Wir lesen es, wir sehen es selbst: die schon lange anhaltende Trockenheit lässt zusehends auch die Pflanzenblüten in Stadt und Land verdorren, und das verheisst für Nektar- und Pollensuchende nichts Gutes… In den Rasenflächen der meisten Gärten schafft es grad einmal der Weissklee, wenn «Unkraut» überhaupt wachsen darf. Blickfänge sind nun die Hortensien, bei denen es sich meist um gezüchtete, geschlechtslose Formen handelt, die für Bestäuber gänzlich uninteressant sind.
Gestern nahm ich meinen Notizblock in die Hand und spazierte durch unsern Garten, um festzuhalten, wie das Blütenangebot für die Insekten aktuell aussieht. Es blühen zur Zeit 70 verschiedene Pflanzen. Ich nenne sie hier alle, als Anregung. Der Tisch in unserm Naturgarten ist das ganze Jahr hindurch gedeckt, meine Pflanzenwahl hat dies zum Ziel. Wenn die Blütensaison vorbei ist, bieten Beeren, Nüsse und andere Samen den Vögeln und Kleinsäugern Nahrung.
Aktuell sind die blühenden Kräuter bei Hummeln, Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen, Bläulingen usw. sehr begehrt. Dies sind Berg-Bohnenkraut, Wilder Majoran, Zitronenmelisse, Bergminze, Krause Minze, Basilikum, Ysop, Teefenchel. Nicht nur auf Teefenchel oder Wilde Möhre, auch auf die Pastinake legt der Schwalbenschwanz sehr gerne seine Eier ab.
Viele der Stauden haben erst begonnen zu blühen oder blühen schon zum zweiten Mal. Das ergibt den ganzen Sommer hindurch ein mehr oder weniger üppiges Menu. Es sind dies Natterkopf, Hornklee, Wilde Möhre, Pastinake, Sichelklee, Wegwarte, Rainfarn, Johanniskraut, Schafgarbe, Spornblume, Wilde Malve, Rosenmalve, weisse Lichtnelke, Breitblättrige Platterbse, Behaarte Karde, vier verschiedene Weidenröschen, Sumpf-Storchschnabel, Zaunrübe, Beinwell, Zaunwicke, Wirbeldost, Teufelsabbiss, Fingerkraut, weisses Labkraut, Färberkamille, Winden, Hohlzahn, Schwalbenwurz.
Die erst jetzt blühende Behaarte Karde ist eine selten gesichtete Pflanze: hübsch anzusehen, auch wenn verblüht, eine Attraktion für Insekten, duldet zudem die Trockenheit – kein unwesentlicher Faktor in Zukunft!
Der Sichelklee wuchert, auch in die Höhe, wenn du ihn lenkst. Du kannst ihn auch ständig in Form schneiden, er treibt immer neue Blüten. Und verströmt einen betörenden Honigduft!
Wo Rainfarn blüht, lässt die zierliche, leicht zu erkennende Alant-Seidenbiene meist nicht lange auf sich warten.
Das Wandkiesbeet ist gut gewappnet für trockene Sommer, es enthält robuste, trockenheitsliebende Pflanzen, die aufgezählten blühen jetzt alle noch oder wieder: Sonnenröschen, Kartäusernelke, Golddistel, rundblättrige und rapunzelblättrige Glockenblume, Goldaster, Taubenskabiose, Hügel-Waldmeister, Steinbrech-Felsennelke, aufrechter Ziest, Bergaster, kriechendes Gipskraut.
Die verblühten Kartäusernelken dienen den Schmalbienenmännchen Lasioglossum calceatum als Schlafplatz, sie sind darauf perfekt getarnt.
Wo wohl die Weibchen sind?
Also etwas weniger Eifer an den Tag legen, wenns ums Auf- und Abräumen geht: du weisst nicht, wozu das Verblühte noch dienen kann!
Im und um den Teich blühen Blutweiderich, Gewöhnlicher Wasserdost, Wasserminze, Froschbiss, Wasserschlauch. Beim Teich herrscht ein bemerkenswertes Gesumse, Wasserdost und Wasserminze sind hoch im Kurs, zudem trinken die Insekten Wasser oder holen es, um ihr Nest zu kühlen.
Unser Naturgarten lässt auch einigen Gartenblumen-Sorten und blühendem Gemüse einen Platz. Aktuell blühen Phlox, Sonnenhut, erste Herbstastern, Stockrose, Herbstanemone, Nachtkerze, Gaura, Sonnenblume, zwei Rosen, Gurke, Tomate, Wilde Rauke, Lattich.
Natürlich ging es auch in unserem Garten nicht ganz ohne zu wässern in dieser ausdauernden Hitze und Trockenheit: so werden seit Juli hin und wieder Giesskannen geschleppt und Schläuche verlegt, möglichst zurückhaltend und gezielt, auch um herauszufinden, wie die Pflanzen mit einem Minimum an Wasser zurechtkommen können. Trockene Sommer werden wohl die zukünftige Herausforderung für unsere Gärten sein.
Wir sind gut beraten, wenn wir keine «Säufer» heranziehen!
Auf der Webseite des neu gegründeten Fördervereins in Zürich «Natur im Siedlungsraum», kurz: NimS, wird in Bälde zu lesen sein, wie du zu einer konkreten Beratung vor Ort gelangen kannst und mit wenig Aufwand und Kosten mehr Natur in deinen Garten oder auf den Balkon bringen kannst.
Danke dir Christine für den wertvollen und informativen Beitrag. Ja, auch im Garten sind wir gut beraten, uns auf künftige trockene Sommer einzustellen. Und ich wünsche NimS natürlich viel Erfolg.
Vielen Dank für diesen interessanter Beiträge!