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Die Kleinen unter uns

Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross ist begeisterte Naturgärtnerin. In ihrem Garten in Zürich hat es nicht nur Platz für viele verschiedene Pflanzen, sondern auch für Wildbienen, Glühwürmchen und andere Tiere. Sie ist Präsidentin des Vereins Natur im Siedlungsraum NimS. Im Blog «Hotspot Naturgarten» schreibt sie regelmässig über Beobachtungen aus ihrem Naturgarten.

Im Naturgarten lassen sich mit Samenständen aller Art schöne Dekorationen machen, anstatt diese zu häckseln, kompostieren oder abführen zu lassen. Manchmal aber werden diese entdeckt von scheuen, kleinen Gartenbewohnern, und die Dekoration wird zum gedeckten Tisch!

Im Herbst fand ich auf einem Maisfeld liegengebliebene Maiskolben mit wunderschönen, goldgelb leuchtenden Körnern, welche ich nach Hause nahm, zu Dekorationszwecken.

Drei Maiskolben hängen an der Tür.
Ein schöner Schmuck für die alte Gartenhaustüre. © Christine Dobler Gross

Wenig später entdeckte ich Frassspuren an einem Kolben -wer stahl mir da meinen Herbstschmuck? Mein Verdacht musste jetzt gleich mit der IR-Wildkamera erhärtet werden.

Frassspuren am Maiskolben.
Das müssen starke Zähnchen sein! © Christine Dobler Gross

Und wie vermutet liessen sich die Täter, die Waldmäuse Apodemus sylvaticus, überführen, aber dass es gleich drei aufs Mal waren, verblüffte uns dann doch.

IR Kamera zeigt es: Die Waldmäuse (Apodemus sylvaticus) machen sich an dem Mais zu schaffen.
Man teilt sich den Futterplatz. © Christine Dobler Gross

Es gelang mir, eine Maus auch am Tag mit der Kamera zu fotografieren. Die kleinen, harmlosen Waldmäuschen -sie richten keine Schäden an, weder an Gebäuden noch an Pflanzenwurzeln- sind auch ab und zu tagsüber auf Futtersuche, besonders in den Spätherbst- und Wintermonaten.

Die Waldmaus turnt an dem Mais umher.
Ein wendiger und extrem flinker Kletterkünstler. © Christine Dobler Gross

Normalerweise aber bedürfen sie des Schutzes der dunklen Nacht, wo sie jedoch trotzdem Katzen, andern Säugern wie Füchsen und Mardern, aber auch Greifvögeln und Eulen, zum Opfer fallen. In unserm Naturgarten fehlt es deshalb auch für sie nicht an diversen Strukturen wie Holzbeigen, Asthaufen, Pflanzendeckungen, wo sie und andere Tiere sich verstecken können.

Eine Waldmaus versteckt sich im Holzstapel.
Die Holzbeige dient der Waldmaus bisweilen als Tagesversteck. © Christine Dobler Gross

Hier gucken zwei Mäuschen aus ihrer Höhle unter einer Bidumenplatte hervor, welche ich ausgelegt habe, um Nachweise von verschiedenen Kleintieren wie Leuchtkäferlarven usw. im Garten festzustellen.

Die Waldmaus versteckt sich in einem Erdloch.
Siehst Du die zweite Maus? © Christine Dobler Gross

Unter diesen Platten fand ich auch Fressplätze der Waldmäuschen, welche sich vorwiegend von Samen ernähren. Die Waldmaus trägt somit auch zur Verbreitung von Samen und dadurch zur Waldverjüngung bei. Im Frühling und Sommer frisst sie auch mal Regenwürmer oder Schnecken, wenn es noch wenig Samen hat.

Ein Nest mit Lindensamen darin.
Ein Futterplatz mit ölhaltigen Nüsschen einer Linde, gefunden an einem nahegelegenen Waldrand. © Christine Dobler Gross

Dieses Jahr haben wir besonders viele Waldmäuschen im Garten und führen es darauf zurück, dass wir einigermassen erfolgreich versuchen, die Katzen draussen zu halten.

Katze hinter einem Zaun.
Du bleibst draussen! © Christine Dobler Gross

Die Waldmäuschen haben regelrechte Schwielen an den Füsschen, mit welchen sie senkrechte Wände emporklettern können.

Der Fuss einer Waldmaus von Nahe.
Fuss eines Kletterkünstlers. © Christine Dobler Gross

Einmal mehr und immer wieder: nicht alles auf- und wegräumen im Garten! Natürlich auch keine Fadenmäher und Laubbläser verwenden, wohlverstanden… Schrecklich, wie immer noch (und, ich meine fast sagen zu können: immer mehr) die Gärten im Herbst ausgeräumt werden mit diesem lauten und zerstörerischen Maschinenarsenal, als wäre kein Leben drin…

Teilen wir privilegierten GartenbesitzerInnen den Garten doch mit den Kleinen unter uns, auf dass die Welt nicht immer noch ärmer an vielfältigem Leben wird. Es hätte genug Platz und Essen für alle…

Eine Waldmaus versteckt sich unter einem Baum.
Viele Verstecke sind wichtig für die kleinen Gartenbewohner. © Christine Dobler Gross

Vor ein paar Tagen entdeckten wir in einer Astgabel eines Feldahorns vor unserer Haustüre eine Art Samen-Nestlein aus Samen der Gewöhnlichen Waldrebe Clematis vitalba, welche den Ahorn umrankt.

Ein Nest in einem Baum.
Ein Nest an einer so exponierten Stelle? Und von wem? © Christine Dobler Gross

Am Abend lüfteten wir das Geheimnis: hier liessen sich zwei Waldmäuschen nieder, um ihr Abendmal, die Samen der Waldrebe, einzunehmen.

Zwei Waldmäuse sitzen in dem Nest auf dem Baum.
Ein friedliches Nebeneinander. © Christine Dobler Gross

Frohe Festtage und – wenn Du einen Garten hast: wirf ein paar Maiskörner oder Sonnenblumenkerne hinaus, die Waldmäuschen werden sie finden!

Zwei Waldmäuse in dem Baumnest im Wald.
Bitte nicht stören, wir sind am Fressen… © Christine Dobler Gross

1 Kommentar

  1. Ein wunderschöner Beitrag über die geheimnisvollen Mitbewohner unserer Gärten. In solchen unaufgeräumten Gärten mit vielen Verstecken haben die Katzen kaum Chancen die Mäuschen zu jagen. Seit ich in meinem Garten viel mehr Versteckmöglichkeiten erstellt habe, erwischt meine Katze kaum mehr Waldmäuschen. Dasselbe gilt auch im Sommer für die Eidechsen, die sich absolut gefahrlos in Asthaufen verstecken können, besonders wenn es auch dornige Äste hat, da haben die Katzen gar keine Lust zu jagen, denn es sticht ja…

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