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Lauf Igel, Lauf!

Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross ist begeisterte Naturgärtnerin. In ihrem Garten in Zürich hat es nicht nur Platz für viele verschiedene Pflanzen, sondern auch für Wildbienen, Glühwürmchen und andere Tiere. Sie ist Präsidentin des Vereins Natur im Siedlungsraum NimS. Im Blog «Hotspot Naturgarten» schreibt sie regelmässig über Beobachtungen aus ihrem Naturgarten.

Kein Igel hat letzten Herbst den Weg in unsern Garten gefunden, um hier zu überwintern, obwohl wir ihm mehrere Überwinterungsplätze in verschiedenen Ecken des Gartens angeboten haben. Das mag einerseits mit der Bauerei zu tun haben, welche seit einigen Jahren im ganzen Quartier stattfindet und die Igel verwirrt auf ihren gewohnten Trippelpfaden. Andererseits sollen laut einer Studie von swild generell die Igel in gewissen Quartieren der Stadt Zürich aus noch unbekannten Gründen zurückgegangen sein.

Im Garten versteckt: Ein Igelhaus aus Ästen.
Igelhaus. © Christine Dobler Gross

Nun denn, wo immer sie überwintert haben – jetzt sollen sie den Weg in unseren Garten wieder finden können auf ihren Wanderungen, welche sie nun unternehmen zwecks Futter- , Wasser- und Partnersuche. Gestern endlich war auf der installierten Infrarotkamera ein Igel zu sehen, er trank ausgiebig aus dem Teich.

Der Erlös des Schoggitaler geht dieses Jahr an die «Wanderwege» der Wildtiere. Das Problem ist erkannt, dass Wildtiere, auch Igel, mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert sind. Dies nicht nur, weil gefährliche Strassen ihre Routen durchkreuzen. Igel können zwischen den Gärten oft schlecht zirkulieren, weil sie, meist ohne Absicht, ausgesperrt werden.

Ein Schoggitaler.
Schoggitaler. © Christine Dobler Gross

Es gibt zwei einfache Grundregeln, wie mir der Präsident des Igelzentrums Zürich, Simon Steinemann, verraten hat, um die Hindernisse im eigenen Garten und zum Nachbarsgarten ausfindig zu machen. Ein Igel kommt unter einem Zaun von 10 cm Höhe durch, das bedeutet ungefähr die Höhe einer aufgestellten Faust.

Damit der Igel unter einem Zaun hindurch kann, muss eine Faust Abstand zum Boden bestehen.
Fausttest: Ergebnis gut. © Christine Dobler Gross

Was tiefer ist: der Igel bleibt ausgesperrt…

Der Abstand unter dem Zaun ist für ein Igel zu klein.
Fausttest: Ergebnis schlecht. © Christine Dobler Gross

Hindernisse wie Mauern, Treppen etc. kann ein erwachsener! Igel überwinden, wenn sie etwa 15 cm hoch sind, was ca. einer Spannweite zwischen Kleinfinger und Daumen entspricht. Ansonsten: eine Zwischenstufe mit einem Holzscheit oder einer Steinplatte schafft Abhilfe.

Auch diese Steinstufe ist ein zu hohes Hinderniss für einen Igel.
Handtest. © Christine Dobler Gross

Diese Treppenstufen sind für unsern Igel kein Problem: 12 cm

Igel klettert eine Treppe hoch.
Igel auf Treppe. © Christine Dobler Gross

Solche Aussperrungen (gegen wen oder was?) heissen nicht nur den Igel nicht willkommen.

Solche Absperrungen halten die Igel auf.
Absperrung. © Christine Dobler Gross

Wenn Du einen kleinen langen dunklen Kot findest im Garten: er (oder sie) war da!

Igelkot neben einer Klammer für den Grössenvergleich.
Igelkot neben Klammer. © Christine Dobler Gross

Wenn Du möchtest, dass der Igel bei Dir im Garten den Tag verbringen kann, dann bereite ihm an ungestörten Ecken im Garten Unterschlupfmöglichkeiten.

Damit sich der Igel am Tag verstecken kann, braucht es dichtes Gebüsch.
Tagesversteck. © Christine Dobler Gross

Diese Kiste ist für den Igel genau richtig, um den Tag darunter zu verbringen: 11 cm Höhe.

Igel schaut aus seinem Tagesversteck, einer Kiste, heraus.
Tagesversteck. © Christine Dobler Gross

Als Überwinterungs- oder Geburtshaus diente schon dieser Haufen, den ich nach 2 Jahren jeweils wieder neu aufschichte und etwas „entstaube“….

Igelhaus, voll von Ästen.
Igelhaus. © Christine Dobler Gross

In der EPI-Klinik fanden die Gärtner in diesem wunderschönen Wildstaudenbeet, dessen dürre Zweige über Winter nicht weggeräumt wurden, unter dem Astgewirr einen Igel. Dieses Beet war früher mit Wechselflor bepflanzt, da hätte der Igel keinen Unterschlupf gefunden… Wo der Gärtner mit liebevoller Hand pflegt und es ein bisschen wild und nicht gepützelt ist, geht’s dem Igel gut, auch was das Nahrungsangebot anbelangt.

Beet, in dem ein Igel schon beobachtet wurde.
Beet Epi-Klinik. © Christine Dobler Gross

Hingegen wo der Fadenmäher oder rotierende Tellermesser das Gras schneiden und unter die Büsche putzen, da geht’s dem Igel schlecht…

Ein vom Dadenmäher verletzte Igel.
Von Fadenmäher verletzte Igel sind leider häufig… (Bild zur Verfügung gestellt)

Die Rasenroboter kommen als neue Gefahr dazu, immer mehr Leute haben einen und lassen ihn auch nachts laufen, unbeaufsichtigt. Das sind keine schönen Bilder, welche man von Rasenroboter-Igelopfern im Internet findet. Die Igel bleiben sitzen und machen eine wehrhafte Kugel aus sich, wenn sich eine Gefahr (Auto, Fadenmäher, Rasenroboter…) nähert. Anstatt schnell wegzulaufen!

Rasenroboter sind gefährlich für Igel. Der sollte wie auf dem Bild davonrenne.
Lauf, Igel, lauf! © Christine Dobler Gross
Wildbiene schaut ins Loch.
Ich wünsche allen frohe Ostern – beim Eiersuchen im Garten kannst Du gleich kontrollieren: wo sind deine Igelverstecke, Igeldurchgänge, Igelhindernisse? © Christine Dobler Gross

8 Kommentare

  1. Liebe Christine
    Danke für den schönen und auch etwas traurigen Beitrag! Auch ich habe letztes Jahr leider keinen Igel gesehen in unserem Garten – kalte Betten in den Unterschlupfmöglichkeiten.
    Ich wünsche euch schöne Ostern!
    Herzlich
    Regula

  2. Liebe Christine
    werde nochmals alle Durchgänge auf Igelfreundlichkeit hin kontrollieren. Leider schon letztes Jahr keinen mehr gesichtet!

    Danke für den hilfreichen Beitrag

    Livia Risch

  3. Bei uns sass ein Igel heuer und schon letztes Jahr kurz nach dem Einnachten auf der Schuhmatte vor der Haustür und ich wundere mich jedesmal und frage mich: Was will der Igel mir sagen?

  4. Danke, Christine, für den interessanten Beitrag mit den schönen Fotos. Auch wir haben letztes Jahr keinen Igel gesehen. Ich werde gelegentlich die Wildkamera positionieren – wer weiss!
    In meinem Oster-Blog-Artikel habe ich auf deinen Beitrag hingewiesen.
    Hindernisse auf dem Weg des Osterhasen
    https://heidismist.wordpress.com/2017/04/15/hindernisse-auf-dem-weg-des-osterhasen/
    Ich wünsche dir schöne Ostern und freue mich auf dein nächsten Gartengeschichten.
    Herzliche Grüsse
    Heidi

  5. Auch da ist die Putzwut des Menschen schuld. Die Freischneider sind wirklich des Igel Tod. Leider wird auch in den Privatgärten immer noch zu viel Gift eingesetzt! Nur schon das Schneckengift. In jeder Tageszeitung sollten sie diese Bilder des verletzten Igels zeigen ! Nützen wird es leider nicht sehr viel. Es muss ja sauber sein ! Es weiss zwar niemand warum und wieso ?
    E.Leuenberger

  6. Wir hatten dieses Jahr wieder einmal einen Igel in unserem Garten. Jeden Abend beim Eindunkeln konnten wir ihn beobachten, allerdings nur ca. von Mitte Juni bis Mitte Juli. Jetzt ist er wohl weitergezogen, wo mag er wohl sein?

  7. Hallo, bin neu auf dieser Seite und finde sie sehr spannend und hilfreich. Dieses Jahr habe ich 2 Igel, die jeden Abend durch meinen Garten streifen. Ich bemerke sie wegen meines Hundes, der sie immer begrüsst. Anschenend kennen sie ihn, sie fürchten ihn nicht. Wenn ich ihnen zu nahe komme, kugeln sie sich ein. Mal schauen, wie lange sie noch unterwegs sind.

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