ihr Alter wird auf über 1’300 geschätzt, bis jetzt ist es aber nicht wissenschaftlich geprüft.

Mit kombinierten Methoden zum Erfolg

Das Alter der Schlangenhaut-Kiefer in Italien war nicht einfach zu bestimmen. Als die Forschenden Proben aus dem Stamm nehmen wollten, stellten sie fest, dass der Kern des Stamms mit den jüngsten Anteilen fast komplett fehlte. Das Innere des Holz sei «wie Staub» gewesen, sagte Team-Mitglied Alfredo Di Filippo gegenüber National Geographic. Mindestens 20 cm Holz hätten gefehlt – das sind viele Baumjahre.

Als klar wurde, dass das Alter der Kiefer nicht allein über die Jahrringe bestimmt werden kann, widmeten sich die Forschenden einem anderen Teil des Baumes: den Wurzeln. Die Wurzeln waren viel besser erhalten und auch sie produzieren Jahrringe. Allerdings korrelieren die Jahrringe von Wurzeln und Stamm nicht immer. Schliesslich konnten die Forschenden unter Hinzunahme der Radiokarbonmethode das Alter des Baumes bestimmen: Er keimte vor 1’230 Jahren.

Wachstumszunahme in den letzten Jahren

Auf den ersten Blick scheint er zwar nicht in bester Form zu sein, eigentlich geht es dem Baum aber ziemlich gut: In den letzten Jahrzehnten wurden die Jahrringe dicker, was auf günstige Umweltbedingungen schliesst. Es bedeutet auch, dass der Baum in jüngster Zeit ziemlich an Umfang zugelegt hat.

Die Daten der Jahrringe können zur weiteren Erforschung der lokalen Umweltbedingungen genutzt werden, um herauszufinden wie sich diese verändert haben und wie der Baum darauf reagiert hat. Wie es diese Ur-Kiefer geschafft hat so alt zu werden ist noch nicht klar. Die Forschenden vermuten, dass es an dem Mikroklima in den Bergen liegen könnte, wo Temperaturen in der Regel kühler bleiben und weniger stark schwanken. Piovesan glaubt auch, dass die Naturschutzbemühungen in den letzten Jahren wie z.B. eine reduzierte Verschmutzung den Baum unterstütz haben. Biologisch gesehen sind Bäume und insbesondere Kiefern mehr oder weniger «unsterblich» und können unlimitiert weiter wachsen, wobei Teile des Baumes abgestorben sein können. Sehr alten Bäumen machen höchstens äussere Einflüsse den Garaus, wie z.B. starke Winde.

2 Kommentare

  1. Es gibt nichts Wunderbareres als die Natur. Sie hält immer Ueberraschendes bereit. Wenn wir nicht für alles Erklärungen finden,
    sollten wir einfach nur staunen. Und das Staunen sollte man nie
    verlernen.

  2. „ … der Kern des Stamms mit den jüngsten Anteilen fast komplett fehlte.“ Was mit den jüngsten Anteilen im Kern gemeint sein sollte, erschliesst sich mir nicht. Dass „das Innere des Holzes «wie Staub» gewesen sei, sollen sich die Baumfäller von Grün Stadt Zürich auf der Zunge zergehen lassen (man verzeihe die befremdliche Formulierung), wenn sie nächstes Mal ein halbes Hundert Bäume an der Seepromenade fällen, und vorgeben, die Bevölkerung vor umstürzenden pilzbefallenen Bäumen schützen zu müssen (und sechs Wochen später dort ein riesiges Partyzelt steht). Die Schlangenhaut-Kiefer tat gut daran, sich einen sicheren Lebensraum auszusuchen, im Zürich von heute wäre sie 70 Jahre alt geworden, wenn’s hoch kommt.

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