Wenn man an warmen Tagen über Felder und Wiesen streift, hört man es von Weitem stridulieren. Doch worum handelt es sich bei diesem Geräusch, dessen Ursprung oft schwer zu eruieren ist? Ein erster Tipp: Feldgrillen sind Meister der Stridulation.
Wer striduliert?
Wie bereits erwähnt, kann die Feldgrille wunderbar stridulieren, doch es gibt noch weitere Tiere, die der Stridulation fähig sind:
Wie wird striduliert?
Grundsätzlich durch das Aneinanderreiben von zwei Körperteilen, die sich gegeneinander bewegen können. Bei den Insekten sind die Organe, die zur Stridulation benutzt werden, speziell benannt: Es wird zwischen der strukturierten Schrillleiste, die oft mit Rillen oder Rippen besetzt ist, und der Schrillkante unterschieden. Die Schrillkante ist häufig mit Borsten versehen.
Wird die Schrillkante über die Schrillleiste gezogen, spricht man von Stridulation: So zum Beispiel ertönt das Zirpen der Feldgrillen, wenn sie ihre Flügel schnell vor- und zurückbewegen und dabei die Schrillleiste, eine verdickte Flügelader am rechten Flügel, die mit Zähnchen bestückt ist, über der glatten Schrillkante am linken Flügel entlang reiben. Dadurch werden die Flügel in Schwingung versetzt und wir können das typische Zirpen der Grille vernehmen – und das auf fast 100 Meter Entfernung.
Wann striduliert die Feldgrille?
Bereits im Frühling, mit den ersten warmen Tagen, beginnt das Zirpkonzert der Männchen, das bis zum August andauert. Richtig, bei den Feldgrillen nutzen nur die Männchen die Stridulation. Die Weibchen sind lediglich die stillen Empfänger der Zirpkonzerte.
Wozu dient die Stridulation bei den Feldgrillen?
Es wird als Kommunikationsmittel eingesetzt. Wie soeben angetönt, möchten die Männchen die Weibchen mit ihrem Stridulieren bezirzen. So bekunden die Männchen mit dem Zirpen, dass sie paarungsbereit sind und auf der Suche nach einem Weibchen. Zudem soll das Stridulieren männliche Konkurrenten vom Revier fernhalten.
Wie wird das Stridulieren der Feldgrillen von anderen Artgenossen wahrgenommen?
Die Hörorgane der Feldgrillen befinden sich ungewohnterweise in ihren Vorderbeinen. Dies ist bei sämtlichen Grillen und Laubheuschrecken-Arten der Fall. Bei anderen Insektenarten können sich die Hörorgane an der Brust oder am Hinterleib befinden.
Wieso können wir die Quelle der Stridulation bei Feldgrillen kaum ausfindig machen?
Feldgrillen wohnen in bis zu 40 Zentimeter tiefen, unterirdischen Röhren, die sie selbst in die Erde hineingebuddelt haben. Zum Zweck des Zirpkonzerts positionieren sie sich vor den Eingang dieser Röhren. Wittern sie jedoch Gefahr – die von uns Menschen durchaus ausgehen könnte – ziehen sie sich sofort in die Röhre zurück und bleiben dementsprechend unseren Augen vorenthalten.
Und was ist Stridulation nun genau? Ein paar konkrete Beispiele:
Kommen wir doch zurück zu den Tierarten, die wir Ihnen bereits zu Beginn als talentierte «Stridulierer» vorgestellt haben und zeigen Ihnen einige Beispiele ihrer «Stridulations-Künste»:
Der Keulenschwingenpipra (Machaeropterus deliciosus)
Der Keulenschwingenpipra ist die erste Vogelart, die nachgewiesenermassen Töne mithilfe von Stridulation erzeugt. 107 Mal pro Sekunde – ungefähr doppelt schnell wie ein Kolibri – schlägt der Vogel dabei die Flügel gegeneinander, um wohlklingende Töne zu produzieren, die Weibchen anlocken sollen.
© LabofOrnithology, via youtube
Die Gemeine Sandrasselotter (Echis carinatus)
Die Gemeine Sandrasselotter warnt ihr Gegenüber vor einem Angriff mit einem Laut, der durch das Aneinanderreiben ihrer Schuppen entsteht.
© kyreptilezoo, via youtube
Der Gelbstreifentanrek (Hemicentetes semispinosus)
Der Gelbstreifentanrek besitzt am hinteren Ende drei Reihen aussergewöhnlich grosser Stacheln, mit welchen er «rascheln» kann. Während der Fortpflanzungszeit schliessen sich die Gelbstreifentanreks zu grösseren Familiengruppen zusammen. In diesen sozialen Gefügen ist deren Kommunikation durch Stridulieren essenziell.
© BBC, via youtube.com
Der Gemeine Grashüpfer (Chorthippus parallelus)
Wie bei den Feldgrillen ist auch beim Gemeinen Grashüpfer die Stridulation Männersache. Zum Einsatz kommen dabei der Hinterschenkel sowie die Flügeldecke, die beim Aneinanderreiben ein «Gesang» erklingen lassen, der je nach Umständen Weibchen betören oder Rivalen beeindrucken soll.
© Andalyne Tofflemire, via youtube
Das Zirpkonzert der Feldgrille (Gryllus campestris) möchten wir Ihnen natürlich auch nicht vorenthalten:
© Meklafmrut, via youtube
Quellen und weiterführende Infos:
– Website von Pro Natura zur Feldgrille (Tier des Jahres 2014)
– SongsOfInsects.com (englischsprachige Website)
das Wort Stridulation kannte ich nicht. Ist gut erklärt mit den vielen Beispielen.
Zur zweitletzten Frage: Es ist in der Tat sehr schwierig, den genauen Standort der stridulierenden Feldgrille zu bestimmen. Die Frage wird in der Folge leider nicht konkret beantwortet.