Wenn ich in meinem Herbstgarten aufräume, gelten verschiedene Kriterien: Welche Früchte, Beeren, Samenkapseln und Stengel lasse ich stehen für die Vögel und andere Nutzniesser?
Was lasse ich stehen unter dem Blickwinkel der Ästhetik?
Wo warte ich noch, bis die Blüten verwelkt sind, die Raupe sich verpuppt hat und die Spinnen sich gepaart haben?
Was lasse ich liegen für die Kleinlebewesen (Laub, geschnittene Stauden, zusammengesammelte, dürre Äste), und wo baue ich gezielt Winterquartiere für den Igel? Hier steht, wie das gemacht wird: www.izz.ch.
Du kannst Dir vorstellen, dass dieses Vorgehen etwas mehr Zeit benötigt und nicht irgendeinem Gärtner delegiert werden kann. Das will ich aber auch gar nicht, denn mein Garten ist ja mein Hobby. Ich würde mich ja um meine unzähligen schönen Beobachtungen und Begegnungen im Garten bringen, jetzt bei diesem milden Herbstwetter und dem feinen Gezirpe der Strauchschrecken, die noch immer miteinander kommunizieren. Sie sind gut getarnt, es sei denn, sie sitzen gerade beim Fressen an der Fensterscheibe (hier an einem Weinrebenblatt).
Bei meiner Gartenarbeit treffe ich sogar im späten Oktober auf so manches Lebewesen, das noch unterwegs ist. Man kann sich denken, was mit diesen passieren würde, wenn Tellersensen, Laubbläser und Laubsauger zu Werke gehen!
Kürzlich unterhielt ich mich mit einem jungen Gärtner und fragte ihn, wie er die Gärten, die ihm anvertraut sind, für den Winter vorbereitet. Ich war erstaunt, wie viel der junge und interessierte Mann wusste. Und erschreckt, wie oft er offenbar von den Gartenbesitzern den Auftrag erhält, «sauber» zu machen, gegen jedes bessere Wissen, trotz seiner Bemühungen um Aufklärung der Leute. Viele wollen es überall «sauber», auch unter den Büschen, dem überlebensnotwendigen Rückzugs- und Überwinterungsgebiet für viele Kleintiere.
Du kannst Dich als Mitglied der Garten-Charta zu 10 Punkten bekennen, wie Du deinen Garten auf natur- und tierfreundliche Art gestaltest und unterhältst oder unterhalten lässt, und dies mit einem Emblem am Gartenhag kundtun. Die Charta will die Menschen und Tiere im Quartier untereinander vernetzen und beruht auf Freiwilligkeit. Weitere Informationen zu der Garten Charta findet sich unter www.energie-umwelt.ch.
Es braucht entschieden mehr Wertschätzung , die wir unsern Gärtnern, den Gärten und unsern kleinen, wilden Mitbewohnern entgegenzubringen bereit sind. Im Moment herrscht das «schneller und billiger» vor, was oft auch unprofessioneller bedeutet. Darum müssen Instrumente entstehen, die über die Politik in die Gesetze einfliessen, sei es die Regelung der Laubbläsereinsätze, der Umgang mit Herbiziden und weitere Schutz- und Förderungsaufgaben der Naturwerte durch die öffentliche Hand. Es braucht endlich mehr Verbindlichkeit neben den Appellen an die Einsicht und den guten Willen jedes Einzelnen.
Danke für die Hinweise und Anregungen, und die prächtigen Bilder!
Aber Schild am der Gartentüre tiefer hängen, so wird’s vom Igel glatt übersehen.