StartHintergrundWissenKomodowarane überleben auch sexfrei

Komodowarane überleben auch sexfrei

Nur die wenigsten Wirbeltiere können zur Fortpflanzung auf die Jungfernzeugung zurückgreifen. Der Komodowaran ist einer davon. Die biologische Besonderheit ermöglicht es ihm, seine eigene Art zu erhalten.

Nicht nur ist der bis zu drei Meter lange und teilweise über 70 Kilogram schwere Komodowaran – auf Englisch Komodo dragon – eine der grössten noch lebenden Reptilienarten. Die stark gefährdete, nur auf wenigen indonesischen Inseln beheimatete Art gehört auch zu den sehr wenigen Arten, die sich parthenogenetisch vermehren können. Die Methode – auch Jungfernzeugung genannt – bedeutet, dass weibliche Tiere ohne Befruchtung eines männlichen Tieres Junge zur Welt bringen können. Bei der Parthenogenese übernehmen einige Zellen im unbefruchteten Ei des Weibchens die Funktion von Spermien und verschmelzen mit der Eizelle. So entsteht ohne sexuelle Paarung neues Leben.

Die Selbstbefruchtung bei Komodowaranen hat aber einen entscheidenden Nachteil: Das Ergebnis sind nämlich ausschliesslich männliche Tiere. Das liegt am ZW-System dieser Reptilien. Dabei handelt es sich um das Geschlechtschromosomensystem der Vögel und eben auch einiger Reptilien, Fischen und Insekten. Es funktioniert ähnlich dem XY-System wie der Mensch es besitzt. Dabei besitzen männliche Komodowarane aber zwei Kopien des dominanteren und längeren Z-Chromosom und die weiblichen Tiere nur eine Kopie davon und damit die Kombination ZW (beim Menschen haben die weiblichen zwei X Chromosomen und die männlichen die Kombination XY). Wenn die Eizelle bei der eingeschlechtlichen Vermehrung nun ihre Chromosomen verdoppelt, können nur die Kombinationen ZZ oder WW herauskommen. Dies hängt davon ab, welches Chromosom die Eizelle trägt. Weil die WW-Kombination nicht lebensfähig ist, bleiben nur Tiere mit der ZZ-Kombination – also Männchen. Diese können sich schliesslich nicht mehr selbst befruchten und die Trickserei der Natur hat ein Ende.

Ungeschlechtliche oder eingeschlechtliche vs. sexuelle Vermehrung

Die Parthenogenese ist eine Form der eingeschlechtlichen Vermehrung. Im Gegensatz zur ungeschlechtlichen Vermehrung entstehen die Nachkommen aus Geschlechtszellen, die sich sozusagen selbst befruchten und es kommt zur Rekombination der Gene. Sie tritt bei Wirbeltieren nur äusserst selten auf. Bis jetzt wurde sie bei Haien, Rochen, Echsen und seit neustem auch beim Kalifornischen Kondor beobachtet. Auch bei Weibchen einiger in Gefangenschaft lebenden Vogelarten – beispielsweise Truthühner, Hühner und Zwergwachteln – die getrennt von den Männchen gehalten werden, wurde das Phänomen schon häufiger festgestellt.

Weshalb scheinen die allermeisten Wirbeltiere aber nach wie vor die sexuelle Vermehrung zu bevorzugen? Schliesslich verbraucht die Partnersuche enorme zeitliche und energetische Ressourcen. Die Erklärung ist einleuchtend: Sex macht flexibel und stärker. Im Gegensatz zur ungeschlechtlichen können bei der sexuellen Fortpflanzungen während dem Kampf der Gene ums Überleben die stärksten Gen-Kombinationen entstehen. Gleichzeitig wären ständige Jungfernzeugungen für eine Art aber fatal. Denn die genetische Variabilität würde dadurch stark eingeschränkt und es kommt zu umumkehrbaren Gendefekten in der Inzucht-Population. So wie die Rekombination der Gene ein Vorteil der sexuellen Vermehrung ist, ist gleichzeitig keine Rekombination ein Vorteil der ungeschlechtlichen Vermehrung: Keine Rekombinationen bedeutet, dass bereits bestehende vorteilhafte Genkombinationen oder solche, bei denen keine Zellteilung möglich ist, erhalten bleiben.

Beim Komodowaran ist die bevorzugte Wahl der Fortpflanzungsmethode aber vor allem aus einem Grund klar: Da die aus der Parthenogenese entstehenden Tiere nur Männchen sind, setzt dies der Fortpflanzungskette ein Ende. Es wird vermutet, dass der Komodowaran nur zur Methode der eingeschlechtlichen Vermehrung greift, wenn ihm keine andere Wahl bleibt. Wegen der natürlichen Abgeschottenheit der Warane auf den Indonesischen Inseln liegt es nahe, dass weibliche Tiere nach ein Paar Jahren ohne erfolgreiche Partnerfindung spontan zur Selbstbefruchtung greifen. Ein einfacher Weg, die Art weiter zu erhalten.

Hier noch ein spannender Kurzfilm (10 Minuten) zu den Riesenechsen und deren Lebensraum:

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