Ach, was sind sie nervig: Sie schwirren um unsere Köpfe, krabbeln übers Essen und stürzen sich in unsere Getränke. Die Rede ist natürlich von Wespen. Doch so sehr wir uns manchmal an ihnen stören, so relevant sind sie für unsere Ökosysteme. Nicht nur sind Wespen wichtig für die Bestäubung, sie halten auch Schädlinge in Schach und können so zu weniger Pestizideinsatz führen.
Wer kennt es nicht — man sitzt im Garten, nippt an einem Bier oder Glas Wein und schwupps hat sich eine Wespe darin ertränkt. Sei es auf dem Marmeladenbrot beim Frühstück oder auf der Aperoplatte am Abend, ständig schwirren und krabbeln die gestreiften Insekten auf unserem Essen herum. Im Gegensatz zu Fliegen kann man sie nicht einmal gut mit der Hand verscheuchen, denn dann droht ein schmerzhafter Stich. Viele fühlen sich von Wespen bedroht, fürchten sich sogar. Dabei sind sie unglaublich wichtig für Mensch und Natur, obwohl sie einen viel schlechteren Ruf haben als ihre pelzigen Verwandten, die Bienen.
Zwei Arten ruinieren den Ruf für alle anderen
Über 100’000 verschiedene Arten von Wespen wurden bisher wissenschaftlich beschrieben. Die «Echten Wespen» zählen allerdings nur 74 Arten, die auch die uns bekannten Wespen und Hornissen umfassen. Gerade einmal acht Echte Wespenarten kommen in der Schweiz vor. Für den schlechten Ruf, den die Wespen bei uns und auch weltweit haben, sind jedoch ausschliesslich zwei Arten verantwortlich. Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe — klingt passend, auch wenn der Name natürlich nichts mit ihrer etwas aggressiven Art zu tun hat. Alle anderen Arten bleiben unseren Tellern fern und belästigen uns nicht. Es ist also nicht gerade fair, mehr als 99’998 Wespenarten über einen Kamm zu scheren und zu verteufeln, nur weil zwei Arten uns im Spätsommer das Leben etwas schwerer machen.
Die beiden Arten bilden die grössten Staaten innerhalb der Echten Wespenarten, mit über 1’000 Arbeiterinnen. Die anderen Arten kommen jeweils nur auf einige hundert Arbeiterinnen pro Nest. Lästig werden die Tierchen vor allem im Spätsommer und Herbst, wenn es im Nest keine Arbeit mehr zu verrichten gibt und einzelne Arbeiterinnen auf Nahrungssuche umherfliegen. Mit dem ersten Frost werden die Arbeiterinnen dann sterben. Einzig die befruchteten Jungköniginnen überwintern, um im Frühling einen neuen Staat zu gründen.
Vielfältiger Geschmack — von Pollen bis zu Grashüpfern
Was die Wespen so besonders macht: Sie sind alles andere als spezialisiert auf eine Nahrungsquelle. Sie ernähren sich von Pollen, Nektar, Steinfrüchten, Pflanzensäften, tierischen Stoffen und Insekten. Dadurch sind sie nicht nur wertvolle Bestäuber, sondern auch Schädlingsbekämpfer. Sie können beispielsweise gezielt gegen Blattläuse und Mückenlarven eingesetzt werden und so den Pestizideinsatz verringern. Ein einzelnes Volk vertilgt täglich zwischen 500 und 2’000 Gramm Insekten, darunter auch Mücken oder Bremsen. Laut wissenschaftlichen Studien stürzen sich Wespen hauptsächlich auf Beute, die gerade reichlich vorhanden ist — es ist also unwahrscheinlich, dass sie mitverantwortlich sind für den Rückgang gewisser Insektenarten.
Forschende fanden knapp 1’000 Pflanzenarten, die von Wespen bestäubt werden, 164 davon sogar ausschliesslich von Wespen. Viele Wespenarten bestäuben eine Vielzahl von Pflanzenarten und können so einspringen, wenn andere Bestäuberarten ausfallen. Ein Beispiel einer Pflanze, die nur von Wespen bestäubt wird, ist die Feige: Fast alle der 850 Feigenarten werden von einer auf sie spezialisierten Feigenwespe befruchtet. Bis auf die selbstbefruchtenden Arten gäbe es ohne Wespen also keine Feigen und das wäre nun echt ein Verlust. Zudem machen sie sich auch über abgestorbenes Holz und morsche Bäume her und beschleunigen so den direkten Zerfall von Totholz im Wald.
Eingeschleppte Arten wie beispielsweise die Gemeine Wespe in Neuseeland können allerdings durchaus zum Problem werden. Dort können die invasiven Wespen mehrere Kilo Insekten pro Saison und Hektar vernichten. Und durch die teils milderen Wintertemperaturen können die Staaten auch im Winter überleben und bis zu zehnfach grösser werden als Wespenstaaten bei uns.
Indikator für die Gesundheit der Ökosysteme
Zusätzlich zu ihrer Rolle als Bestäuber und Schädlingsbekämpfer sind Wespen auch eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Fledermäuse und andere Insektenfresser. Ein grossflächiger Rückgang von Wespen kann sich also negativ auf die Nahrungskette auswirken und die Biodiversität verringern.
Aufgrund ihrer Wichtigkeit für das gesamte Ökosystem können Wespen auch als Indikator für die Gesundheit von Ökosystemen betrachtet werden. Ein plötzlicher Rückgang der Wespen kann darauf hindeuten, dass das Ökosystem aus dem Gleichgewicht geraten ist, beispielsweise durch Überdüngung oder den Verlust von Lebensräumen.
Ein Hoch auf Wespen
Wespen sind also unglaublich wichtig für unsere Ökosysteme. So lästig sie manchmal auch sein mögen, sie haben ihre Daseinsberechtigung und verdienen ebenso wie die beliebten Bienen unseren Schutz. Für ein besseres Miteinander haben wir hier einige Tipps zusammengetragen, die das Essen im Freien angenehmer gestalten können. Vor allem das Ansprühen mit Wasser hat sich bewährt, um die Wespen zu vertreiben. Und vielleicht denken Sie beim nächsten Besuch der fleissigen Bestäuber am Essenstisch kurz daran, dass sie einen ganz schön tollen Job machen. Solange sie sich nicht in unserem Getränk ertränken.
Quellen und weitere Informationen:
https://www.geo.de/natur/tierwelt/weshalb-wespen-so-wertvoll-sind
https://blog.gonature.de/winzige-waechter-der-natur-warum-wir-wespen-schuetzen-muessen/
https://peppermynta.de/eco-lifestyle/wespen-alarm-warum-wespen-so-wichtig-wie-bienen-sind/
https://berlin.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten/arten/hautfluegler/wespen/
Unterdessen gibt’s wohl kein einziges Mistvieh, das nicht «unglaublich wichtig» fürs Ökosystem ist und daher unbedingt geschützt werden muss.
Würden noch ein paar menschenfressende T-Rex rumlaufen, wären die – weil artenbedroht – selbstverständlich auch strengstens geschützt …
Unser Glück, dass dieser Asteroid vor 66 Mio Jahren ordentlich durchgeputzt hat !
Und was ist passiert ? Die Ökosysteme haben sich tadellos wieder erholt, nur eben in modifizierter Form (die u.A. unsere Existenz erst ermöglicht hat – was vermutlich einigen durchgeknallten Naturschützern gar nicht recht ist). So What ?
«Unterdessen gibt’s wohl kein einziges Mistvieh, das nicht «unglaublich wichtig» fürs Ökosystem ist …..» – Doch, eines gibt es!
Das Problem dürfte die Geschwindigkeit sein, mit wir, das Mistvieh, die Veränderungen verursachen… so dass unsere künftigen Generationen vor grossen Problemen stehen dürften. Ein Gleichgewicht pendelt sich sicher wieder ein, aber vielleicht nicht unbedingt zu unseren Gunsten… drum: auch Wespen schützen. V.a. wegen unseren Nachfahren.