Styropor mag so manchen Vorteil mit sich bringen: Es schützt unsere Gebäude preiswert und funktional vor Wärmeverlust oder zerbrechliche Güter vor Schäden. Doch es gibt einige Gründe, die gegen die weitläufige Produktion von Styropor sprechen: allen voran die verheerenden Konsequenzen für unsere Umwelt.
Seinen Ursprung hat Styropor im Deutschland der frühen Dreissiger Jahre: Zum ersten Mal wurde aus Polystyrol-Kügelchen mithilfe von Hitze und Wasserdampf ein Kunststoffschaum gezaubert und in der Folge der gegenwärtig vierthäufigste Kunststoff ins Leben gerufen.
Mittlerweile wird Styropor – auch bekannt als EPS – vielseitig eingesetzt und findet als Wärmedämmung bei Gebäuden, zum Schutz elektronischer Geräte oder als Verpackung von Take-away-Essen Gebrauch. Doch gemäss der kalifornischen Organisation «Clean Water Action» gibt es zahlreiche Gründe, warum die Verwendung des kostengünstigen Materials mit Vorbehalt geschehen sollte:
1. Nicht biologisch abbaubar
Ein Styroporbecher überdauert uns alle für Hunderte von Jahren. Der Becher wird über die Zeit hinweg zwar degradiert, kann aber nicht biologisch umgesetzt werden. Auf diese Weise zerfällt ein einzelner Becher in einigen Jahren in Tausende kleiner Partikel, an welchen sich Stoffe – auch solche unheilvoller Natur – besser festsetzen und anreichern können.
2. Recycling nur teilweise möglich
Nur «sauberes» Styropor, zum Beispiel von Gebäudeisolationen, kann recycelt werden. Verschmutzte Getränkebecher und Take-away-Behälter sind vom Recycling ausgeschlossen – lediglich 0.2 Prozent des gesamten Styropor-Einweggeschirrs konnten in Kalifornien jeweils rezykliert werden. Auch die «Styropor-Chips», die zum Schutz von zerbrechlichen Paketinhalten genutzt werden, können nicht verwertet werden.
3. Gesundheitlich bedenklicher Inhaltsstoff
Styrol, der Baustein der Polystyrol-Kügelchen, steht beim Menschen in Verdacht, krebserzeugend zu wirken und ist zudem ein erwiesenes Neurotoxin. Styrol wird bei Hitze oder beim Kontakt mit fettigen, säurehaltigen oder alkoholischen Lebensmitteln freigesetzt und in den Inhalt des Styroporgefässes – wie etwa Ihren Kaffee oder Ihre Suppe – abgegeben. Folglich kann Styrol von Ihrem Körper aufgenommen werden, was gemäss einer wissenschaftlichen Untersuchung durchaus der Fall ist: Styrol wurde in 100 Prozent der getesteten Proben von menschlichem Fettgewebe nachgewiesen.
4. Anreicherung toxischer Stoffe entlang der Nahrungskette
Insbesondere im Meer, dem Sammelbecken aller Abfälle, zeigen sich die negativen Konsequenzen von weggeworfenem Styropor. Einerseits kann das Verspeisen von Styropor bei den Meeresbewohnern zum Hunger- oder Erstickungstod führen. Andererseits nehmen sie die toxischen Stoffe in ihr Gewebe auf. Als besonders gefährlich für Wasserorganismen wird dabei das Flammschutzmittel HBCD eingestuft, mit welchem Styropor im Bausektor behandelt wird. Inzwischen ist dessen Gebrauch verboten, aber der Stoff zirkuliert nach wie vor durch unsere Ökosysteme. Auch Styrol konnte bereits in Luft-, Wasser- und Bodenproben detektiert werden. Entlang der der Nahrungskette reichern sich diese potenziell gefährlichen Stoffe an, welche wir, die Endkonsumenten, zu guter Letzt in hoher Konzentration verzehren.
5. Gefährliche Produktionsumstände
In den Styropor-Fabriken kommen die Arbeiter mit weiteren gefährlichen Substanzen wie Aceton, Toluol und Xylol in Kontakt. Die Folge sind sich häufende Berichte von unerwünschten Nebenwirkungen wie langsamere Reaktionszeit, Hörprobleme, Konzentrationsprobleme und eine Abnahme in der Anzahl und Qualität von Spermien bei den Fabrikarbeitern.
6. Teurer als man denkt
Hinsichtlich der Produktionskosten schneidet Styropor besser ab als allfällige ökologische Alternativen. Dafür dominieren bei den umweltverträglichen Alternativen die ökologischen und gesundheitlichen Vorteile. Schliesslich werden durch weggeworfenes Styropor unsere Ozeane sowie dessen Bewohner und zugleich die Ökosystem-Dienstleistungen, die wir von ihnen beziehen, in Mitleidenschaft gezogen: unter anderem die Regulierung des Klimas und die Nahrungsversorgung, die sich kaum mit Geld aufwiegen lassen.
7. Produktion aus Erdöl
Styropor wird aus Polystyrol-Kügelchen hergestellt, welche wiederum auf Basis von Erdöl produziert werden. Zwar besteht Styropor zu 98 Prozent aus Luft und nur zu zwei Prozent aus den Polystyrol-Kügelchen, doch selbst dieser geringe Anteil ist ausschlaggebend für die schlechte Umweltbilanz von Styropor. Denn für ein Kilogramm Styropor werden knapp drei Liter Erdöl benötigt.
8. Brutstätte für Moskitos
Styropor besteht wie bereits erwähnt fast nur aus Luft. Die Konsequenz: Wenn Styropor in die Umwelt gelangt, saugt es Wasser innert kürzester Zeit wie ein Schwamm auf und wird dadurch zu einer optimalen Brutstätte für Moskitos.
9. Alternativen sind vorhanden
Ein Start-up aus Texas hat mit AeroClay einen kompostierbaren Bio-Kunststoff entwickelt, der vergleichbare isolierende Fähigkeiten wie Styropor besitzt. Für dessen Herstellung kann jedoch auf Erdöl verzichtet werden. Stattdessen dient Lehm als Grundsubstanz für die Herstellung. Zudem kann biologisch abbaubares Einweggeschirr, zum Beispiel aus Zuckerrohr, Holz oder Kartoffelstärke und Zellulosefasern, gekauft werden.
10. Verbot zeigt Wirkung
In San Francisco wurde Styropor-Essgeschirr bereits 2007 verboten, woraufhin der Styroporabfall um mehr als ein Drittel verringert werden konnte. Hoffentlich werden noch weitere Städte oder Länder diesem guten Beispiel folgen.
Weitere interessante Informationen finden Sie im Faktenblatt der Organisation «Clean Water Action».
Danke lieber @naturschutz.ch für diesen Beitrag! Er wird (eine) Grundlage für meine Empfehlung an meinen Kunden für die «grüne» Umstrukturierung des Kindergartens. Dort braucht es Akustik-/Schallschutz. Dafür ist Styropor bezogen mit Stoff eine gute, günstige = grüne Alternative. Doch das Material ist leider nicht «grün». Deshalb bin ich unterwegs eine «preiswerte/sparsame» Alternative zu scouten.
Grün Sparen macht Spaß und lebe nachhaltig mit Lust, Christine
Stichwort Bernstein……..: Bernstein der Klasse 3 – Beckerit… – ist, es ist unglaublich, ein natürliches fossiles Polysterol!
Mehlwürmer fressen Styropor, übrig soll Kot und Co2 bleiben: (Video gedreht in Deutschland, kann jeder mal probieren) https://www.youtube.com/watch?v=HZp1PWFt8XA
Mikroplastik, nicht abbaubare Kunststoffe, all das hat mich dies Jahr mit Entsetzung erkennen lassen, dass es gefährlich ist und überall steckt.
Aber das Unglaubliche habe ich zu Polysterol soeben gefunden und seit einiger Zeit erkannt, dass nicht jeder Kunststoff gleich Kunststoff ist.
Styrol kommt natürlich in Pflanzen vor. Das lässt Polysterol in einem anderen Licht stehen.
Deshalb scheint Styropor eben doch an die natürlichen Stoffe eher angelehnt und mit PLA vergleichbar zu sein.
Meine Feststellung: Je reiner der Kunststoff (Polyethylen u.Ä.) und je künstlicher und ferner die Ausgangsstoffe, desto gefährlicher schätze ich es ein.
Und freilich kann massenhafter Mikrobernstein (=Mikro Polysterol) oder eine große Menge an natürlichen Ausgangsstoffen in hohen Konzentration (Styrol selbst) ungesund und gefährlich werden.
Abstrakt: So ist das natürliche Mineral in Asbestform (Silikate in Fadenform) überall in der Luft normalerweise eine wenig relevante Regelmäßigkeit, nur in höherer Exposition wird es so gefährlich.
Also bitte nicht alles aus der Fabrik gleich als Böse abstempeln, damit wir alle auch eine Chance haben, mit nur soviel Bio, wie nötig, der Industriewelt sinnvoll und effektiv Alternativen entgegen zu setzen!
Ich würde solche Kunststoffe, wie PS, selten und im geringen Maße einsetzen, vlt nicht als ganze Dämmung. Aber es wäre mir lieber, als PE oder Weichmacher PVC.
Was passiert aber wenn Styropor in die Welt Meere gelangt
Seit wann saugt sich Styropor mit Wasser voll? Das ist nicht zutreffend. Styropor reagiert nicht auf Wasser auf viele Jahre. Gleich wie Styrodur. Möglicherweise treten Stoffe aus, bei Reibung oder Knick mit Verbröselung. Styropor muß beschwert oder alternativ befestigt werden, um unter Wasser zu bleiben.