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Wildbienen: ganz schön wild!

Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross ist begeisterte Naturgärtnerin. In ihrem Garten in Zürich hat es nicht nur Platz für viele verschiedene Pflanzen, sondern auch für Wildbienen, Glühwürmchen und andere Tiere. Sie ist Präsidentin des Vereins Natur im Siedlungsraum NimS. Im Blog «Hotspot Naturgarten» schreibt sie regelmässig über Beobachtungen aus ihrem Naturgarten.

Vor ein paar Tagen sind die ersten Mauerbienenmännchen aus ihrer Winterruhe erwacht. Sie haben in einem Bohrloch eines Holzklotzes oder in einem Schilfröhrchen meiner Bienen- und Wespennisthilfe überwintert, schon seit Juli(!) als fertige Biene im Cocon. Ein paar Tage später schlüpfen die Weibchen. Solange lungern die Männchen an den Nisthilfen herum, und jeder will der erste sein, wenn die Weibchen schlüpfen. Mit den Nisthilfen an sonniger und regensicherer Lage kann man etlichen Wildbienen und Solitärwespen einen Nistplatz anbieten und interessante Beobachtungen machen. Die farbigen Röhrchen dienen einem Versuch, den ich später erläutern werde.

Mauerbienen bei der Paarung.
© Christine Dobler Gross

Hier paaren sich die Mauerbienen. Das Männchen erkennt man an seiner weissen Gesichtsbehaarung.

Nisthilfen für Wildbienen
© Christine Dobler Gross

Ein paar bearbeitete Nisthilfenelemente wie Klötze oder Löcherziegel können auch in eine Holzbeige integriert werden. Die Holzbeige wiederum ist Lebensraum, Nistplatz und Unterschlupf für eine ganze Menge anderer Tiere wie Insekten, Spinnen, Amphibien usw., die alle im Naturgarten willkommen sind.

Ein naturnaher Garten im Frühling.
© Christine Dobler Gross

Damit die Bienen vielfältige Nektarpflanzen zu ihrer Nahrung und gute Pollenpflanzen für ihre Brut finden können, braucht es ein entsprechendes Pflanzenangebot. Das ganze Jahr hindurch sollte der Tisch gedeckt sein. Das bedingt eine grosse Vielfalt an einheimischen Pflanzen und Büschen. Die Forsythie z.B. hat keinen für Insekten verfügbaren Nektar, dienst also „nur“ unserer Freude, was ja auch sein darf, sofern auch andere Gehölze im Garten vorkommen. In diesem kalten Winter sind etliche Pflanzen, vorallem die immergrünen Exoten, vertrocknet und anschliessend deren Blätter verbrannt. Im naturnahen Garten herrschen einheimische Pflanzen vor, die bestens an extremere Wetterbedingungen angepasst sind. In meinem Garten ist nur der Rosmarin vertrocknet.

3 Kommentare

  1. Schöner Bericht! Faszinierende Wildbienen! Wenn solche Berichte nur mehr zur Nachahmung animieren würden. Stattdessen werden immer mehr Privatgärten zu Steinwüsten und sterilen Vorzeigeflächen. Die viel gepriesene und propagierte Biodiversität bleibt «auf der Strecke»!

    Einige «Praxis-Gedanken» zu Wildbienen finden Sie auch hier:

    http://www.ov-hombrechtikon.ch/wildbienen/wildbienen-infos.php

    Herzliche Grüsse aus dem Zürcher Oberland
    «sondi»

  2. Folgendes hat ein Vogel, der Grünfink, an der Gartenmesse Giardina erlebt. DAS wird uns angepriesen, über Biodiversität redet man nur oder macht Studien.
    Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Berichtes!

    Die Giardina aus der Vogelschau
    Als gefiederter Besucher an der Gartenmesse

    Die Giardina 2012 stand unter dem Motto «Leben im Garten». An Vögel und andere Tiere scheint man dabei kaum gedacht zu haben.

    Die diesjährige Gartenmesse Giardina 2012 versprach Grosses: das „Leben im Garten“ in „all seinen Facetten zu offenbaren“.
    Hey, da muss ich als neugieriger Grünfink hin! Das ist mal eine Abwechslung zu den realen Gärten, die uns Vögeln so wenig bieten. Über die vielen Menschen hinweg, die zur Messe strömen, fliege ich direkt in die Haupt-Ausstellungshalle. Wow, da haben sie richtige Gärten hineingepflanzt! Ich setz mich mal auf den nächsten Baum. Schön bunt, dieser Tulpengarten da unten. Aber wenn ich mich umschaue, sehe ich vor allem gestylte Flächen: Wege und Plätze aus allerlei Bodenplatten in beige, grau, rötlich, gelblich, mal rau mal glatt. Daneben Holzdielen, gediegen, aber doch schon etwas rissig. Ich fliege runter, vielleicht finde ich etwas Fressbares in den Spalten. Nein, sapperlot, da pickt es sich ganz anders als auf Holz. Sieht nur aus wie Holz, ist aber Stein. Vielleicht lässt sich im Kies daneben ein Krümelchen finden? Komisch, da kann ich kein Steinchen bewegen, um nach etwas Naschbarem zu suchen. Der Kies muss irgendwie verklebt sein, mit Beton wahrscheinlich. Ich kann mir vorstellen, dass das den heutigen Menschen gefällt: alles so schön sauber hier. Erde hat es nur noch in schmalen Rabatten. Da müssen sie nicht mehr viel arbeiten und können sich in den Canapées räkeln, die hier überall herumstehen. Die sind ja riesig! Sehen aber nicht aus wie Möbel für draussen, mit all diesen Polstern und Textilbezügen.

    Immerhin, „Leben im Garten“ hat es auch: Offenbar mögen die Menschen beim Sitzplatz gerne Wasser. Da sprudelt es aus einem Gebilde, das einem Felsbrocken ähnlich sieht. Das Wasser plätschert in eine Rinne und verschwindet in einem Loch. Nebenan fliesst Wasser über eine breite Stahlplatte in eine grosse Stahlwanne. Es geht nichts über ein Bad, finde ich. Also rein ins Nass! Ich wähle den nachtblau beleuchteten Pool, der sieht edel aus. Aber Obacht! Zum Glück habe ich es gerade noch rechtzeitig gemerkt: Überall steile glatte Wände. Da kommt kein Grünfink mehr raus! Kein Wunder, hat es hier ausser mir keinen anderen Vogel; zumindest keinen wie mich mit echten Federn. Was hier unbeweglich herumsteht, sind alles Vögel aus Stahl, Draht oder Stein, ganz lustig. Ich fliege weiter und schaue mich um: Hat es denn nirgends ein anständiges Vogelbad? Schliesslich finde ich eines, ein richtig klassisches aus einem Stein mit einer Mulde. Genau, da sitzen auch schon zwei Vögel am Rand. Oha, mit denen lässt sich aber nicht zwitschern; die sind aus Metall. Dann flieg ich mal weiter.

    Ich flattere an riesigen Stahlgebilden vorbei, mit denen sich offenbar grillen lässt, fliege über Leuchtkörper, grosse Steinstelen und schmucke Blumendekorationen – nichts für mich. Schliesslich entdecke ich doch noch eine Oase in dieser Halle voller Traumwelten für Freizeit-Menschen. Einige mögen offenbar diesen anderen Stil, den sie Naturgarten nennen.
    Ich setze mich auf die Mauer, die dieses Naturrevier umschliesst und staune: Da stehen sogar dürre Karden aus dem Vorjahr, deren Samen wir Finken so gerne schnabulieren. Im Spalier könnte ich ein Nest bauen, in den Ritzen der Steinmauer für die Jungen Futter suchen. Oder auch im Laub, das in der Ecke am Boden liegt. Am flachen Teichufer liesse sich wunderbar plantschen. Aber in vier Tagen ist alles vorbei. Höchste Zeit, draussen eine Bleibe zu suchen.

    Grünfink alias Beatrix Mühlethaler

  3. Hallo Sondi, ich bin in Italien und besitze Wald und Land. Ich möchte gerne ein Wildbienenvolk aufbauen. Wie mache ich das?
    Grüsse aus Italien Michele

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