StartHintergrundZahlen und Fakten: So steht es um die Biodiversität in der Schweiz

Zahlen und Fakten: So steht es um die Biodiversität in der Schweiz

Die Natur steht unter starkem Druck – besonders in der Schweiz. Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten in der Schweiz sind bedroht. Doch es steht noch viel mehr auf dem Spiel. Erfahren Sie, wie es um die Biodiversität in der Schweiz wirklich steht.

Die Biodiversität in der Schweiz und ihr Zustand sind zurzeit in aller Munde. Gemeinden, Kantone und auch Unternehmen lancieren Projekte zur Förderung der Biodiversität und setzen sich damit für mehr Vielfalt in der Natur ein. Doch leider reicht dieses Engagement bei weitem nicht aus, wie die folgenden Zahlen und Fakten zeigen.

  • 7‘594 km2 an artenreichen Lebensräumen (Trockenwiesen, Auen und Moore) gingen seit 1900 verloren. Das entspricht fast einem Fünftel unserer gesamten Landesfläche!
  • Die Hälfte der verbleibenden Lebensräume für Tiere und Pflanzen ist gefährdet.
  • Ein Viertel der Fliessgewässer sind stark verbaut und sind deshalb in ihrer Funktion als Lebensräume eingeschränkt. Zusätzlich beeinträchtigen zahlreiche Durchgangshindernisse den Lebensraum. Sie verhindern die freie Fischwanderung und tragen zum Artensterben in unseren Gewässern bei.
  • 90% der Schweizer Moore wurden in den vergangenen 200 Jahren zerstört. Damit sind wichtige Lebensräume für zahlreiche Spezialisten verloren gegangen.
  • Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz gelten als gefährdet oder als bereits ausgestorben.
  • 45% der Wildbienenarten in der Schweiz sind ausgestorben oder gefährdet.
  • 13 von 19 Amphibienarten der Schweiz stehen auf der Roten Liste.
  • Die grösste europäische Würgerart ist ausgestorben. Der Raubwürger, einst in unserem Land weit verbreitet, ist 1986 als Brutvogel in der Schweiz verschwunden. Ihm fehlen heute grossflächige, zusammenhängende und extensiv genutzte Wiesenflächen mit Hecken, Feldgehölzen und Einzelbäumen. 
  • Ausgestorben: Der Rotschenkel. Früher waren seine Balzrufe auch in einigen Feuchtgebieten des Mittellandes zu hören, aber der Rotschenkel hatte gegen die Entwässerung und Zerstörung seines Lebensraums das Nachsehen und verschwand als Brutvogel.
  • Die Vipernatter gilt als gefährdetste Schlangenart der Schweiz. Sie ist nicht nur auf geeignete Landlebensräume angewiesen, sondern reagiert auch empfindlich auf Gewässerverschmutzung.
  • Das Rebhuhn ist vom Aussterben bedroht. Einst war es ein Charaktervogel offener, eher trockener Ackerbaugebiete in der Schweiz. Durch die Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft wurde der Platz immer knapper. Heute kommt das Rebhuhn kaum noch vor.
  • Schweizer Lachs ist ausgestorben: Vor mehr als hundert Jahren war der Rhein der grösste Lachsfluss Europas. Heute versperren Kraftwerke und andere Anlagen die Rückkehr an seine ursprünglichen Laichplätze.
  • Die Unterwasserpflanze Wasserfalle – stark gefährdet: Die fleischfressende Wasserpflanze benötigt stehende, nährstoff- und kalkarme, saubere und 25 bis 30 Grad warme Gewässer. Gefährdet ist sie etwa durch Wasserverschmutzung und Entwässerungen.
  • Die Schweiz beheimatet 39 Endemiten: Eine endemische Art kommt an einem sehr begrenzen Lebensraum vor. In der Schweiz leben 39 Arten, die nur in der Schweiz vorkommen.
  • Die Schweizer Goldschrecke ist eine endemische Art und kommt ausschliesslich auf dem Gamser- und Chäserrugg und einigen weiteren Gipfeln der Churfirsten in Höhen von 1500 – 2250 m vor.

Was geschieht, wenn die Biodiversität schwindet?

Zunächst stellt sich die Frage, was Biodiversität bedeutet. Sie beschreibt die Vielfalt des Lebens. Diese Vielfalt findet sich auf drei Ebenen. Zum einen beschreibt Biodiversität die Artenvielfalt, also die Anzahl der Arten in einem Gebiet. Eine weitere Ebene der Biodiversität ist die Vielfalt der Lebensräume. Sie beschreibt die Anzahl unterschiedlicher Ökosysteme (Lebensräume) innerhalb eines Gebietes. Schliesslich gehört auch die genetische Vielfalt zur Biodiversität. Sie ergibt sich aus den Unterschieden im Erbgut (DNA) der Arten. Wenn Populationen schrumpfen, nimmt auch die genetische Vielfalt ab. Das ist problematisch. Denn nur durch genetische Vielfalt können sich Arten an Veränderungen wie neue klimatische Bedingungen anpassen. Besonders tragisch ist es, wenn eine Art ausstirbt. Denn dann geht die genetische Vielfalt für immer verloren.

Innerhalb und zwischen den Arten sowie zwischen den Lebensräumen bestehen Wechselbeziehungen. Das Verschwinden einzelner Arten oder Lebensräume hat Folgen. Diese Konsequenzen hat Franz Hohler schon vor vielen Jahren in seinem «Weltuntergang» dargestellt ….

Warum schwindet die Biodiversität in der Schweiz

Verursacher des Artensterbens sind wir Menschen – vor allem durch die Zerstörung von Lebensräumen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Stickstoffeinträge durch Überdüngung beeinträchtigen sensible Ökosysteme, Pestizide und intensive Landnutzung mindern die Lebensraumqualität für Lebewesen. Nicht zuletzt sind auch die Versiegelung von Böden durch Strassen- oder Siedlungsbau und die Zerschneidung von Lebensräumen Ursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt. Hinzu kommen die Ausbreitung konkurrenzstarker invasiver Arten und der Klimawandel, die zum Verlust der biologischen Vielfalt führen.

Quellen und weitere Informationen:

2 Kommentare

  1. Meine Sicht zur Sache der Biodiversität:
    Niemand erwähnt die Technik in der heutigen Bewirtschaftung ! Diese ist jedoch Maßgeblich an der Zerstörung beteiligt !
    Ausgangslage: immer weniger Bauern bewirtschaften immer grössere Agragflächen. / Bleiben wir beim Wiesland :
    Früher wurde mit dem Balkenmäher mit Scheer-Messer morgens ein Streifen Gras gemäht und frisch den Tieren verfuttert, später wurde das Gras zu Heu oder Emd verarbeitet.
    Heute werden riesige Flächen mit schweren Maschinen in hoher Geschwindigkeit, auf einmal mit den den Kreiselmähern gemäht !
    Dieser schnetzelt alles inklusive Insekten und alles was da kreucht und fleucht! Kurz darauf kommt der grosse Kreiselheuer zum Einsatz und macht die Maden, wenn alles passt werden am Abend wieder mit schweren Maschinen, der Ballen-Presse Siloballen gemacht.
    Eine solche Wiese ist danach tot !
    Grasland wird heute bis zu vier mal pro Jahr in der beschriebenen Form bearbeitet. Es bleibt zu wenig Zeit, damit sich solche Flächen erholen könnten ! Denn schon bald wird wieder gemäht !
    Apropos grosse breite Reifen an den Maschinen : Diese sind nur dazu da, damit die schweren Maschinen nicht stecken bleiben! Die Verdichtung der Böden ist trotzdem Tatsache ! Man sehe die Geleise der Vollernter im Wald, alles ist danach flach und bei Regen bilden sich Tümpel, über Monate wächst kaum mehr Etwas.

  2. Hoi zusammen, leider bietet dieser Artikel nur den momentanen Zustand und nicht die Entwicklung über einen Zeitraum. Hat sich der Trend des Rückganges verstärkt oder verlangsamt oder gar umgekehrt? Wie erfolgreich sind bereits unternommene Massnahmen? Grössere Moorfläche, mehr Insektenarten, mehr Einträge in den Inventarien?

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