Naturgärtnerinnen brauchen den Blick über den Gartenzaun, um in der Natur den Horizont zu weiten und sich inspirieren zu lassen. Nach einer Beobachtungs- und Foto-Tour in den Bergen berichten die Hotspot-Autorinnen diesmal vom Naturgarten draussen.
Von Beatrix Mühlethaler (Fotos und Text) und Christine Dobler Gross (Fotos).
Ziel des Ausflugs im Juli war ein Naturschutzgebiet von Pro Natura auf den Muttner Bergen, ca. 1900 m ü. M. Diese Bergwiesen sind wegen ihrer Fülle an Graslilien bekannt. Um ihre Blütenpracht zu geniessen, hätte man natürlich im Juni anreisen müssen. Aber wir wollten die Hochsaison der Krabbler und Flatterer erleben, welche bei sonnigem Wetter in und über den blumenreichen Wiesen aktiv sind. Nun, das Wetter bescherte einen Mix aus Nebel, Wolken, leichtem Regen und sonnigen Abschnitten mit zeitweise kühlen Temperaturen. Das war keine schlechte Voraussetzung für vielfältige Fotos.

Wenn Nebel und Wolken die Sonne verhüllten, lagen die Wiesen still da. Doch irgendwo musste das Insektenvolk sein. Und tatsächlich: Wer mit aufmerksamem Blick in die Vegetation guckt, entdeckt das heimliche Leben überall im Kraut, an Stängeln, in Blüten.


Sobald ein Sonnenstrahl durch die Wolken brach, wurde das Leben sichtbar: Die zuvor versteckten Falter, Käfer und Fliegen segelten und surrten wieder über die Wiese. Überall flatterte und hüpfte es und wir hintennach, um vielleicht ein kurz gelandetes Insekt schön unter die Linse zu kriegen; zum Beispiel einen der vielen Mohrenfalter.
Die Grundlage für diese Vielfalt an Lebewesen bilden im Schutzgebiet die (zumindest seit einiger Zeit) nicht gedüngten Wiesen mit einem breiten Spektrum an Blatt- und Blütenangeboten. Böschungen mit Sträuchern und unzugänglichen Winkeln sowie Waldinseln mit sonnigen und schattigen Rändern bereichern das Lebensraummosaik. So erhielten wir an diesem relativ intakten Ort augenfällig vermittelt: Wo Lebensräume stimmen, sind die dafür typischen Pflanzen- und Tierarten präsent. Auf Magerwiesen in den Bergen ist es beispielsweise das Kohlröschen, eine duftende kleine Orchidee.

Als Naturgärtnerin müssen wir nicht versuchen, die Welt einer Bergwiese in unserem Mittelland-Garten zu imitieren. Doch das Erlebnis eines gut spielenden Ökosystems kann inspirierend und motivierend wirken: Verwirklichen wir zuhause jenen Lebensraum, der an diesem Ort stimmig ist. Dann können wir erleben, wie die für unseren Naturraum typischen flug- und wanderfähigen Tiere in unseren Garten einwandern. Natürlich ist das nur in dem Mass möglich, wie die Umgebung es erlaubt. Ist diese weitherum steril, bleibt es auch im Garten stiller.

Viele Insekten, die wir antrafen, können vom Tal bis in die Berge in wiesen- und waldartigen Strukturen leben. Diese klimatoleranten Arten können wir auch bei uns antreffen. Die gemeine Waldschwebfliege beispielsweise lebt generell an eher feuchten Orten.

Andere Insekten, die sich in den Bergwiesen zeigten, gehören zu den Spezialisten. Diese sind entweder von bestimmten Pflanzen abhängig und/oder dem Bergklima angepasst. Es gibt aber auch viele Arten, die nicht unbedingt auf das Bergklima angewiesen wären und doch fast nur in höheren Lagen zu sehen sind. Das liegt dann daran, dass sie im Mittelland keine ihnen zusagenden Lebensräume mehr vorfinden.

Es ist eine lohnende Beschäftigung, die Bedürfnisse von Tieren zu erkunden, denen wir in der Natur begegnen. Wir gewinnen damit ein realistisches Bild, wofür wir in unserem Garten vielleicht den Boden bereiten können und was wir wohl weiterhin ausschliesslich in der Natur antreffen.

Von der Foto-Exkursion in den Bergen brachten wir unzählige Bilder von Blumen und Insekten nach Hause. Auffällig waren insbesondere die vielen Schmetterlinge und Heuschrecken. Einige weitere Aufnahmen möchten wir deshalb noch mit unserem Publikum teilen.




eine gelungene Fotoreihe, wunderschön anzuschauen !!!
Ein Genuss für jeden Naturfreund liebe Grüße in die Schweiz
Martin Tschirschnitz
Vielen Dank für die prächtigen Fotos und die informativen Bildtexte. Wieder was (kennen ge)-lernt!
Wunderbar!
sehr schön das ihr diese schätze mit uns teilt, danke sehr!