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Winterruhe – wirklich?

Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross ist begeisterte Naturgärtnerin. In ihrem Garten in Zürich hat es nicht nur Platz für viele verschiedene Pflanzen, sondern auch für Wildbienen, Glühwürmchen und andere Tiere. Sie ist Präsidentin des Vereins Natur im Siedlungsraum NimS. Im Blog «Hotspot Naturgarten» schreibt sie regelmässig über Beobachtungen aus ihrem Naturgarten.

Im Winter befinden sich viele unserer kleinen Wildtiere, denen wir den Sommer hindurch in unserm Quartier begegnet sind, im Winterschlaf. Einige haben in Kleinstrukturen wie Holzbeigen oder Asthaufen, in Steinhaufen, Mäuerchen, Ritzen, im kühlen Dachstock, im Komposthaufen, unter schützendem Gestrüpp oder im Laub Unterschlupf gefunden.

Die Puppe eines Schmetterlings.
© Christine Dobler Gross

Viele Insekten überwintern als Larven, Raupen, Puppen oder Eier, einige aber auch als ausgewachsene Tiere. Es gibt z.B. Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge , den Zitronenfalter oder den Grossen Fuchs, die als Falter in einer Baumritze, im kühlen Dachstock oder Holzschuppen überwintern.

Die Tiere verharren oft in einer Starre, sodass sie nicht fliehen können, wenn sie in ihrem Versteck aufgestöbert werden. Das gilt nicht nur für Falter, sondern auch für Igel, Kröten, Bergmolche, Blindschleichen, Frösche, Eidechsen, Ringelnattern, Feuersalamander. In den Gebäudefassaden, Baumhöhlen oder in der Holzbeige schlafen vielleicht Fledermäuse.

Eine Waldmaus sitzt vor ihrem Versteck.
© Christine Dobler Gross

Andere Kleinsäuger wie Spitz- oder Waldmäuschen hingegen halten keinen Winterschlaf, weil sie auch im Winter ausreichend Nahrung finden. Diese Waldmaus hat das Vogelfutter entdeckt!

Wiese und Schrebergärten weichen einer Baustelle.
© Christine Dobler Gross

Im Dezember wurden hier in der Umgebung Familiengärten aufgehoben, Bäume gefällt und auf der ganzen Fläche eine grosse Baugrube ausgehoben, hier entsteht en Wohn- und Pflegezentrum.

Angrenzend an unsern Naturgarten werden demnächst (Ende März) die bestehenden Häuser abgerissen, der Garten aufgehoben und alles neu gebaut. Allgemein stelle ich fest, dass den ganzen Winter hindurch Bäume gefällt, Gärten und Gebäude abgebrochen und Baugruben ausgehoben werden. Und all das während der Winterruhe der Tiere! Du kannst es Dir ja lebhaft vorstellen, was mit diesen Tieren passieren wird, die nicht flüchten können……

Anstelle der abgerissenen Bauten und Gärten kommen leider allzu oft Neubauten mit nichts anderem als Rasen und Thujas/Kirschloorbeer, neben Beton mit vielen Parkplätzen – keine wildtierfreundliche Umgebungsgestaltung mit einheimischen Pflanzen, Hecken, Bäumen.

Tiere ruhen im Wintergarten.
© Christine Dobler Gross

Was sagen eigentlich Tierschutz und Umweltorganisationen dazu? Warum werden solche Abbrucharbeiten nicht vorausschauend geplant, sodass unsere Fauna Schonzeiten hat in ihrer Winterruhe, aber auch in den wichtigsten Monaten ihrer Fortpflanzungszeit? Müssten da nicht die Umweltverbände gemeinsam mit dem Tierschutz aktiv werden?

Und wenn die Schonzeiten nicht immer eingehalten werden können, sollte es doch möglich sein, wenigstens einen Teil der Tiere vorgängig in Sicherheit zu bringen. Dazu braucht es Merkblätter mit Anleitungen und natürlich eine verbindliche Regelung für die abbruchwilligen Liegenschaftsbesitzer und die Bauherren.

Ein Igel liegt im Nest.
© Christine Dobler Gross

Die Besitzer von solchen älteren Liegenschaften mit Umschwung sollten auf ihre Verantwortung hingewiesen werden, dass, ich zitiere die Fachstelle des Zürcher Tierschutzes «sie, die Asthaufen, die Scheiterbeigen, die Fensterläden und Estriche durchsuchen (lassen), um zumindest Igel und Fledermäuse aufzuspüren und dem Igelzentrum bzw. dem Fledermausschutz zur Pflege zu bringen. Andere Wildtiere sollten dem Wildhüter gemeldet werden, damit dieser aktiv werden kann.» Es gibt dazu Fachstellen, an die man sich wenden kann (siehe am Schluss dieses Blogs).

Mitarbeiterin des Igelzentrum Zürich hat sucht mit Ihrem Spürhund nach Igeln.
© Marlen Tinner Gräber

Ein schönes Beispiel soll hier erwähnt werden: Die Mitarbeiterin Ann des Igelzentrums Zürich hat ihren Hund zum Igelsuchhund ausgebildet. Hier sieht man sie mit ihrem Hund Jay an der Arbeit (Foto von Marlen Tinner Gräber). Sie kann man anfragen und ihr Hund wird das Grundstück absuchen und einen allenfalls versteckten Igel aufspüren, bevor dieser durch den Bagger versehentlich zu Schaden kommt.

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