Wer hat nicht schon mal eine Libelle in Ufernähe über dem Wasser ihre Flugkünste erproben sehen. Dank der Fähigkeit, ihre Flügelpaare unabhängig voneinander zu bewegen, gelingen Libellen abrupte Richtungswechsel, Stillstand in der Luft und Rückwärtsfliegen. Einige Arten können sogar Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen.
Adaptierte Fassung eines Textes von Naturschutzbund Österreich
Libellen sind meist grosse, bunte Insekten mit vier gleichförmigen, netzaderigen Flügeln. Sie haben grosse Augen, kurze Fühler und einen sehr langen schmalen Hinterleib. Die Tiere leben räuberisch und ernähren sich von kleinen Insekten, die sie im Flug fangen. Ihre Larven halten sich im Wasser auf und durchlaufen eine Verwandlung bis hin zur ausgewachsenen Libelle. Es gibt in der Schweiz zwei Gruppen von Libellen: die Gross- und die Kleinlibellen, die sich unter anderem in der Flügelhaltung in Ruhestellung unterscheiden. Kleinlibellen können ihre Flügel am Körper nach hinten falten, Grosslibellen nicht, da ihnen dazu das Gelenk am Flügelansatz fehlt. In der Schweiz findet man 80 verschiedene Libellenarten.
Larven leben länger
Adulte Libellen paaren sich im Flug: Das Männchen umklammert dabei das Weibchen am Hinterkopf bzw. am vorderen Brustabschnitt. Das Weibchen biegt sich mit seinem Hinterleib zu einem bestimmten Segment des Hinterleibs des Männchens und berührt so mit der Geschlechtsöffnung den Samenbehälter des Männchens. So entsteht das für Libellen typische „Paarungsrad“. Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier in einem Gewässer ab. Sie werden – je nach Libellenart – einfach über dem Wasser abgeworfen, in Pflanzen eingestochen oder am Boden abgestreift.
Aus den Eiern schlüpfen die sogenannten „Prolarven“, die sich im Aussehen stark von den späteren Larven unterscheiden. Da ihre Beine noch nicht einsatzbereit sind, erfolgt die erste Häutung bereits wenige Sekunden bis Stunden nach dem Schlüpfen. Libellenlarven entwickeln sich meist in den flachen Uferzonen stehender Gewässer. Nur wenige Arten findet man an Fliessgewässern. Die Larven der Libellen besitzen Fangmasken, mit denen sie unter Wasser ihre Nahrung fangen. Sie können mit Tracheen- oder Rektalkiemen – Atmungsorgane, die entweder als gefächerte Anhänge am oder im Hinterleib eingelagert für die Sauerstoffversorgung sorgen – unter Wasser atmen.
Manche Arten verwandeln sich innerhalb weniger Monate in ein adultes Tier, bei anderen dauert die Larvenentwicklung bis zu fünf Jahre. Im letzten Larvenstadium verlässt das Tier das Wasser und verankert sich an Steinen, Büschen, Bäumen oder Stängeln von Wasserpflanzen. Die Lebensdauer der voll entwickelten Libellen liegt im Durchschnitt bei nur sechs bis acht Wochen.
Hochmoor Mosaikjungfer, Spitzenfleck & Sibirische Winterlibelle
Da Libellen auf feuchte Lebensräume und Wasser für die Larvalentwicklung angewiesen sind, haben sie stark mit dem Rückgang von Feuchtgebieten zu kämpfen. Das betrifft besonders jene Arten, die an immer seltener werdende Lebensräume hochangepasst sind. So verwundert es nicht, dass zum Beispiel viele an Moore gebundene Libellenarten hochgradig gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind: Beispielsweise die gefährdete Hochmoor Mosaikjungfer, Aeshna subarctica, die bevorzugt Hoch- und Übergangsmoore mit intaktem Wasserhaushalt ihr Zuhause nennt. Sie benötigt Torfmoos-Schwingrasen und ist auf dauerhaft wasserführende Gewässer zur Fortpflanzung angewiesen – Landschaftselemente, die durch Entwässerung und standortuntypischer Bewirtschaftung vielerorts schon verloren gegangen sind.
Der nicht gefährdete Spitzenfleck, Libellula fulva, benötigt hingegen stark besonnte, grosse und offene Wasserflächen in Flussauen mit nur sehr schütterer Vegetation. Die Sibirische Winterlibelle, Sympecma paedisca, kommt wiederum nur in zwei verschiedenen, mittlerweile selten gewordenen Lebensräumen vor: Als Larve ist sie von Verlandungszonen an Seen und Weihern abhängig, deren Wasserstand schwankt. Die erwachsenen Sibirischen Winterlibellen lassen sich ausschliesslich in Flachmooren und artenreichen Streuwiesen mit reichlicher Struktur und hoher Beutedichte nieder, die jedoch nahe an den Larvallebensräumen liegen müssen. Diese Kombination von seltenen Lebensraumtypen in räumlicher Nähe hat zu einem starken Rückgang der mittlerweile vom Aussterben bedrohten Art gesorgt.




