StartHintergrundFlinke Kletterer mit dichtem Fell – Der Siebenschläfer im Portrait

Flinke Kletterer mit dichtem Fell – Der Siebenschläfer im Portrait

Der Siebenschläfer, ein kleiner Nager mit grossen Knopfaugen und flauschigem Fell, ist ein faszinierender Bewohner unserer Wälder. Anlässlich des Siebenschläfertags am 27. Juni werfen wir einen Blick auf die Besonderheiten dieses nachtaktiven Tieres, das nicht nur durch seinen rekordverdächtigen Winterschlaf, sondern auch durch seine Anpassungsfähigkeit und Lebensweise beeindruckt.

Lebensraum und Unterschlupf

Siebenschläfer fühlen sich in Laub- und Laubmischwäldern besonders wohl, wo sie die Baumkronen als Lebensraum nutzen. Doch auch in der Nähe des Menschen sind sie anzutreffen: Gartenhäuser, Dachböden oder unbewohnte Nistkästen dienen ihnen als Unterschlupf. Oft verraten sie sich durch Poltern oder ihr charakteristisches Pfeifen.

Ernährung

Die Futtersuche betreiben Siebenschläfer vor allem in den Baumkronen. Ihre bevorzugten Nahrungsquellen sind energiereiche Nüsse, Samen, Eicheln, Bucheckern, Obst, Knospen, Beeren und Blüten. Auch Obstbäume und Sträucher werden gerne genutzt, um sich für den langen Winterschlaf zu stärken.

Familienplanung und Nachwuchs

Siebenschläfer sind wahre Meister der Familienplanung. In sogenannten Mastjahren, wenn Buchen und Eichen reichlich Samen produzieren, gibt es besonders viel Nachwuchs. Fehlen diese Samen in Mast-Ausfalljahren, kann es hingegen zu einem vollständigen Ausfall der Paarung und Jungenaufzucht kommen. Nach einer Tragezeit von etwa 30 Tagen bringt ein Weibchen zwei bis neun Jungtiere zur Welt, die bei der Geburt nur etwa vier Gramm wiegen – so leicht wie ein Einfrankenstück. Typischer Geburtstermin ist in unseren Breiten Anfang August. Die Aufzucht erfolgt in Baumhöhlen oder Nistkästen, wobei die Weibchen die Jungen alleine grossziehen.

Besondere Anpassungen

Die grossen Augen und langen Tasthaare des Siebenschläfers helfen ihm, sich in der Dunkelheit zu orientieren. Im Frühsommer wiegt er etwa 100 Gramm, doch vor dem Winterschlaf kann er sein Gewicht auf über 200 Gramm verdoppeln. Eine weitere Überlebensstrategie ist sein Schwanz: Wird er von einem Feind gepackt, kann die dünne Haut abreissen, sodass der Siebenschläfer entkommt. Der knochige Rest trocknet später ein und wird abgenagt.

Kuscheln aus Not

Siebenschläfer sind meist Einzelgänger. Anders ist es, wenn es kalt wird. In Gruppen von bis zu 16 Tieren schmiegen sie sich während des Tageschlafs eng aneinander, um Energie zu sparen und sich gegenseitig zu wärmen. Verwandte Tiere findet man häufiger zusammengekuschelt.

Winterschlaf: Weltrekordhalter

Der Siebenschläfer ist ein wahrer Weltmeister des Winterschlafs. Während andere Tiere nur wenige Monate ruhen, kann der Siebenschläfer bis zu 11 Monate in seinem Unterschlupf verbringen. Diese extremen Zeiten erreicht er aber nur in Jahren, in denen wenig Futter zur Verfügung steht. Dann entscheiden sich speziell die gut genährten Tiere gegen die Aufzucht von Jungtieren und verschwinden im Juli schon wieder unter die Erde in den Winterschlaf. So optimieren sie ihr Überleben in schlechten Zeiten. Insbesondere die Jungtiere würden in schlechten Jahren nicht überleben, daher verzichten die Siebenschläfer lieber ganz auf die Reproduktion. Der Winterschlaf hilft somit, die kalte und nahrungsarme Jahreszeit zu überstehen aber auch den vielen Fressfeinden zu entgehen.

Naturschutz und Feinde

Als heimisches Wildtier steht der Siebenschläfer unter Schutz und darf weder verfolgt noch getötet werden. Zu seinen natürlichen Feinden zählen jedoch Katzen, Marder, Wiesel und Eulen.

Kurioses aus der Geschichte

Im alten Rom galten Siebenschläfer als Delikatesse. Sie wurden in speziellen Tongefässen gemästet und auf vielfältige Weise zubereitet. Sogar Wettbewerbe um den «fettesten» Siebenschläfer waren üblich. In einigen Regionen, wie Slowenien und Kroatien, wird der Siebenschläfer bis heute gegessen. In der kroatischen Volkstracht besteht die Haube der Männer aus Siebenschläferfell.

Aus der Forschung: Gedächtnis und Wahrnehmung

Der Siebenschläfer nutzt den Winterschlaf als Anpassungsmechanismus an die kalte, nahrungsarme Jahreszeit. Doch wie wirkt sich das monatelange Herunterfahren fast aller Stoffwechselprozesse auf die Erinnerung, räumliche Orientierung und Wahrnehmung der kleinen Nager aus? Wissenschafter:innen des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni widmen sich dieser Frage und erforschen das Gedächtnis und das Erinnerungsvermögen der Siebenschläfer. Zum Forschungsprojekt.

Steckbrief

Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Familie: Bilche (Gliridae)
Gattung: Glis
Art: Siebenschläfer (lat.: Glis glis)
Körperlänge: ca. 14 cm
Schwanzlänge: ca. 11 cm
Gewicht: ca. 100 g im Frühsommer
Alter: bis zu 14 Jahre
Verbreitungsgebiete: Kontinentaleuropa, Kleinasien, Kaukasus bis nordwestlicher Iran

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte Kommentar eintragen
Bitte geben Sie ihren Namen hier ein

Newsletter Anmeldung

Erhalten Sie die neusten Jobs und News.

Dank Ihrer Hilfe können wir spannende Artikel aufbereiten, den Veranstaltungskalender pflegen und die Job-Platform betreuen.

TOP-NEWS