StartHintergrundWissenMit richtiger Heckenpflege zu mehr Biodiversität

Mit richtiger Heckenpflege zu mehr Biodiversität

Artenreiche Hecken sind nicht nur ein Augenschmaus: Auch Kleinsäugetiere, Wirbellose, Amphibien, Reptilien und Vögel profitieren von ihnen. Deshalb ist die richtige Heckenpflege wichtig. Wir zeigen, welche Punkte besonders zu beachten sind und stellen vier Methoden zur Heckenpflege vor.

Jetzt, während der Vegetationsruhe zwischen November und März, ist die richtige Zeit um Hecken zu pflegen. Ganz gleich, ob es sich um Wildhecken im Privatgarten oder im Naturschutzgebiet handelt – mit einigen Grundsätzen gelingt die Pflege!

Fünf Tipps zum Erfolg

Wer folgende Punkte befolgt, kann eine biodiversitätsfreundliche Hecke gestalten, die Mensch und Tier langfristig Freude bereitet:

  • Artenkenntnisse: Wohl der wichtigste Punkt überhaupt – um eine Hecke ökologisch zu pflegen, braucht es sehr gute Artenkenntnisse. Die Gehölze müssen im Winterzustand, also anhand der Knospen, erkannt werden. Gerade wenn mit Maschinen gearbeitet wird, müssen die Sträucher auch von weiter weg bestimmt werden können. Eine Alternative ist die vorherige Kennzeichnung der zu fällenden Gehölze. Als Grundsatz gilt: Es wird nur geschnitten, was sicher bestimmt werden kann. Sonst fallen nämlich rasch seltene Gehölze wie Holzapfel, Mispel oder Elsbeere der Motorsäge zum Opfer.
  • Klares Ziel verfolgen: Die Eingriffe sollten nie planlos oder «weil die Hecke zu alt ist» erfolgen. Die Ziele müssen vorher definiert werden. Fragen, die zu Beginn beantwortet werden müssen, sind: Handelt es sich um eine neu angelegte Hecke oder die Aufwertung einer bestehenden Hecke? Wie oft kann oder möchte ich die Hecke pflegen? Wie soll die Hecke in fünf oder zehn Jahren aussehen? Möchte ich eine Nieder-, Hoch- oder Baumhecke? Welche Strauch- oder Baumarten sind dafür geeignet? Diese müssen je nach Ziel differenziert ausgewählt und gepflegt werden.
  • Hecke als Gesamtes: Eine Hecke besteht nicht nur aus Sträuchern. Auch Einzelbäume, Strukturen, Totholz und der Krautsaum sind Teil einer artenreichen Hecke. Die ökologische Qualität einer Hecke hängt massgeblich von diesen Elementen ab. Bei der Pflege müssen diese Qualitäten deshalb berücksichtigt und gefördert werden.
  • Umtriebspflege: Hecken sollen nach der sogenannten «Umtriebspflege» gefördert werden. Das bedeutet, dass die Hecke abschnittsweise gepflegt wird, um Lebewesen die nötigen Strukturen zum Rückzug zu gewähren. Bei kleineren Hecken soll grundsätzlich in einem Jahr nicht mehr als ein Drittel der Hecke gepflegt werden. Bei langen Hecken sollen bis zu maximal 20 Meter am Stück gepflegt werden. Auch wenn in manchen Merkblätter immer noch das abschnittsweise «auf den Stock setzen» empfohlen wird, so eignet sich diese Methode nicht – mit der Zeit entstehen sehr monotone Hecken mit nur noch wenigen, schnellwachsenden Arten. Seltene, langsamwachsende Arten verschwinden dabei garantiert.
  • Nicht unter- oder übertreiben: Die Pflegehäufigkeit ist entscheidend: Hecken dürfen weder zu häufig noch zu selten gepflegt werden. In beiden Fällen kann die Biodiversität negativ beeinflusst werden.

Verschiedene Pflegemethoden

Kleinere Hecken können gut von Hand gepflegt werden, bei längeren Hecken kann sich der Einsatz von Maschinen lohnen.

Methode 1: Manuelle Pflege

Die manuelle Pflege empfiehlt sich besonders bei kleinen Hecken und wenn in Gruppen gearbeitet wird, beispielsweise für Einsätze von Naturschutzvereinen oder Freiwilligen. Benötigt werden nur eine Baumschere, Handsäge und gute Handschuhe. Der Eingriff erfolgt sehr gezielt, ist körperlich aber anstrengend. Ein Vorteil der manuellen Pflege ist, dass langsam wachsende Arten geschont werden können und schnellwüchsige Arten stärker eingedämmt werden können. Der Eingriff ist also selektiv und damit für den Lebensraum Hecke positiv. Wichtig ist, dass die Pflege bei dieser Methode regelmässig geschieht, etwa alle drei bis fünf Jahre.

Methode 2: Motorsäge

Die Pflege mit Motorsäge ist der manuellen Pflege ähnlich. Auch diese Arbeit ist körperlich anstrengend. Beim Einsatz einer Motorsäge ist aber die nötige Ausrüstung gemäss Vorschriften sowie in der Regel ein Kurs zur Benutzung der Maschine erforderlich. Die Motorsäge ermöglicht individuelles und zugleich grossflächiges Arbeiten. Die Methode führt zu einem sauberen Schnitt und eignet sich für das Auslichten oder Fällen von Bäumen sowie den Rückschnitt oder «auf den Stock setzen», also das Abschneiden von Sträuchern auf einer Höhe von etwa 10 bis 20 cm.

Methode 3: Heckenschere

Der Einsatz grosser Maschinen spart Zeit- und Personalbedarf und ist meist auch sicherer. Diese Methode eignet sich besonders für Niederhecken, nicht aber für das «auf den Stock setzen». Für den Einsatz wird eine hydraulische Heckenschere an den Ausleger von Traktoren montiert. Durch die grosse und effiziente Flächenleistung ist kaum Nacharbeit erforderlich. Niederhecken können so besonders dicht wachsen, allerdings muss bei der Pflege darauf geachtet werden, dass nur einzelne Abschnitte gepflegt werden und nicht die ganze Hecke. Nicht sinnvoll ist das seitliche «Aufschneiden» der Hecke mit Maschinen.

Methode 4: Fallgreifer

Im Gegensatz zum Schlegelmäher ist der Fallgreifer gut für eine selektive Pflege, gezielte Arbeiten an einzelnen Bäumen und das «auf den Stock setzen». Auch das Schnittgut bleibt erhalten und es kann ein Asthaufen erstellt werden. Die Flächenleistung ist vergleichsweise aber kleiner.

Und wohin mit dem Schnittgut?

Die Verwendung des Schnittgutes ist vielfältig und für die Ökologie von grossem Wert. Abgestorbene Bäume sollen zu Gunsten der Biodiversität stehen gelassen werden. Bei der Pflege anfallendes Astmaterial dient hervorragend als Material für Asthaufen. Aufgeschichtet am Rande oder in der Hecke, bilden sie einen wertvollen Lebensraum und Unterschlupf für Amphibien, Reptilien und Kleinsäugern. Wird ein Asthaufen angelegt, soll dieser möglichst hoch, weniger breit, werden. Wenige grosse Haufen sind ökologisch wertvoller als viele kleine. Asthaufen sollten zumindest teilweise besonnt sein.

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